FiSH - Festival im Stadthafen bringt Filmflair nach Rostock

FiSH 2011 mit Preisverleihung des Kurzfilmwettbewerbs „Junger Film“ zu Ende gegangen

15. Mai 2011, von
Der rote Teppich vor dem M.A.U. Club
Der rote Teppich vor dem M.A.U. Club

Es hatte ja schon ein bisschen was von Hollywood. Der rote Teppich war ausgerollt, Palmen lagen im Wind und es ging ganz viel um Filme und deren Macher. Zum achten Mal stand der Stadthafen ganz im Zeichen des Kinos – FiSH 2011. Wären die Kleider noch etwas luxuriöser gewesen und das Wetter, vor allem am Samstag, noch besser, dann hätten man fast glauben können, man sei beim kleinen Bruder des Oscars. Denn Preise wurden auch vergeben, aber dazu später mehr.

Moderator Tobias Wiemann interviewt die Macher des Filmes "Für ne Hand voll Tüten"
Moderator Tobias Wiemann interviewt die Macher des Filmes "Für ne Hand voll Tüten"

Wie es sich für ein Festival gehört, war das Geschehen auf mehrere Stationen aufgeteilt. Sowohl im LiWu als auch an der Bühne 602 wurden unterschiedlichste Filme gezeigt. Ein Schwerpunkt lag vor allem auf der Perspektive des Filmlandes Mecklenburg-Vorpommern, im Theater im Stadthafen wurde der Medienkompetenzpreis vergeben und im Circus Fantasia klang der Samstag mit einer Filmparty aus. Die vielleicht wichtigste Spielstätte war jedoch der M.A.U. Club. Wo sonst Künstler wie Knorkator oder Clueso auftreten, war für das Wochenende ein Kinosaal mit Platz für 400 Zuschauer eingerichtet worden.

Die Jury: Matthias Spehr, Hasso Hartmann, Robert Thalheim
Die Jury: Matthias Spehr, Hasso Hartmann, Robert Thalheim

Am Freitag und Samstag liefen dort alle Beiträge für den Kurzfilmwettbewerb „Junger Film.“ Nach jedem Film führte Moderator Tobias Wiemann ein kurzes Gespräch mit den Machern des Films. Im Anschluss an jeden der sieben Filmblöcke betrat die Jury die Bühne, um das Gesehene kurz auszuwerten. Die Bandbreite der Filme reichte von Experimentalfilmen, über Animationen und Kurzspielfilme, bis hin zu Dokumentationen.

Die Jury bestand aus der Filmkritikerin Felicitas Kleiner, dem Dramaturgen Hasso Hartmann, Regisseur und Schauspieler Axel Ranisch, Regisseur Robert Thalheim und dem Schauspieler Ronald Zehfeld. Jurypräsident war der Rostocker Filmdozent Matthias Spehr.

Die Jury:Ronald Zehfeld, Felicitas Kleiner, Axel Ranisch
Die Jury:Ronald Zehfeld, Felicitas Kleiner, Axel Ranisch

Aus den 408 Einreichungen wurden 29 für den Wettbewerb ausgesucht. Die Filme durften maximal 30 Minuten lang und höchstens zwei Jahre alt sein. Und da es sich um ein Jugendfilmfestival handelt, durften die Macher auch nicht älter als 27 Jahre sein. Jurypräsident Matthias Spehr erklärte zur Vorauswahl: „Wir wollten die gesamte Bandbreite des jungen Films präsentieren. Auch Filme mit Reibfläche sollten gezeigt werden.“ So gab es neben der Formenvielfalt auch inhaltlich sehr Unterschiedliches zu sehen, unter anderem eine Dokumentation zum Thema Tierliebe, ein Kinderfilmprojekt, eine Liebesgeschichte auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt und eine Frau mit einem Fisch im Mund.

Der Promotionspreis Findling geht an die Macher des Films "MARS"
Der Promotionspreis Findling geht an die Macher des Films "MARS"

Doch nicht nur die Jury musste die Streifen bewerten. Auch das Publikum war gefragt. Denn für jeden Block gab es Stimmzettel, auf denen jeder Film in Form von Schulnoten bewertet werden sollte. Aus den Stimmen wurde dann der Publikumspreis ermittelt. Und die Helfer hatten viel zu tun beim Auswerten, waren die Vorstellungen doch immer gut besucht, besser sogar als im letzten Jahr. Über 4000 Filmbegeisterte wurden insgesamt gezählt und viele von ihnen wollten am Sonntag auch endlich wissen, welche Filme nun besonders überzeugen konnten.

