„Frauen lesen ander(e)s“ in der „anderen buchhandlung“
Frauen der Universität stellten anlässlich des Internationalen Frauentages 2011 Bücher in der „anderen buchhandlung“ vor
9. März 2011, von Luisa
Auch am 100. Internationalen Frauentag hat es mit der Gleichberechtigung der Frauen noch immer nicht wirklich geklappt. Dafür befand sich gestern die „andere buchhandlung“ fast ausschließlich in weiblichen Händen. Nur ein einziger Mann war im Publikum zu finden. Zum nun bereits siebenten Mal fand die Veranstaltung „Frauen lesen ander(e)s“ in der Buchhandlung statt.

Dabei ging es nicht nur darum, dem Publikum Bücher vorzustellen und sie zum Lesen anzuregen. „Ich finde es wichtig, dass Frauen an diesem Tag zusammenkommen und auch mal fragen, was denn eigentlich mit der Gleichberechtigung ist“, meinte Angelika Wüstemann, Mitarbeiterin der „anderen buchhandlung“. So hatten sich auch fast alle sieben Frauen der Universität den 8. März zum Thema gemacht, als sie ihre Bücherauswahl trafen.
Petra Schulz las im Laufe des Abends aus gleich drei Büchern vor. Mit dem Buch „Der Koffer meines Vaters“ von Orhan Pamuk, in dem er über sein Leben als Schriftsteller schreibt, startete die Theologin die Lesung. Mit einem Auszug aus dem Buch „Meine Preise“ von Thomas Bernhard schloss sie sie am Ende ab.

Zwischendurch las sie aus dem Buch „Schlaf“ von Haruki Murakami vor. Sie wisse auch nicht so richtig, warum sie es so faszinierend fand. Es würde die ganze Zeit von einer Frau erzählt, die nicht schlafen kann und dann käme ein ganz merkwürdiger Schluss, erzählte Schulz. „Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, auch wenn ich nicht weiß warum.“
Während keins ihrer vorgestellten Bücher so richtig auf den Frauentag gemünzt war, hatten sich die anderen Frauen mehr mit dem Thema Frau beschäftigt. Petra Meier von der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät las unter anderem aus einem Buch von Iris Berben und Nicole Maibaum vor. In dem Buch „Frauen bewegen die Welt“ berichten die beiden Autorinnen über 24 Frauenschicksale.

Meier sagte, sie fand der Titel würde gut zum Abend passen: „Auch wenn es Themen sind, die viele von uns lieber verdrängen würden.“ So las sie einen Auszug über eine Frau, die ihren Sohn im Irakkrieg verloren hatte. Danach wollte sie nicht eher ruhen, bevor sie mit dem Mann sprechen dürfe, der den Krieg angezettelt hatte, George W. Bush. Durch ihre Willensstärke wurde sie zur Symbolfigur der Friedensbewegung. „Es geht um Frauen, die trotz Trauer und Schmerz wieder stark geworden sind, um anderen zu helfen“, sagte Petra Meier.

Ein ganz ähnliches Buch stellte Carina Hojenski vor, die in einem Frauenprojekt der Uni tätig ist. In „Guten Morgen, du Schöne“ von Maxie Wander geht es auch um die verschiedensten Frauen aller Altersklassen, deren Geschichte aufgeschrieben wurde. „Das Buch begleitet mich schon mehr als 20 Jahre und hat an Aktualität keineswegs verloren“, so Hojenski. Was dann im Umkehrschluss ja heißt, dass sich die Rolle der Frau nicht wesentlich verändert haben kann, seitdem das Buch erschienen ist.
An diesen Gedanken knüpfte das zweite Buch, das sie vorstellte, an. Passte sozusagen wie die Faust aufs Auge. Bascha Mikas „Die Feigheit der Frauen“ befasst sich genau mit der Frage, die man sich am Frauentag stellen kann oder vielleicht auch sollte. „Warum ist es, wie es ist?“ Es handelt sich hierbei zwar um ein sehr umstrittenes Buch, aber der vorgelesene Textausschnitt war gar nicht so unwahr. Und ob man nun mit der Autorin übereinstimmt oder nicht, die aufgeworfene Frage kann man sich ja trotzdem stellen.

Dass es auch in Romanen um das Thema Frau gehen kann, bewiesen Annette Meier, Gabriele Linke und Daniele Brennecke mit ihren vorgestellten Büchern. Der gemeinsame Nenner aller Bücher waren die Hauptprotagonisten, die wie sollte es anders sein, natürlich starke Frauen sind.

In Annette Meiers Favoriten „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ von Alina Bronsky, geht es zum Beispiel um eine Matriarchin, die alle in ihrer Familie unter ihrer Fuchtel hat. In „Red Dust Road“, das Gabriele Linke vorstellte, geht es um Jacky Kay, eine schwarze, lesbische Schottin, die auf der Suche nach ihren Wurzeln ist, da sie adoptiert wurde. „Eine seltsame Biografie, wie wir zweifellos daraus sehen konnten“, sagte Linke, nachdem sie ein Kapitel daraus vorgelesen hatte. Auch in „Die Schneiderin von Pernambuco“ von Frances de Pontes Peebles, geht es um zwei starke Frauen, die ihren Weg gehen. Vorgestellt wurde es von Daniele Brennecke.

Neben den bereits erwähnten Büchern stellte Margit Rinck außerdem „Dinge, die wir heute sagten“ von Judith Zander vor. Weitere Bücher an diesem Abend waren: „Such dir was aus, aber beeil dich! Kind sein in zehn Kapiteln“ von Nadia Budde, „Frühling, Sommer, Herz und Kinder“ von Hansgeorg Stengel und „Reim und Zeit“ von Robert Gernhardt.

Ob nun alle Frauen im Publikum einzig und allein gekommen waren, um den Frauentag zusammen zu verbringen oder einfach neue Bücher entdecken wollten, sei dahingestellt. Evelyn Bülow jedenfalls ginge es vor allem um die Buchvorstellungen, erzählte sie mir. „Ich lese eigentlich immer und erhoffe mir hier ein paar neue Bücher zu finden“, sagte sie. Außerdem sei es sehr interessant für sie, zu sehen, was andere Frauen lesen würden.
Ein weiteres Highlight des Abends war die musikalische Untermalung jedes Buches durch Anne Kretschmar, die mit ihrer Querflöte die jeweilige Stimmung der Geschichten aufgriff und vertonte.
Eins ist jedenfalls klar, auch in diesem Jahr hatte die Veranstaltung wieder einen großen Zuspruch. So wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich am 8. März Frauen aller Altersklassen in die „andere buchhandlung“ drängten. Wer weiß, was für Buchschätze sich im nächsten Jahr auftun, wenn es wieder heißt: „Frauen lesen ander(e)s“.