Brücke im Stadthafen bleibt umstritten

Auf der zweiten Informationsveranstaltung zur BUGA-Planung wurden Brücke und Mobilität diskutiert

16. Februar 2018, von
Bislang verbindet eine Fähre im Rostocker Stadthafen die Innenstadt mit Gehlsdorf
Bislang verbindet eine Fähre im Rostocker Stadthafen die Innenstadt mit Gehlsdorf

Die Idee ist nicht neu, nun soll sie im Rahmen einer Bundesgartenschau umgesetzt werden: eine Brücke über die Warnow zwischen Innenstadt und Gehlsdorf. Doch verbindet sie oder trennt sie? Die Antwort auf die Frage war gestern bei der 2. Informationsveranstaltung für eine mögliche BUGA-Bewerbung für das Jahr 2025 umstritten.

„Die Brücke ist als solches relativ gesetzt“, entgegnet Matthias Horn, Referent für Stadtentwicklung im Büro des Oberbürgermeisters, den Zweiflern. Es gehe nicht nur um die Schönheit einer Brücke, sondern auch um Verkehrsströme. Auf kurzem Wege sollen Fußgänger und Radfahrer über die Warnow kommen und so auf das Auto verzichten. Auch ein Elektrobus sei vorstellbar. „Wir wollen das gegenüberliegende Ufer heranholen. Da ist die Brücke nach relativ einheitlicher Meinung das beste Mittel.“

S-förmig soll sich das Bauwerk zwischen dem Christinenhafen im Süden und Fährhufe im Norden über die Warnow schwingen. So die ersten Arbeitsergebnisse der Machbarkeitsstudie, die Landschaftsarchitekt Bernhard Schwarz als Leiter der Planungsgruppe im vollbesetzten Bürgerschaftsaal gestern Abend vorstellte.

Der Fluss ist hier etwa 300 Meter breit. Eine 45 Meter breite und zehn Meter hohe Durchfahrt in der Mitte sowie eine weitere 30 Meter breite nach oben unbeschränkte Durchfahrt mit einem Klappbrückensystem am südlichen Rand sollen die Schifffahrt in diesem Bereich weiterhin möglich machen. Das geht so nicht, sind sich die Vertreter der im Stadthafen ansässigen Yachtclubs einig. „Einige unserer Bootsklassen sind höher als 10 Meter. Die traditionelle Freitagsregatta würde definitiv wegfallen“, erklärt Serge von Weber vom Rostocker Yachtclub. Auch für die Kinder sei das Manövrieren angesichts der vielen Brückenpfeiler schwieriger ergänzt Heinrich Hode, der eine Jugendsegelsportgruppe trainiert. Ob das Navigieren großer Schiffe, wie sie beispielsweise zur Hanse Sail im Stadthafen erwartet werden, auch in Ufernähe sicher ist, wird ebenfalls angezweifelt.

Mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt sei diese Lösung noch nicht besprochen, sagt Bernhard Schwarz. Sie sei derzeit die technische Vorzugsvariante, weil die Wartung des Klappsystems in Ufernähe günstiger sei und auch für Wartende am Brückenende der Aufenthalt auf dem Festland angenehmer. Das Hanse-Sail-Büro und der Hafenkapitän seien einbezogen, kennen die Variante und finden sie auch gut, versucht Matthias Horn hingegen den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

André Lange aus der Südstadt wünscht sich eine höhere Brücke. Sie solle umliegende geografische Hochpunkte – wenn auch nicht gerade den Kanonsberg – nutzen, dann seien die Stadtteile direkter verbunden und man könne mit einer festen Brücke auf unbequeme Schließzeiten verzichten, so seine Argumentation. Abgesehen von den finanziellen Auswirkungen einer solchen Erweiterung, so Bernhard Schwarz, dürfe das Bauwerk nicht zu hoch sein, um die Menschen in das Rund zu bekommen. Gemeint ist, dass die Brücke das verbindende Element eines Uferrundweges, für den der Begriff Rostocker Oval geprägt wurde, um die Warnow nördlich der Rostocker Innenstadt werden soll.

Die Brücke habe viele Bedeutungen, so der Planungsleiter. Sie sei für Pendler, Spaziergänger, Touristen, als Aussichtspunkt und Wahrzeichen gedacht. „Sie ist ein notwendiges Element einer Verbindung, das wir mit einer Fähre allein nicht schaffen.“

Ob sie tatsächlich die Verkehrsbedürfnisse berücksichtigt und das Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad durch kürzere Wege attraktiver macht, wollen einige Zuhörer der Informationsveranstaltung nicht recht glauben. „Es gibt doch noch andere Gründe nicht mit dem Fahrrad zu fahren als die Wegstrecke. Dafür bietet die Brücke keine Lösung“, wirft Heinrich Hode ein. „Wenn es Elektrobusse geben soll, warum denn keine Elektrofähren?“ sucht Serge von Weber nach Alternativen.

Schließlich beschäftigt auch die Finanzierung einer Brücke. Die Radwege zu sanieren sei besser als eine Brücke zu bauen, meint ein Radfahrer. Für das Geld solle Rostock lieber eine Kogge bauen, schlägt ein Segler vor.

Für Bürgerschaftsmitglied Sybille Bachmann stellten die vorgebrachten Kritikpunkte „kleinere Probleme dar, die lösbar sind“. Als Hausaufgabe stehe nun an, noch einmal das Gespräch mit den Segelvereinen zu suchen, so Senator Chris Müller-von Wrycz Rekowski. Für ihn mache die Entwicklung des Stadthafens ohne Brücke keinen Sinn. „Das wird die Stadt verändern. Nicht nur Gehlsdorf, auch die Stadtteile Toitenwinkel und Dierkow werden attraktiver sein.“

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