Hellmuth Karasek: „Im Paradies gibt's keine roten Ampeln“

Lesung von Hellmuth Karasek zugunsten des Rostocker Hospizes

15. April 2011, von
„Im Paradies gibt's keine roten Ampeln“
„Im Paradies gibt's keine roten Ampeln“

Exakt 264 Stühle hatten die Mitarbeiter der Weiland Buchhandlung aufgebaut. Und sensationellerweise blieb kein Sitz leer. Volles Haus also in der Kröpeliner Straße. Verantwortlich für die Menschenmassen war Hellmuth Karasek. Der Journalist und Autor stellte sein neustes Buch „Im Paradies gibt’s keine roten Ampeln“ vor. Die Veranstaltung diente zusätzlich einem guten Zweck, denn die Einnahmen wurden an das Hospiz am Klinikum Südstadt gespendet.

Hellmuth Karasek im Jahr 2011
Hellmuth Karasek im Jahr 2011

Das neuste Werk von Hellmuth Karasek ist, wie schon einige Bücher vorher, eine Sammlung von Glossen, die in den letzten Jahren in diversen Zeitungen veröffentlicht wurden. Eine Glosse ist ein kurzer und oft satirischer Beitrag, in dem ein Autor seine persönliche Sicht auf ein Ereignis schildert. Karasek drückte es ein wenig anders aus: „Glossen sind ein Nichts, aber wunderbar in Seide gepackt.“

So trug Karasek nicht nur einzelne Texte vor, sondern gab ganz nebenbei auch noch Tipps, was gute Themen für Glossen sind und was man eher nicht machen sollte. „Man soll in Glossen zwar privat, aber nicht intim sein. Die Leser müssen die Ereignisse nachvollziehen können. Darum interessiert es nicht, wenn ich mit Käthe geschlafen habe, weil das haben wohl die allerwenigsten, sondern eher, dass ich mich nicht mehr bücken kann.“

Über 250 Besucher in der Buchhandlung Weiland
Über 250 Besucher in der Buchhandlung Weiland

Der Titel des Buches bezieht sich auf die Ereignisse rund um Margot Käßmann. Die Pfarrerin war im Jahr 2010 betrunken über eine rote Ampel gefahren und von der Polizei erwischt worden. Sprachlich brillant kommentiert Karasek, dass Gott ja eigentlich Schuld an den roten Ampeln sei. Hätte er diese nicht geschaffen, hätte sie nicht ihren Job verloren. „Im Himmel braucht man eben keine Ampeln. Hier sind die Leute eh schon tot oder leben ewig.“

Neben der scharfen Sprache zeichnet die Texte des Journalisten eine sehr genaue Beobachtungsgabe aus. So erzählt er anhand einer Toilettentür mit der Inschrift „Natascha, ich liebe dich!“ eine Geschichte über den Jahrtausendwechsel. Es gab auch immer mal wieder lustige Seitenhiebe auf die deutsche Medienlandschaft. So bekamen etwas Jürgen Drews, Guido Westerwelle und auch Mario Barth ihr Fett weg.

Hellmuth Karasek
Hellmuth Karasek

Und auch die zunehmenden Plagiatsfälle bei Doktorarbeiten wurden thematisiert. In der dazu gehörenden Glosse hat der Autor, der 13 Jahre Teil des literarischen Quartetts war, auch sehr persönliche Erfahrungen verarbeitet. Er habe seine Doktorarbeit in Tübingen geschrieben und sein Professor sei anfangs nicht so zufrieden gewesen. Es stellte sich heraus, dass Karasek einfach nur vergessen hatte, dem Professor für alles zu danken. „So bin ich zum Doktor geworden, ohne Geld dafür zu bezahlen oder mit jemandem zu schlafen.“

Birger Birkholz und Florian Rieger
Birger Birkholz und Florian Rieger

Der Leiter des Hospizes, Birger Birkholz, zeigte sich nach der Lesung sehr begeistert. „Es ist schön, dass wir auch mal mit so einem heiteren Thema auf unsere Arbeit aufmerksam machen können.“ In der Einrichtung am Klinikum Südstadt werden sterbende Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. 90 Prozent der Kosten werden dabei von den Kranken- und Pflegekassen übernommen, 10 Prozent muss das Haus selbst aufbringen. Und auch das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern. Am 20. August wird es ein Benefizkonzert mit dem Kinderchor des Sankt Johannis Orden geben.

Auch der Leiter der Buchhandlung, Florian Rieger, war zufrieden. „Das war bisher unsere erfolgreichste Lesung.“ Dabei war Hellmuth Karasek gar nicht zum ersten Mal in Rostock. Schon im Februar letzten Jahres las der Autor anlässlich der Eröffnung der Buchhandlung bei Weiland. „Wenn im nächsten Jahr ein neues Buch kommt, versuchen wir ihn wieder zu holen“, versprach Rieger. Der Erfolg des Abends gab ihm recht.

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