Lange Nacht der Museen 2010 in Rostock

Von Feuershow bis Nach(t)klänge – Museumsnacht begeistert mit vielseitigem Programm

31. Oktober 2010, von
"The Fire Drake" eröffnet die Lange Nacht der Museen 2010 auf dem Traditionsschiff
"The Fire Drake" eröffnet die Lange Nacht der Museen 2010 auf dem Traditionsschiff

18 Uhr. Gespanntes Warten. Das Wetter ist angenehm, kein Regen, nicht zu kalt, ein leichtes Lüftchen weht. Es dämmert. Dann erklingt Musik, Rammstein. Feuer frei. Und ein Flammenkegel erhellt das Deck des Traditionsschiffs. Herzlich willkommen zur Langen Nacht der Museen 2010.

Zum ersten Mal gab es in diesem Jahr ein offizielles Auftaktevent, nämlich eine Feuershow mit dem Künstler „The Fire Drake“. Nachdem im letzten Jahr nicht so viele Gäste wie erhofft den Weg zum Museumsschiff genommen haben, wurde der Standortnachteil in diesem Jahr förmlich weggebrannt. Etwa 300 Menschen wollten wissen, ob die Feuershow das Schiff in Brand setzt. Zum Glück ist dies nicht passiert, auch wenn Feuer gespuckt wurde, brennende Kugeln durch die Luft sausten und Funken sprühten.

Leiter des Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Peter Danker-Carstensen
Leiter des Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Peter Danker-Carstensen

Im Anschluss daran führte mich Museumsleiter Dr. Peter Danker-Carstensen durch das Schiff und zeigte mir, was sie in diesem Jahr alles für die Gäste vorbereitet hatten. „Es ist mir eine Ehre, dass wir zu unserem 40. Jubiläum die Auftaktveranstaltung bestreiten dürfen.“ Viele besondere Angebote hat das Museumsteam zusammengestellt. So wurden Filme über das Schiff gezeigt, es gab Führungen, man konnte funken und morsen und das traditionelle Handwerk wurde gezeigt.

Alexander Kiencke, traditioneller Holzschiffbauer und Betreuer der museumspädagogischen Angebote, hatte dazu auch eine Reeperbahn aufgebaut. Dort wurden jedoch keine leichten Mädchen gezeigt, sondern wie man Seile herstellt. Drei dünne Hanfschnüre werden zu einem dickeren Seil gedreht. Mit diesen Seilen konnten die Kinder dann auch gleich alte Seemannsknoten üben.

Das Depot 12 bei der Langen Nacht der Museen 2010
Das Depot 12 bei der Langen Nacht der Museen 2010

Ich hätte sicherlich noch länger auf dem Schiff bleiben können, doch hatten noch 14 andere Rostocker Einrichtungen ihre Pforten geöffnet. Also rein in den von der RSAG gesponsorten Shuttlebus und ab zur nächsten Station auf meiner nächtlichen Museumstour, dem Depot 12.

Die Interessengruppe Rostocker Nahverkehrsfreunde hat in Zusammenarbeit mit der RSAG das alte Straßenbahndepot in Marienehe zu einem Museum umgewandelt. Der Vorsitzende der Interessengruppe, Ulrich Rohde, führte die Gäste durch die Räumlichkeiten und zeigte die alten Fahrzeuge. „Bis auf zwei Ausstellungsstücke sind alle Busse und Bahnen noch fahrtüchtig. Sogar die älteste Bahn, der Wismarer Triebwagen aus dem Jahr 1926, ist noch einsatzbereit.“

Verpflegung in einem historischen Straßenbahnwagen im Depot 12
Verpflegung in einem historischen Straßenbahnwagen im Depot 12

Bevor es zur nächsten Station weiterging, stärkte ich mich noch etwas, denn das konnte man im Depot 12 nicht nur günstig, sondern auch in einer ganz besonderen Atmosphäre. Im Triebwagen mit der Nummer 46 wurden Getränke ausgeschenkt und Würstchen verkauft. Nebenbei konnte man stilecht auf den alten Sitzen Platz nehmen und auf einem Bildschirm Filme über die historischen Bahnen sehen. Wusstet ihr, dass die RSAG im Jahre 1881 gegründet wurde und eine Einzelfahrt damals noch 10 Pfennig gekostet hat?

Skulpturen der Griechen und Römer im Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften
Skulpturen der Griechen und Römer im Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften

Mit diesem Wissen ging es wieder in den Shuttlebus, der im Preis der Karte schon mit inbegriffen war, und ab zum nächsten Ausstellungsort, dem Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften.