Der Förderpreis von Adobe geht an die Macher des Filmes "Sprachlos"
Der Förderpreis von Adobe geht an die Macher des Filmes "Sprachlos"

In einer öffentlichen Abstimmung entschied die Jury für jeden Film zuerst einmal, ob eine Bronze-, Silber-, oder Goldmedaille vergeben werden soll. In einem recht komplizierten Prozedere wurde sieben Mal Bronze, sieben Mal Silber und drei Mal Gold verliehen. Aus den drei Goldfilmen wählte die Jury dann den Festivalfilm des Jahres. Um die Spannung auch hier ein wenig zu erhöhen, stelle ich die drei Nominierten kurz vor.

„Für ne Hand voll Tüten“ zeigt zwei Emigranten, die vergeblich nach Arbeit suchen und dann einer alten Dame ihre Einkaufstüten nach Hause tragen. In dem Kurzspielfilm „MARS“ wird das Nachtleben gezeigt und wie schwer es ist, einen Platz darin zu finden. „Bettinas Job“ ist eine Dokumentation über eine Frau, die in einer Art Volksküche und Kleiderkammer arbeitet.

Gewinner des Publikumspreises ist "Für ne Hand voll Tüten"
Gewinner des Publikumspreises ist "Für ne Hand voll Tüten"

And the Winner is (ganz ohne goldenen Umschlag) „Bettinas Job!“ Die Jury lobte das soziale Engagement, welches viel zu wenig Geltung in der Gesellschaft findet. „Der Filmemacher Patrick Richter aus Erfurt zeichnet in einer tollen Bildsprache ein sehr persönliches Porträt seiner Protagonistin.“ Leider war der Filmemacher nicht anwesend, sodass er den mit 1000 Euro dotierten Preis nicht selbst in Empfang nehmen konnte.

Nachfolgend wurden einige Filme für Festivals delegiert und weitere Preise verliehen. Den Förderpreis der Firma Adobe für die beste Teamleistung gewann „Sprachlos.“ Den Promotionspreis „Findling“ konnte der schon mit Gold ausgezeichnete Film „MARS“ einstreichen. Mit dem Preis verbunden sind nicht nur 350 Euro, sondern auch eine Kinotour durch unser Bundesland.

Jaimie Grund, Ismail Haciömeroglu und Damir Hrnjic
Jaimie Grund, Ismail Haciömeroglu und Damir Hrnjic

Ein letztes Mal richtig spannend wurde es dann bei der Vergabe des Publikumspreises. Jurymitglied Hasso Hartmann betonte, dass dies eigentlich der wichtigste Preis sei, da man Filme nicht für Kritiker macht, sondern für ein Publikum. Und trotzdem sahen es die Gäste nicht viel anders als die Filmschaffenden, denn der Preis ging nach Köln an die Macher des Films „Für ne Hand voll Tüten.“

Die drei Macher Damir Hrnjic, Jaimie Grund und Ismail Haciömeroglu waren überglücklich. „Vorher dachten wir, wir holen uns nen Arschtritt ab und fahren wieder nach Hause! Und jetzt nehmen wir den Preis mit.“ Für die drei war es der erste Film. „Jamie stand das erste Mal hinter der Kamera, ich zum ersten Mal davor und Ismail führte das erste Mal Regie“, sagte Damir. Und dass man kein riesiges Budget braucht, beweist der sehr clevere Streifen auch – waren es doch nur drei Döner, die für den Film zur Verfügung standen.

Elisabeth Scharler und Joschka Korn
Elisabeth Scharler und Joschka Korn

Auch Joschka Korn aus Berlin war mit seinem Abschneiden sehr zufrieden. „Ich war schon beeindruckt, dass zwei Filme von mir ausgewählt wurden.“ Die Filme „Bild von ihr“ und „Astra & Cosmo“ des 23-Jährigen wurden jeweils mit Bronze ausgezeichnet. Letzterer ist ein Scifi-Trashfilm, der fast komplett improvisiert wurde. Set und Requisiten wurden von ihm und Freundin Elisabeth Scharler aus gefundenen Müllteilen gestaltet. Das merkt man dem Film aber nicht an und so wurde er auch von der Jury für den Wettbewerb bei zwei weiteren Festivals delegiert. „FiSH hat wirklich Spaß gemacht und war gut organisiert. Und auch die Filme waren schön vielfältig, auch wenn zwei oder drei Gurken dabei waren. Aber das ist immer so“, sagte der Filmemacher.

Dem Urteil kann ich mir nur anschließen. Es hat wirklich Spaß gemacht. Und weil die Resonanz auch im Publikum so positiv war, wird das FiSH im nächsten Jahr noch einen Tag länger gehen. Wer nicht so lange warten will, kann auch jetzt noch etwas Festivalluft schnuppern. In der nächsten Woche zeigt das Lichtspieltheater Wundervoll noch einmal verschiedene Programmhighlights der letzten drei Tage. Dann mal Petri Heil!

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