Barnstorfer Wald: Darwineum-Gegner machen mobil

Affen, Bäume, Sportler – Wem gehört der Barnstorfer Wald?

16. Januar 2011, von

2011 wurde von der UNESCO zum internationalen Jahr des Waldes ausgerufen. Auch in Rostock erhitzt das Thema Wald derzeit die Gemüter. In unserer Hansestadt ist es der Barnstorfer Wald, um dessen zukünftige Nutzung heftig gestritten wird.

Auf 40.000 Quadratmetern soll hier das Darwineum entstehen, eine Erweiterung des Rostocker Zoos, in dem unter anderem die Menschenaffen artgerecht untergebracht werden sollen.

Bereits Ende des letzten Jahres begannen die Vorbereitungen für den Baustart, der für das kommende Frühjahr geplant ist. Zäune wurden aufgestellt und Bäume gerodet. Anwohner, Sportler und Spaziergänger sehen sich seither mit Einschränkungen konfrontiert, die sie nicht hinnehmen wollen.

Protest für den Barnstorfer Wald
Protest für den Barnstorfer Wald

Gestern versammelten sich etwa 100 Gegner des Zoo-Projektes, um sich vor Ort ein Bild von der Baustelle im Barnstorfer Wald zu machen. Denn viele von ihnen fühlen sich durch den Zoo, die Politik und die Medien nicht angemessen informiert.

So war Arne Welenz, Initiator der Aktion, ursprünglich davon ausgegangen, dass das neue Menschenaffenhaus auf dem bisherigen Gelände des Zoos gebaut wird. „Wären die 1,1 Millionen Euro für ‚Schaffen für die Affen‘ gespendet worden, wenn die Bürger gewusst hätten, dass dieser Teil des Barnstorfer Waldes dafür benutzt wird?“, stellt er als Frage in den Raum.

Gudrun Kiesendahl
Gudrun Kiesendahl

„Dieser Laubwald mit vielen Buchen – so etwas muss geschützt werden. Das wird jetzt hier richtig platt gemacht“, ist Gudrun Kiesendahl überzeugt. Die Anwohnerin ist selbst oft laufend im Barnstorfer Wald unterwegs ist und zweifelt die Rechtmäßigkeit des Bauvorhabens aus naturschutzfachlicher Sicht an.

Arne Welenz
Arne Welenz

Angesichts der durch die Einzäunung des neuen Zoo-Geländes veränderten Wegführung kritisiert Arne Welenz nicht nur den Wegfall des 200 Meter langen Weges zur Jägerhütte als „den wichtigsten Weg“. „Mehrere Querwege sind auch nicht mehr begehbar. Selbst die Wege, die noch da sind, wurden halbiert“, empört er sich über die Zäune, die mitten auf den Weg gesetzt wurden.

Der Einwand, dass dies deshalb erfolgt sei, um die Rodung weiterer Bäume zu verhindern, konnte die mehrheitlich anwesenden Gegner des Projektes kaum überzeugen.

Dr. Jens Schweder
Dr. Jens Schweder

Dr. Jens Schweder, der bereits im Gespräch zwischen den Sportvereinen und dem Zoo den TC Fiko Triathlonclub Rostock vertrat, fordert, dass die Zäune um fünf Meter zurückgesetzt werden und der Durchgang zur Jägerhütte erhalten bleibt. Sein dritter „Hauptkompromissvorschlag“ sieht vor, dass das Erbbaurecht, welches der Zoo am Barnstorfer Waldes besitzt, an die Stadt zurückgegeben werden solle.

Für Kompromissvorschläge waren zahlreiche der anwesenden Gegner jedoch nicht zu haben. Sie forderten einen sofortigen Baustopp.

Oswald und Christa Möhner und Werner Garlipp
Oswald und Christa Möhner und Werner Garlipp

„Die Baugenehmigung ist illegal, weil hier ein Museum hergerichtet wird. Dafür ist der Wald überhaupt nicht vorgesehen“, sagt der Anwohner und ehemalige Bau-Senator Oswald Möhner. Enttäuscht zeigte er sich über die Arbeit des zuständigen Ortsbeirates, der dem Bau zugestimmt hat.

Auch was die Finanzierung des Zoo-Projektes angeht, wurde der verantwortungsvolle Umgang mit öffentlichen Mitteln seitens politischer Entscheidungsträger der Stadt und des Landes infrage gestellt.

„Wir haben hier eine unsichere Finanzierung, bei der noch nicht alle Gesichtspunkte erörtert wurden“, äußert Werner Garlipp seine Bedenken.

Zaun des Darwineums im Barnstofer Wald
Zaun des Darwineums im Barnstofer Wald

Denn wie für viele andere auch, ist für ihn noch völlig unschlüssig, woher die 250.000 Besucher kommen sollen. Diese seien zusätzlich erforderlich, um die Unterhaltung des Darwineums zu finanzieren. Im letzten Jahr besuchten – laut Angaben des Zoos – etwa 505.000 Gäste den Rostocker Tiergarten.

„Die Stadt ist zu fast 100 Prozent Gesellschafterin des Zoos. Das heißt, das finanzielle Desaster bekommt die Stadt, der Bürger am Ende ab“, befürchtet ein weiterer Gegner.

Viele offene Fragen und noch mehr Skepsis wurden bei den Teilnehmern der Ortsbesichtigung deutlich. Dennoch betonten viele ausdrücklich, dass sie zwar Gegner des Projektes, nicht aber des Zoos seien.

Der Zoo hat bereits auf das Informationsbedürfnis interessierter Bürger reagiert. So will er unter anderem Baustellenführungen und Themenabende anbieten. Auch ein Modell soll erstmals präsentiert werden.
Zwischen den Sportlern und dem Zoo wird es am 21. Januar eine weitere Gesprächsrunde geben.

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