Edvard Munch in Norwegen

Die letzten Stationen im Leben des Künstlers

15. Januar 2010, von
Das Edvard-Munch-Haus in Warnemünde
Das Edvard-Munch-Haus in Warnemünde

Der vierte und letzte Vortrag der Lesereihe über den norwegischen Maler Edvard Munch, sozusagen das spannende Finale, fand wie auch die anderen im Warnemünder Munch-Haus statt. Seit Oktober 2009 hatte die Warnemünder Autorin Hannelore Drechsler regelmäßig einmal im Monat im Rahmen eines öffentlichen Vortrags Stationen im Leben des Malers beleuchtet.

Kurz vor dem Ende wird es noch einmal besonders spannend – das beliebte Prinzip der Spannungskurve findet sich auch im Leben Edvard Munchs wieder. In der letzten Lesung haben wir viel über seinen Aufenthalt in Warnemünde erfahren und wie er schließlich wieder in sein Heimatland Norwegen zurückkehrte. Der heutige Vortrag begann an genau dieser Stelle.

Edvard Munch in Norwegen - Hannelore Drechsler
Edvard Munch in Norwegen - Hannelore Drechsler

Es ist das Jahr 1909, als Munch sich in einer Klinik in Norwegen therapieren lässt. Die Behandlung schlägt an, nach einigen Monaten Aufenthalt ist sein Verlangen nach Frauen und Alkohol besiegt. Ersteres will er fortan nur noch wie eine Blume sehen, „betrachten, aber nicht berühren“. Nach Beendigung der Therapie kauft er sich ein Freiluftatelier und ein weiteres Haus. Dort lebt er abgeschieden und ganz seiner Kunst gewidmet, allerdings nicht abgetrennt von der restlichen Welt.

Seine Mühe wird bald belohnt, in einer bedeutenden norwegischen Ausstellung bekommt er einen eigenen Saal, in dem 34 seiner Werke der Öffentlichkeit präsentiert werden. Endlich wird Munch auch in seiner Heimat geschätzt, ja sogar als Wegbereiter der Moderne betrachtet. Junge aufstrebende Expressionisten orientieren sich an seiner Malweise, und er sich an der ihren.

Hannelore Drechsler
Hannelore Drechsler

Wir wissen, dass Munch schon immer kränklich gewesen ist, deswegen ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Spanische Grippe vor ihm nicht Halt macht. Während der Krankheit beobachtet er sich übertrieben genau, beschreibt den Krankheitsverlauf in Skizzen und entwickelt starke Angst und Überlebenswillen. Sein Bild „Selbstbildnis nach Spanischer Grippe“ gilt jedoch als eines der „eindringlichsten Selbstbildnisse der Kunstgeschichte“.

Zuschauer beim Einblick in die Bildbände
Zuschauer beim Einblick in die Bildbände

Mit 60 wird Munch langsam krankhaft paranoid, bringt überall in seinem Haus Schlösser an und schläft nicht ohne eine Gaspistole unter seinem Kissen. Nach dem Tod seiner Schwester reist er erneut eine Weile herum, kehrt im Sommer aber wieder nach Norwegen zurück. Dort gelingt ihm schließlich der Durchbruch, der „Revolutionär von gestern“ gilt als „Klassiker von heute“. Er bekommt gute lokale Presse und sogar eine große bedeutende Ausstellung.

Dennoch lebt Munch lieber zurückgezogen, erscheint schon bald nicht mehr bei seinen eigenen Ausstellungseröffnungen und malt stattdessen mit Vorliebe seinen eigenen alternden Körper. Er erhält drei Kisten voller Glückwunschtelegramme, Biografien werden über ihn verfasst, sogar der Bau eines eigenen Museums ist im Gespräch.

Blick ins Munch-Haus Warnemünde
Blick ins Munch-Haus Warnemünde

Während der NS-Zeit werden Munchs Bilder nach und nach abgenommen und kommen schließlich ganz auf den Index. Der Maler fürchtet um den Erhalt seiner Bilder mehr als um sein eigenes Leben, auf Selbstbildnissen beschäftigt er sich ausschließlich mit dem Tod und der menschlichen Vergänglichkeit. Mit 81 Jahren stirbt Munch im Jahr 1944, noch bevor sich seine Hoffnung auf Frieden erfüllen kann.

Mit diesen bewegenden Gedanken endet der Vortrag und damit die Reihe aus dem Leben des Edvard Munch. Hannelore Drechsler schließt die Lesung mit den Worten, Munch habe sie selbst (und hoffentlich auch die Zuhörer) reicher, nachdenklicher und auch neugieriger gemacht.

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