Archäologisches Landesmuseum – Siegerentwurf vorgestellt

Das geplante Archäologische Landesmuseum im Stadthafen Rostock hat ein Gesicht bekommen – die Jury hat sich für den Entwurf eines Architekten-Büros aus Kopenhagen entschieden

16. Februar 2022, von
Archäologisches Landesmuseum im Stadthafen Rostock (Entwurf Lundgaard & Tranberg Arkitekter, Kopenhagen)
Archäologisches Landesmuseum im Stadthafen Rostock (Entwurf Lundgaard & Tranberg Arkitekter, Kopenhagen)

Der Museumsneubau für die historischen Schätze Mecklenburg-Vorpommerns nimmt Gestalt an. Bis zum späten Dienstagabend tagte die Jury, dann fiel die einstimmige Entscheidung für den Entwurf der Lundgaard & Tranberg Arkitekter aus Kopenhagen.

„Kraftvoll, ruhig und beharrlich“ wird der Siegerentwurf beschrieben. Im ersten Moment erinnert der massive, kompakte Baukörper an einen Bunker, doch das markante Backsteingebäude mit den großen vertikalen Fensteröffnungen soll mit seinem eigenständigen Charakter bewusst für Aufmerksamkeit sorgen. Im Inneren werden die flexibel nutzbaren Ausstellungsgeschosse durch eine imposante Wendeltreppe vom großzügigen Foyer aus erschlossen. Von der begehbaren Dachterrasse blickt man übers Wasser und auf die nördliche Altstadt.

Gebaut wird das Archäologische Landesmuseum im Bereich des Christinenhafens im Rostocker Stadthafen, direkt neben der geplanten Fuß- und Radverkehrsbrücke über die Warnow. Dafür muss ein Teil im Stadthafen aufgeschüttet werden. Es gab auch „schwebende“ Entwürfe, beim Sieger bleibt die Wasserkante aber über Terrassenstufen frei begehbar.

Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen, der zur Jury gehörte, erinnert der Entwurf „eher an eine geöffnete Schatztruhe“ als an ein klassisches Museum. „Architektur ist oft streitbar und das darf sie auch sein“, sagt das Stadtoberhaupt. „Mich persönlich hat der von hochwertigem Backstein dominierte Entwurf überzeugt als Hommage an die Gebäudestruktur am Stadthafen und als Bereicherung für unsere Stadtsilhouette. Das Gebäude fügt sich in das Panorama Rostocks ein und überstrahlt auch abends nicht die Lichter der Stadt“. Madsen ist überzeugt: „Mit dem Museum wird Rostock ein neues Wahrzeichen bekommen, das weit über unsere Stadt- und Landesgrenzen hinausstrahlt.“

Das Interesse am europaweit ausgelobten Realisierungswettbewerb war groß: 54 Planungsteams aus zwölf europäischen Staaten bewarben sich, 50 Bewerbungen erfüllten die formalen Anforderungen. Unter diesen wurden 20 Bewerbergemeinschaften aus acht Staaten ausgewählt und zur Erarbeitung der Wettbewerbsbeiträge aufgefordert.

Archäologisches Landesmuseum im Stadthafen Rostock - Ansicht vom Wasser (Visualisierung: Lundgaard & Tranberg Architekten, Kopenhagen)
Archäologisches Landesmuseum im Stadthafen Rostock - Ansicht vom Wasser (Visualisierung: Lundgaard & Tranberg Architekten, Kopenhagen)

Platz für 12.000 Jahre Landesgeschichte

„Das ist ein ganz besonderer Tag für die Landesgesichte“, freute sich Kultusministerin Bettina Martin (SPD) bei der Vorstellung des Siegerentwurfs. Das Zukunftsprojekt „bekommt jetzt ein Gesicht“. „Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern eine der größten archäologischen Sammlungen im Ostseeraum“, sagt Martin. Exponate, die bislang eingelagert sind oder als Leihgaben in anderen Museen stehen, sollen im Stadthafen angemessen präsentiert werden, insgesamt über 12.000 Jahre Landesgeschichte.

„Innen funktioniert der Entwurf super!“ – als künftiger Museumsdirektor ist Prof. Hans-Jörg Karlsen gedanklich schon bei der Einrichtung des Neubaus: „Eigentlich können alle Weichen vor dem Baustart gestellt werden.“ Funktional werden alle Bedürfnisse abgedeckt, auch die Materialität passe gut zum Thema, sagt der Prähistoriker, der den Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte am Heinrich-Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften der Universität Rostock leitet.

Von den Sehgewohnheiten sei der Entwurf natürlich etwas anders, findet Karlsen, „aber er transportiert das Thema Archäologie gut nach außen“. „Unter allen Entwürfen ist es der markanteste Bau, der wirklich ein Signal im Hafen setzt“, sagt der künftige Hausherr.

Etwa 3.620 Quadratmeter Nutzungsfläche sind im Neubau geplant. Für die Dauer- und Sonderausstellungen stehen 1.850 Quadratmeter zur Verfügung, dazu kommen Bereiche für Tagungen, Mitarbeiter, Museumspädagogik und ein Café.

Archäologisches Landesmuseum im Stadthafen Rostock - Siegerentwurf von Lundgaard & Tranberg Architekten aus Kopenhagen
Archäologisches Landesmuseum im Stadthafen Rostock - Siegerentwurf von Lundgaard & Tranberg Architekten aus Kopenhagen

Baubeginn, Fertigstellung und Kosten

Der Baubeginn ist für Mitte 2026 geplant – im Anschluss an den Rückbau der Bundesgartenschau. Baulich fertiggestellt werden soll das Archäologische Landesmuseum bis Ende 2030.

Aktuell wird mit Kosten von 55 Millionen Euro kalkuliert – 45 Millionen für den Bau, fünf Millionen für die Ausstattung und weitere fünf Millionen als Puffer für Baukostensteigerungen, erläutert Carola Voß, Staatssekretärin im Finanzministerium. Die lange Vorlaufzeit bis zum Baubeginn helfe böse Überraschungen zu vermeiden, so Voß, ob das Geld tatsächlich reicht, lasse sich aber noch nicht verlässlich sagen.

40 Millionen Euro kommen vom Land, 15 Millionen von der Stadt. Wird es teurer, trägt die Mehrkosten das Land. Die Hansestadt Rostock muss lt. Vertrag nur „prüfen, ob sie sich bei einem nachweislich stadtgesellschaftlichen Mehrwert auch an den Mehrkosten mit einem Anteil von 27,27 Prozent beteiligt“.

Ausstellung der Entwürfe im Rathaus

Bis zum 3. März werden alle 20 Wettbewerbsbeiträge im Rostocker Rathaus gezeigt. Die Ausstellung wird am 22. Februar um 16 Uhr eröffnet und kann anschließend täglich zwischen 11 und 18 Uhr kostenlos besucht werden. Nach vorheriger Anmeldung unter alm@sbl-mv.de werden jeweils um 11 und 14 Uhr ca. einstündige Führungen angeboten. Es gilt die 3G-Regel.

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