Dieses zeigte eine Sammlung von Skulpturen der Griechen und Römer. Eine Premiere, denn die eigentliche Ausstellungseröffnung findet erst im nächsten Jahr statt, wie mir Kustodin Dr. Jutta Fischer berichtete. „Es ist vor allem eine Lehrsammlung. Dadurch, dass alles Abgüsse sind, kann man damit im Rahmen des Studiums auch experimentieren.“ Viele der Ausstellungsstücke sind auch eine Dauerleihgabe der Universität Greifswald, da das dortige Institut für Altertumswissenschaft geschlossen wurde.

Inzwischen war es 22 Uhr und noch immer hatte ich die Innenstadt vor mir. Eigentlich wollte ich direkt in das Kulturhistorische Museum, entschied mich dann aber spontan für einen kurzen Abstecher in die Zoologische Sammlung der Universität. Und das war eine gute Entscheidung, denn dort gab es unglaublich viel zu sehen.

Zum einem wurde die Sonderausstellung mit dem Thema „Schönheit und Artenvielfalt im Tierreich“ präsentiert. Es gibt ungefähr 15 bis 20 Millionen Tierarten auf der Erde. Von 50.000 gibt es in der Zoologischen Sammlung Präparate. In der Sonderausstellung geht es vor allem um die Frage, was Schönheit ist und welche Funktion sie im Tierreich hat.

Hühnerküken in der Zoologischen Sammlung der Universität
Hühnerküken in der Zoologischen Sammlung der Universität

Doch nicht nur Präparate wurden gezeigt. Einige Studenten haben mit einem Brutapparat Hühnerküken ausgebrütet. Und die Überraschung war schon groß, dass diese nicht nur gelb sind, sondern auch schwarz und braun.

Der Direktor des Instituts für Biowissenschaften, Prof. Dr. Stefan Richter, war hocherfreut über die vielen Besucher. „Es wäre nur noch besser, wenn die Leute nicht nur zur Langen Nacht der Museen kämen, sondern auch an normalen Tagen.“ Ich denke, das werde ich demnächst auch noch mal tun, denn obwohl ich mir längst nicht alles angeschaut habe, musste ich doch weiter zu meiner letzten Station, dem Kulturhistorischen Museum.

Münzgeschichten mit dem Leiter des Kulturhistorischen Museums Dr. Steffen Stuth
Münzgeschichten mit dem Leiter des Kulturhistorischen Museums Dr. Steffen Stuth

Dort war nicht nur die Sammlung geöffnet, sondern es gab den ganzen Abend über Vorträge.

Als ich um 23 Uhr ankam, sprach Dr. Steffen Stuth, der Museumsleiter, gerade über gekrönte Häupter auf Metall. Es ging um Münzen und die Geschichten, die hinter den Motiven stehen. So bekam ich sogar zum Abschluss des Abends noch einen Vortrag über die Münzgeschichte, begonnen bei Kaiser Karl.

Abschlusskonzert mit Studenten der HMT in der Universitätskirche
Abschlusskonzert mit Studenten der HMT in der Universitätskirche

Beendet wurde der Abend traditionell mit einem Konzert in der Universitätskirche. Unter dem Motto Nach(t)klänge präsentierten Vladimir Sedlak am Fagott, Melina Paetzold an der Klarinette und Stephanie Treichel an der Oboe Werke von Bach, Mozart und Ibert.

Die Studenten der Hochschule für Musik und Theater setzten damit einen gelungen Schlusspunkt, der durch die fantastische Akustik der Kirche noch verstärkt wurde. Einige Gäste hatten die Augen geschlossen. Ob sie nur die Musik mehr auf sich wirken lassen wollten oder aber so erschöpft von der langen Nacht waren, kann ich nicht beurteilen.

Pünktlich um Mitternacht war das Konzert vorbei. Und auch, wenn noch einige Standorte geöffnet hatten, entschied ich mich den Heimweg anzutreten. Sechs Stunden Kultur haben ganz schön geschlaucht, aber auch sehr viel Spaß gemacht. Es war eine gute Organisation, wirklich jeder, mit dem ich gesprochen habe, war freundlich und hilfsbereit und auch die Gäste waren interessiert und entspannt. Die angestrebte Zahl von 4.000 Besuchern dürfte mindestens erreicht worden sein und somit kann die fünfte Lange Nacht der Museen wieder als voller Erfolg verbucht werden.

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