„DIAGNOSE: HERZSALAT“ im Theater im Stadthafen

Die „FREIGEISTER“ vom Theaterjugendclub 3 ergründen die Liebe

24. Mai 2011, von
DIAGNOSE: HERZSALAT
DIAGNOSE: HERZSALAT

Was ist Liebe? Diese Frage schwebt über allem und jeder hat sicher seine ganz eigene Antwort. Unzählige Filme, Bücher und Lieder haben sich damit schon beschäftigt. Auch die 21 jungen Schauspieler und Schauspielerinnen zwischen 15 und 23 Jahren des Theaterjugendclubs 3 „FREIGEISTER“ haben sich seit September intensiv mit dieser Frage beschäftigt. Rausgekommen ist das Stück „DIAGNOSE: HERZSALAT“, das heute seine Premiere im Theater im Stadthafen gefeiert hat.

Theaterjugendclub 3: FREIGEISTER
Theaterjugendclub 3: FREIGEISTER

Das Projekt steht unter der Leitung der Schauspielerin Caroline Erdmann und des Künstlerischen Mitarbeiters Christof Lange. Sie gaben nur das Thema Liebe vor, der Rest wurde von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet. Es gab dieses Mal wieder einen sehr großen Andrang, sodass auch einige Bewerber abgelehnt werden mussten. Von den 21 Akteuren sind nur vier Jungen – die Liebe scheint also ein Thema zu sein, das vor allem Mädchen und Frauen anzieht.

DIAGNOSE: HERZSALAT - Theater im Stadthafen
DIAGNOSE: HERZSALAT - Theater im Stadthafen

Anfangs war gar nicht klar, ob überhaupt ein ganzes Stück entsteht oder nur eine Collage. Die Arbeit lief aber so gut, dass die einzelnen Episoden der Liebe unter einem Oberthema zusammengehalten werden und im Verlauf des Stückes auch aufeinandertreffen. Ausgangspunkt ist wie schon bei der bekannten Hiob-Geschichte in der Bibel ein Spiel zwischen zwei Mächten. Schwarz und Weiß, Liebe und Hass und vielleicht auch Gut und Böse? Der Zuschauer muss selbst herausfinden, wer die zwei Figuren sind, die sprichwörtlich mit den Gefühlen der Menschen spielen.

In Schwarz und Weiß sind dann auch Bühne und Kostüme gehalten, ein Schachspiel im Zentrum. Und die Spielzüge stellen Szenen des alltäglichen Lebens dar. Okay, es ist vielleicht ein wenig übertrieben. Missbrauchsfälle, die unerreichbare Liebe, das perfekte erste Mal, Liebe im Chat, Enttäuschung – nach dem Stück hat man das Gefühl, dass man sich heutzutage nicht mehr einfach kennen und lieben lernen und dann auch glücklich sein kann. Aber das wäre auf der Bühne natürlich auch langweilig – man will ja die Dramatik. Und die kommt sehr gut rüber.

Noch schnell hübsch machen
Noch schnell hübsch machen

Insgesamt ist die Ausstattung relativ minimalistisch, wodurch die Schauspieler natürlich noch mehr gefordert sind. Und diese Aufgabe meistern die Darsteller wirklich ausgesprochen gut. Man erkennt ihre Gefühle, weiß was sie sagen wollen und kann sich gut vorstellen, dass ganz viel Persönliches auch in ihren Figuren steckt.

Am Anfang werden die zarten Bunde geknüpft, es wird langsam Kontakt aufgenommen, sozusagen der Grundstein gelegt. Die einzelnen Geschichten treffen sich dann in einer Disco, stilecht mit Discokugel. Dort überschlagen sich dann die Ereignisse und die Figuren werden neu formiert. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Liebe im Internet
Liebe im Internet

Auch bewegt hat die Macher scheinbar die Schließung des Großen Hauses des Volkstheaters Rostock. Im Stück selbst wirkt die Kritik jedoch etwas fehl am Platz. Der Holzhammer, der dort Richtung Stadt geschwungen wird, ist zwar sicherlich nötig, doch hat er mich ein wenig aus der eigentlichen Stimmung gerissen.

Insgesamt aber eine wirklich tolle Leistung, vor allem wenn man bedenkt, dass alles selbst erarbeitet wurde. Die Liebe wird in verschiedensten Facetten gezeigt und ich kann mir kaum vorstellen, dass sich jemand nicht zumindest ein wenig in einer der Figuren wiederfindet. Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Was ist denn nun eigentlich die Liebe?

Christin Pastewka und Henning Goll
Christin Pastewka und Henning Goll

„Liebe ist das, was man nicht in Worte fassen kann“, sagt Christin Pastewka. Die 23-jährige Studentin ist schon seit drei Jahren auf der Bühne aktiv. „Es hat wieder viel Spaß gemacht. Und trotz des Altersunterschiedes hatten wir einen großen Zusammenhalt.“ Auch Henning Goll stimmt ihr dabei zu. Für den 19-jährigen Zivildienstleistenden war es auch eine tolle Erfahrung. „Ich denke, jeder hat seinen Charakter zu 80 Prozent allein gestaltet. Da sind schon auch sehr viele persönliche Erlebnisse verarbeitet.“ Die beiden haben schon vorher gemeinsam auf der Bühne gestanden, zum Beispiel für das Theaterstück „In meinem Himmel“.

Wer neugierig geworden ist und wissen will, was in einen Herzsalat so alles reingehört und ob man den auch als Vegetarier genießen kann, hat noch drei Mal die Möglichkeit, das Stück im Theater im Stadthafen anzuschauen. Die Termine sind am 25., 29. und 30. Mai.

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