Neptun Werft baut Tiefseeforschungsschiff „SONNE“

Neptun/Meyer Werft und Reederei RF Forschungsschiffahrt setzen sich gegen internationale Konkurrenz durch

19. August 2011, von
In der Neptun Werft in Warnemünde wird bald das Tiefseeforschungsschiff "SONNE" gebaut
In der Neptun Werft in Warnemünde wird bald das Tiefseeforschungsschiff "SONNE" gebaut

Die Tiefsee ist der größte und gleichzeitig unbekannteste Lebensraum der Erde. In völliger Dunkelheit existieren dort Bakterien und Tiere, die dem Menschen noch vollkommen unbekannt sind. Auch unschätzbare Ressourcen, wie Metalle oder Öl, befinden sich vermutlich in den Tiefen der Meere. Die Erschließung der Tiefsee kann also nicht nur der Wissenschaft neue Erkenntnisse über die Entstehung des Lebens liefern, sondern auch den drohenden Rohstoffmangel noch etwas hinauszögern. Moderne Roboter- und Computertechnik hat die Tiefseeforschung, die seit dem 19. Jahrhundert existiert, stark vorangetrieben.

Anette Schavan: "Die deutsche Meeresforschung kann sich freuen"
Anette Schavan: "Die deutsche Meeresforschung kann sich freuen"

In Bremerhaven wurde 1969 das Forschungsschiff „SONNE“ gebaut, das bis heute über 200 Expeditionen durchgeführt hat und 3,2 Millionen Kilometer weit gefahren ist. Es wurde mehrmals umgebaut, modernisiert und in den Neunzigern sogar um 11 Meter verlängert. Trotz allem hat das Schiff nun ausgedient und wird 2015 durch seinen gleichnamigen Nachfolger ersetzt. Die Tiefseeforschungsschiff GmbH & Co. KG schrieb die Entwicklung und den Bau international aus. Durchsetzen konnte sich die Meyer Werft mit Sitz in Papenburg und die Reederei RF Forschungsschiffahrt aus Bremen. Die Neptun Werft ist Teil der Unternehmensgruppe Meyer Werft und mit dem Bau des Schiffes betraut.

Unterzeichneten den Vertrag: Manfred Müller-Fahrenholz (Tiefsee FS), Annette Schavan (Bundesforschungsministerin), Klaus-Dieter Meyer (Tiefsee FS), Johanna Wanka (Wissenschaftsministerin von Niedersachsen) (v.l.n.r.)
Unterzeichneten den Vertrag: Manfred Müller-Fahrenholz (Tiefsee FS), Annette Schavan (Bundesforschungsministerin), Klaus-Dieter Meyer (Tiefsee FS), Johanna Wanka (Wissenschaftsministerin von Niedersachsen) (v.l.n.r.)
In Warnemünde wurde heute der Bau- und Bereederungsvertrag für die „neue“ „SONNE“ unterzeichnet. Dazu kamen Bundesforschungsministerin Annette Schavan und die niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka an die Ostseeküste. Mit den Küstenländern Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen wurde vor drei Jahren der Nachfolgebau vereinbart. Der Heimathafen der „SONNE“ wird nach der Fertigstellung Wilhelmshaven sein. Die Kosten des Baus, die sich auf knapp 125 Millionen Euro belaufen, werden zu 90 Prozent vom Bund übernommen. Die restlichen Kosten teilen sich die einbezogenen Bundesländer.

Das digitale Modell ist bereits fertig, der eigentliche Bau soll Ende nächsten Jahres beginnen. „Mitte 2013 wird der Schiffkörper bereits fertig sein“, so Klaus Dieter Meyer, Geschäftsführer der Tiefsee FS GmbH & Co. KG. Die Pläne für das Forschungsschiff entstanden allerdings nicht in Warnemünde, sondern in Papenburg. Das Schwesterunternehmen Meyer Werft war für die Entwicklung zuständig; nun liegt es an der Neptun Werft, die am Computer entstandene Darstellung des über 100 Meter langen Schiffs umzusetzen.

440 Mitarbeiter der Neptun Werft werden mit dem Bau der "SONNE" beschäftigt sein
440 Mitarbeiter der Neptun Werft werden mit dem Bau der "SONNE" beschäftigt sein

Wie Bundesministerin Schavan betonte, wird die „SONNE“ „sowohl die Meeresforschung stärken als auch Arbeitsplätze in der deutschen maritimen Wirtschaft sichern.“ Insgesamt 440 Neptun-Mitarbeiter und ungefähr die gleiche Anzahl an Arbeitern aus Partnerfirmen werden mit dem Bau des Forschungsschiffes beschäftigt sein. Gerade im Hinblick auf die Werftenkrise, die im vergangenen Jahr große Schlagzeilen machte, ist dieser Großauftrag besonders wichtig. „Bund und Länder müssen zusammenstehen, wenn es um den Schiffsbau geht, denn die ausländische Konkurrenz ist groß“, bemerkte auch Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Jürgen Seidel.

So wird es aussehen, das neue deutsche Tiefseeforschungsschiff (Bild: Meyer Werft)
So wird es aussehen, das neue deutsche Tiefseeforschungsschiff (Bild: Meyer Werft)

Das neue Forschungsschiff wird ab 2015 die Tradition der „SONNE“ fortführen. Sowohl bei deutschen als auch bei ausländischen Wissenschaftlern war das – trotz seines Alters – moderne Schiff sehr beliebt. Das werde auch in Zukunft so bleiben, ist sich die niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka sicher. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist die „SONNE“ zum einen natürlich größer, aber auch energieeffizienter und damit umweltfreundlicher. So wird sie zu zahlreichen Expeditionen in ihre Haupteinsatzgebiete, den Indischen und Pazifischen Ozean, fahren. Diese Meere sind für die Wissenschaft besonders interessant, weil sie das Weltklima stark beeinflussen.

Schlagwörter: Anette Schavan (1)Forschung (92)Meer (5)Neptun Werft (6)Schiffbau (36)Warnemünde (1151)