Die Mittelmole in Warnemünde wird neu sortiert

Hamburger Architekturbüro gewinnt städtebaulichen Wettbewerb zur Gestaltung der Mittelmole in Warnemünde

25. Mai 2012, von
Parkplatz und Bahnhof befinden sich heute im Zentrum der Mittelmole in Warnemünde
Parkplatz und Bahnhof befinden sich heute im Zentrum der Mittelmole in Warnemünde

„Der Ort ist viel zu schön, um zu parken.“ Mit ihrer Feststellung meint Professorin Christiane Thalgott die Warnemünder Mittelmole. Im Sommer mit Autos zugestellt, im Winter weite Betonflächen – so präsentiert sich das Areal rund um den Warnemünder Bahnhof den Urlaubern und Einheimischen, die an der nahegelegenen Ostsee Erholung suchen.

Das soll sich ändern. Vor fast zwei Jahren hatte die Hansestadt Rostock daher einen städtebaulichen Wettbewerb initiiert. Finanziell unterstützt wurde sie dabei von der Wohnungsgesellschaft WIRO die mit 6,7 Hektar den größten Anteil der zu entwickelnden Fläche besitzt. Insgesamt umfasst das neu zu gestaltende Areal 21 Hektar.

Christiane Talgott erläutert das Siegermodell, dahinter Oberbürgermeister Roland Methling, WIRO-Geschäftsführer Ralf Zimlich und Alexander Prechtel, Ortsbeiratsvorsitzender von Warnemünde
Christiane Talgott erläutert das Siegermodell, dahinter Oberbürgermeister Roland Methling, WIRO-Geschäftsführer Ralf Zimlich und Alexander Prechtel, Ortsbeiratsvorsitzender von Warnemünde

58 nationale und internationale Bewerber hatten sich in einer ersten Runde an dem Verfahren beteiligt. Davon wurden 15 Entwürfe in einer zweiten Runde weiter ausgearbeitet. Darin galt es auch die Anregungen aus dem Bürgerforum zu berücksichtigen. Sportliche und touristische Ansprüche mussten mit der Wohnnutzung in Einklang gebracht und komplett unterschiedliche Maßstäbe bewältigt werden, etwa wenn auf einen Schlag 6000 Menschen aus einem Kreuzfahrtschiff im kleinen Ostseebad ankommen.

Nun liegen die Ergebnisse vor. Christiane Thalgott leitete als Vorsitzende des Preisgerichts des städtebaulichen Wettbewerbs das Verfahren und stellte die drei besten Planungen heute Vormittag im Seglerheim Warnemünde vor.

Lutz-Matthias Keßling, dahinter sein Kollege, vom Büro Böge Lindner K2 Architekten
Lutz-Matthias Keßling, dahinter sein Kollege, vom Büro Böge Lindner K2 Architekten

Die überzeugendste Arbeit lieferte das Hamburger Büro Böge Lindner K2 Architekten ab, die eine grundsätzlich andere Einteilung der Mittelmole vorschlagen. „Bei der Kombination von Kreuzfahrt, die ein verkehrlich stark belastetes Hinterland benötigt, und der Schaffung eines Wohnstandortes, direkt gegenüber dem schönen Alt-Warnemünde muss man sehr behutsam vorgehen“, fasst Lutz-Matthias Keßling vom Architektenbüro die Herausforderungen zusammen.

So könnte der Blick auf die Mittelmole aussehen. (Visualisierung: BLK2 Böge Lindner K2 Architekten)
So könnte der Blick auf die Mittelmole aussehen. (Visualisierung: BLK2 Böge Lindner K2 Architekten)

Sie schlagen vor, die Segler an die Kaikante zu legen. Dadurch schaffen sie hier eine ganz klare wasserbezogene Nutzung, die auch genügend Platz für Warnemündes Saisonhighlights wie die Warnemünder Woche, die Hanse Sail oder andere besucherintensive Veranstaltungen lassen. Gut organisiert sei auch das Nebeneinander von Touristenströmen und Dauerbewohnern, sodass sie einander nicht stören, lobt Thalgott.

Unbelastet vom Seekanal soll auf dem Parkplatz nördlich des Bahnhofs bis zum derzeitigen Gelände des Landessportbundes ein Wohnquartier entstehen. Durch neue Querungen in Höhe des Zollamtes über die Bahngleise und in Richtung Leuchtturm über den Alten Strom sollen neue Rundwege für Spaziergänger möglich werden. Besonders bei letzterer sind noch Ideen gefragt, soll doch eine feste Brücke den Schiffsverkehr nicht beeinträchtigen. Vielleicht entsteht hier ja eine Art Ponton, womit sich die Fußgänger an einer Kette hinüberziehen können, wurden erste Überlegungen in anderen Entwürfen entwickelt. Die Parkplätze auf der Ostseite der Bahn sollen auch für die Rostocker eine gute Zufahrt ermöglichen. Ein wesentlicher Vorteil des Entwurfs sei die Möglichkeit, den Plan schrittweise umzusetzen.

Einen imposanten Turm an der Molenspitze können sich die Rostocker Archtikten vom Büro Bastmann + Zavracky BDA Architekten GmbH vorstellen (Visualisierung)
Einen imposanten Turm an der Molenspitze können sich die Rostocker Archtikten vom Büro Bastmann + Zavracky BDA Architekten GmbH vorstellen (Visualisierung)

Als innovativ bezeichnete die 70-jährige Architektin und Stadtplanerin aus München den Entwurf eines Rostocker Architektenbüros. Dieser sieht eine Wohnbebauung vorne auf der Mole vor. Für diesen Vorschlag erhielt es den 2. Preis des Wettbewerbs. Augenscheinlichstes Merkmal hier: ein imposanter Glasturm an der Molenspitze. Dieser entspricht zwar dem Wunsch nach einer deutlich sichtbaren Landmarke, die den Kühlturm bei der seeseitigen Ankunft in Rostock in den Schatten stellen soll, dennoch löste er einige Zweifel aus.

„Dieser Plan gibt uns die Prinzipien vor. Er legt noch keine Details zum Erscheinungsbild der Gebäude fest. Auf dieser Grundlage werden wir einen Bebauungsplan erarbeiten, der vielleicht in einem Jahr ausgelegt wird. 2014 können wir vielleicht mit dem Baurecht rechnen“, kündigt Stadtplanerin Anja Epper vom Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft an.

Die Entscheidung zur Entwicklung der auf der Mittelmole ansässigen Segelvereine soll möglichst schnell in Angriff genommen werden. „Uns ist es wichtig zu zeigen, dass wir in der Lage sind, olympische Segelwettbewerbe auszurichten“, sagt Oberbürgermeister Roland Methling, der sich signifikante Veränderungen bis zum Stadtgeburtstag 2018 wünscht.

Siegermodell der Mittelmole
Siegermodell der Mittelmole

Alle Wettbewerbsbeiträge der zweiten Phase werden vom 7. bis 29. Juni in der ehemaligen „Wagenhalle“ der Eisenbahn östlich des Scandlines-Hochhauses auf der Mittelmole gezeigt. Die Ausstellung ist während dieses Zeitraums montags bis freitags zwischen 15 und 19 Uhr und samstags zwischen 14 und 18 Uhr zu besichtigen.

Am 18. Juni 2012 findet im Technologiepark Warnemünde das zweite Bürgerforum zum städtebaulichen Wettbewerb statt.

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