Staatsoberhäupter zu Gast in Warnemünde und Rostock

Zum 11. Treffen deutschsprachiger Staatsoberhäupter besuchten die Monarchen von Belgien, Liechtenstein und Luxemburg sowie die Präsidenten der Schweiz und Österreich Joachim Gauck in seiner Heimatstadt

19. September 2014, von
Philippe, König von Belgien, der Bundespräsident der Schweiz Didier Burkhalter und seine Frau, die belgische Königin Mathilde von Belgien sowie Bundespräsident Joachim Gauck begrüßen Kinder im Stadthafen Rostock
Philippe, König von Belgien, der Bundespräsident der Schweiz Didier Burkhalter und seine Frau, die belgische Königin Mathilde von Belgien sowie Bundespräsident Joachim Gauck begrüßen Kinder im Stadthafen Rostock

Einen richtigen König sehen – wie hunderte andere Schaulustige warteten auch der sechsjährige Nils und seine Schwester gespannt auf den hohen Besuch, der gestern in Rostock weilte. Dann stand schließlich der Schweizer Bundespräsident im Stadthafen vor ihm, der sofort verstand und Philippe, den König der Belgier, herbeizauberte. Mit Anzug und Schlips unterschied der sich zwar kaum von den anderen Herren und seine Krone hatte er auch nicht dabei, dafür aber seine strahlende Gemahlin Königin Mathilde.

Die Belgier wie auch der Luxemburgische Großherzog waren in diesem Jahr zum ersten Mal beim informellen Treffen deutschsprachiger Staatsoberhäupter dabei. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hatte dafür die Monarchen von Belgien, Luxemburg und Liechtenstein und die Bundespräsidenten der Schweiz und Österreich zu einem Gedankenaustausch in seine Heimat eingeladen.

Thema bei einem Arbeitsgespräch am Vormittag in Bad Doberan war der demografische Wandel. Insbesondere das dünn besiedelte Mecklenburg-Vorpommern sei mit dessen Herausforderungen konfrontiert, der Infrastruktur, medizinische Versorgung und die öffentlichen Haushalte betreffe. „Daraus erwachsen viele Fragen für politisches Handeln. Die Antworten auf diese Fragen kann die Politik nicht alleine geben. Es braucht einen breiten Austausch, einen gesamtgesellschaftlichen Dialog darüber, wie wir dem demografischen Wandel und seinen Folgen begegnen können“, sagte Gauck.

Familienfoto vor dem weißen Pavillon in Bad Doberan: Sophie Herzogin in Bayern mit ihrem Mann Erbprinz Alois von Liechtenstein, das belgische Königspaar Mathilde und Philippe, Henri, Gorßherzog von Luxemburg, Daniela Schadt an der Seite von Bundespräsident Joachim Gauck, Margit und Heinz Fischer, Bundespräsident von Österreich und Friedrun und Didier Burkhalter, Bundespräsident der Schweiz
Familienfoto vor dem weißen Pavillon in Bad Doberan: Sophie Herzogin in Bayern mit ihrem Mann Erbprinz Alois von Liechtenstein, das belgische Königspaar Mathilde und Philippe, Henri, Gorßherzog von Luxemburg, Daniela Schadt an der Seite von Bundespräsident Joachim Gauck, Margit und Heinz Fischer, Bundespräsident von Österreich und Friedrun und Didier Burkhalter, Bundespräsident der Schweiz

Auch der Konflikt in der Ukraine bewegte die Staatsoberhäupter. „Mit dem Thema hätten wir uns ausschließlich beschäftigen können, weil wir Sorgen alle miteinander teilen. Es kann nicht sein, dass das Völkerrecht einfach nicht beachtet wird, und dass alle, die das sehen und begleiten, tatenlos zuschauen“, fand Gauck klare Worte. Zur Absicht der Landesregierung, demnächst in Warnemünde trotz EU-Sanktionen das Wirtschaftstreffen „Russlandtag“ zu veranstalten, zeigt sich der Präsident zurückhaltend, hofft aber, dass ein Weg gefunden wird, „der kein Porzellan zerschlägt.“

Zum Mittagessen lud der Bundespräsident auf das Warnemünder Fahrgastschiff „Käpt’n‘ Brass“, das die Gäste vom Ostseebad in den Stadthafen brachte, wo sie vom Oberbürgermeister Roland Methling begrüßt wurden. Recht spontan war dieser Programmpunkt noch eingeschoben worden, nachdem der Rostocker Stadtverwaltung erst kurzfristig der hochrangige Besuch bekannt geworden war, was zunächst für Irritationen gesorgt hatte. Anders als der Bürgerschaftspräsident Wolfgang Nitzsche, der daraufhin in der Zeitung offen sein Desinteresse an den Gästen bekundete, konnte Roland Methling über das „Versehen der Staatskanzlei“ hinwegsehen: „Das haben wir ausgebügelt. Wir sind alle froh, dass der Bundespräsident und Ehrenbürger der Hansestadt Rostock Joachim Gauck seine Gäste in unsere schöne Hansestadt eingeladen hat“, sagte er und studierte vor dem Anlegen des Fahrgastschiffes im Stadthafen noch einmal seinen Spickzettel. „Majestät, Königliche Hoheit oder eure Durchlaucht“ – da möchte auch das Stadtoberhaupt den Überblick über die Etikette bewahren.

Während der Vormittag dem Blick in die Zukunft gewidmet war, stand das Nachmittagsprogramm ganz im Zeichen der Erinnerung an die gesellschaftspolitische Wende in Deutschland vor 25 Jahren. Nach einem Besuch im ehemaligen Stasi-Gefängnis erzählten Zeitzeugen in der Marienkirche von ihren Erinnerungen an den Herbst 1989 und ihrem Leben in der DDR-Dikatur.

Zeitzeugenbegegnung in der Rostocker Marienkirche
Zeitzeugenbegegnung in der Rostocker Marienkirche

Insbesondere für Joachim Gauck, der hier einst selbst die friedlichen Proteste maßgeblich unterstützte, war dies eine sehr emotionale und bewegende Begegnung mit früheren Weggefährten. „Dass wir Sie hier mit den Erlebnissen aus einer nordostdeutschen Stadt konfrontieren, ist gleichzeitig ein Mithineinnehmen in eine große ostmitteleuropäische Freiheitsbewegung“, sagte er in seinen abschließenden Worten zu den internationalen Gästen.

Das 12. informelle Treffen der deutschsprachigen Staatsoberhäupter findet 2015 in Liechtenstein statt.

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