Hanse Sail 2012 - Schiffe mit Kanonenschüssen begrüßt

Die Kanoniere aus Kyritz feuern Salutschüsse ab, um jedes einzelne Schiff auf der Hanse Sail 2012 zu begrüßen – dabei schützen nicht nur die Zuschauer ihre Ohren

8. August 2012, von
Die Kanoniere des „Ersten Historischen Traditions- und Artillerie-Corps Kyritz e.V.“ heißen die Schiffe zur Hanse Sail 2012 in Warnemünde willkommen
Die Kanoniere des „Ersten Historischen Traditions- und Artillerie-Corps Kyritz e.V.“ heißen die Schiffe zur Hanse Sail 2012 in Warnemünde willkommen

„Das knallt einem ja die Ohren vom Kopf weg!“, ruft Anita Jank ihrer 4-jährigen Tochter Katharina zu, die sich immer noch die Ohren nach dem großen Knall zuhält. Ganz zufällig sind die beiden heute auf das lautstarke Begrüßungskomitee gestoßen, das mit einer kleinen Kanone an der Ostmole in Warnemünde jedes zur Hanse Sail 2012 einlaufende Schiff willkommen heißt.

Die 4-jährige Katharina hält sich bei den Salutschüssen zur Hanse Sail lieber die Ohren zu
Die 4-jährige Katharina hält sich bei den Salutschüssen zur Hanse Sail lieber die Ohren zu

Trotz der geringen Größe von einem Meter macht die Haubitze einen gewaltigen Lärm. „Vorsicht, wir schießen! Es wird laut!“, warnt Thomas Finke die Zuschauer vor jedem Abschuss. Der Geschützführer ist seit anderthalb Jahren Mitglied im „Ersten Historischen Traditions- und Artillerie-Corps Kyritz e.V.“ und hegt schon lange ein Interesse für Militärhistorie.

„Schießen und Uniform sind dabei nur Auswüchse“, sagt er. Dabei gibt sich der Verein große Mühe mit der detailgetreuen Nachbildung der Uniformen und Kanonen. Sie halten sich im Nachspiel an ein historisches Exerzierreglement, um möglichst nah an den wirklichen Ereignissen zu bleiben. „Geschichte lebendig halten, um nachzuvollziehen, was wie und wann passiert ist“, ergänzt der Ladeschütze Jens Speldszus vom Kyritzer Verein.

Kanoniere vom „Ersten Historischen Traditions- und Artillerie-Corps Kyritz e.V.“ bei der Hanse Sail 2012
Kanoniere vom „Ersten Historischen Traditions- und Artillerie-Corps Kyritz e.V.“ bei der Hanse Sail 2012

Und ihre 7-Pfünder-Kanone kommt oft zum Einsatz – stets mit der gleichen, aber vorsichtigen Routine und den eindeutigen Kommandos. Geschützführer Thomas Finke ruft den Ladeschützen und den Richtschützen Andres Mallé an die Haubitze, das Rohr wird gereinigt, statt einer Kugel wird die Kartusche mit dem Böllerpulver eingelegt, die Lunte eingefädelt und angezündet. Kurz danach knallt es. Aus der Kanone bricht eine rote Flamme hervor und grauer Rauch ist der letzte Zeuge des Donners.

„Wann genau der Knall kommt, kann niemand sagen“, warnt der Rostocker Kanonier Manfred König von der „Schützengesellschaft Concordia von 1848“ und fügt an: „Das Schwarzpulver ist gefährlicher als Dynamit.“ Der Rostocker Verein hat schon zum zweiten Mal den Kyritzern die Aufgabe des Begrüßens übertragen, „weil es für die Vereine vom Binnenland etwas ganz Besonderes ist, hier am Wasser mit ihren Kanonen zu schießen. Wir können das ja immer.“

Benjamin Schulz und Iris Natterer warten gespannt auf den nächsten Kanonenschuss zur Hanse Sail 2012
Benjamin Schulz und Iris Natterer warten gespannt auf den nächsten Kanonenschuss zur Hanse Sail 2012

Zum Beispiel am Donnerstag, wenn nach der feierlichen Eröffnung der Hanse Sail auch im Stadthafen die ankommenden Schiffe begrüßt werden oder am kommenden Samstag, wenn das 13. Kanoniers- und Böllertreffen am Gehlsdorfer Ufer mit Vereinen aus der ganzen Republik stattfindet. Bei kostenlosem Eintritt und einer Einladung zum Lagerfeuer werden hier Traditionen und Kenntnisse über Technik, Uniformen und Bräuche vermittelt.

Iris Natterer und Benjamin Schulz blieben auch eine Weile stehen, um den Kanonieren zuzusehen und auf den nächsten Schuss zu warten. Tatsächlich schien eher der Junge davon beeindruckt zu sein. „Mir ist das etwas zu laut“, sagt die Touristin aus Freiburg.

Heute besichtigten Birgit und Michael Vitt schon die „Kruzenshtern“, morgen fahren sie auf der „Gulden Leeuw“ mit
Heute besichtigten Birgit und Michael Vitt schon die „Kruzenshtern“, morgen fahren sie auf der „Gulden Leeuw“ mit

Während sie eher zufällig ihre Ferien zum Zeitpunkt der Hanse Sail in Rostock verbringen, sind Birgit Vitt und ihr Mann Michael gezielt aus Düsseldorf zum Urlaub hergekommen. Die Altenpflegerin und der Kirchenmusiker zeigten sich interessiert an der Traditionspflege, sind aber mit einem anderen Ziel nach Rostock gereist.

Haben sie im letzten Jahr die „Kruzenshtern“ nur von außen betrachtet, konnten sie heute sogar auf das Schiff gehen. „Die ‚Kruzenshtern‘ hat ja schließlich einen Namen“, sagt Michael Vitt und seine Frau Birgit fügt an: „Wir sind ganz begeistert und beeindruckt und machen dieses Jahr sogar einen Tagesausflug mit der ‚Gulden Leeuw‘. Obwohl ich eigentlich eine Landratte bin, wollte ich das im Leben auch mal mitgemacht haben.“

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