Erste Elektrobusse für Warnemünde

Ab morgen sind in Rostock die ersten beiden Elektrobusse der RSAG unterwegs – sie bedienen die Buslinie 37 von Warnemünde nach Diedrichshagen

6. September 2021, von
Erste Elektrobusse der RSAG in Rostock eingeweiht: Bau- und Umweltsenator Holger Matthäus, RSAG-Vorstand Jan Bleis, RSAG-Aufsichtsratsvorsitzende Sabine Krüger, Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen und RSAG-Vorstand Yvette Hartmann (v.l.n.r.)
Erste Elektrobusse der RSAG in Rostock eingeweiht: Bau- und Umweltsenator Holger Matthäus, RSAG-Vorstand Jan Bleis, RSAG-Aufsichtsratsvorsitzende Sabine Krüger, Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen und RSAG-Vorstand Yvette Hartmann (v.l.n.r.)

„Weniger Schadstoffe, weniger Feinstaub und weniger Straßenlärm“, verspricht sich die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) von ihren ersten beiden Elektrobussen. Zusammen mit Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) und Umweltsenator Holger Matthäus (Grüne) haben die RSAG-Vorstände Yvette Hartmann und Jan Bleis heute Vormittag die ersten beiden E-Busse offiziell übergeben.

Ab morgen sind die emissionsfreien Fahrzeuge auf der Buslinie 37 im Einsatz, die den Ortskern von Warnemünde mit Diedrichshagen und der S-Bahn verbindet. Nur im morgendlichen Schülerverkehr kommt auf dieser Strecke noch ein zusätzlicher Dieselbus zum Einsatz.

Die neuen Busse sind nicht nur emissionsfrei, sondern auch ausgesprochen leise unterwegs, wie sich auf der Testfahrt zeigte. Vielleicht sogar zu leise für Fußgänger und Radfahrer – ein künstliches Warngeräusch (AVAS, Acoustic Vehicle Alerting System) gibt es bislang nicht, bei Bedarf kann es jedoch einfach nachgerüstet werden. Vergleichbar mit der Bimmel der Straßenbahn kann der Busfahrer jedoch manuell ein Klingeln (Gong) als dezentes Warnsignal an andere Verkehrsteilnehmer schicken. Die klassische, laute Hupe gibt es zusätzlich.

Aufgeladen werden die neuen Elektrobusse der RSAG über Nacht auf dem Betriebshof in Schmarl
Aufgeladen werden die neuen Elektrobusse der RSAG über Nacht auf dem Betriebshof in Schmarl

Iveco-Elektrobusse mit 250 Kilometern Reichweite

Bei den angeschafften Fahrzeugen handelt es sich um zwei vollelektrische Iveco E-Way Zwölf-Meter-Standardbusse mit 35 Sitz- und circa 38 Stehplätzen. Wie alle Busse der RSAG sind die neuen Modelle mit einer Videoüberwachung und einem Fahrscheinautomaten ausgestattet. Für die Fahrgäste gibt es USB-Ladeanschlüsse, für die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern einen Abbiegeassistenten.

Die E-Busse können an den Haltestellen auf der Türseite abgesenkt werden (Kneeling) und verfügen an der zweiten Tür über einen Multifunktionsbereich für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste sowie eine integrierte Klapprampe.

Die Lithium-Ionen-Akkus haben eine Gesamtkapazität von 360 kWh – vier Batteriepakete befinden sich auf dem Dach, zwei im Heck. Diese sollen ohne Zwischenladung eine Reichweite von 250 Kilometern und damit einen ganztägigen Betrieb auf der Linie 37 ermöglichen. Auf der Strecke in Warnemünde kommen pro Tag etwa 210 km zusammen. „Aber wir wissen auch“, so Jan Bleis, „dass der Härtetest immer der Winter ist.“ Um die Reichweite an besonders kalten Tagen zu erhöhen, gibt es eine Zusatzheizung, die CO2-neutral mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden kann. Standardmäßig springt das System bei unter 5 Grad Celsius an, es ist jedoch selbstlernend und kann im Betrieb nachgesteuert werden, erklärt Bleis. Normalerweise reicht die Batteriekapazität auch zur Heizung der Busse aus.

Aufgeladen werden die Busse lediglich nachts auf dem Betriebshof in Schmarl. Hier wurden zwei Ladesäulen mit einer Leistung von je 55 KW errichtet – durch sie fließt Ökostrom.

Nebel und Lichtshow - großer Auftritt für den ersten Elektrobus der RSAG in Rostock
Nebel und Lichtshow - großer Auftritt für den ersten Elektrobus der RSAG in Rostock

Elektroantrieb, Biomethan oder Wasserstoff?

Der Dieselbus ist „praktisch schon ab heute Geschichte“, sagt Bleis. Die vorhandenen Fahrzeuge werden weiter betrieben, „aber wir werden keine neuen Dieselbusse mehr kaufen“ und spätestens 2034 soll der Dieselantrieb bei der RSAG komplett ausgedient haben.

Allerdings setzt das Verkehrsunternehmen noch nicht zu 100 Prozent auf Elektrobusse. Für die nächsten zehn Jahre plant die RSAG mit einem Antriebsmix aus Elektro und Biomethan, erläutert der technische RSAG-Vorstand. „Auch das Thema Wasserstoff verlieren wir überhaupt nicht aus den Augen.“

Hohe Anschaffungskosten, fehlende Förderung

Die Anschaffungskosten für die ersten beiden Elektrobusse liegen bei rund 1,1 Mio. Euro. Sie kosten damit etwa doppelt so viel wie vergleichbare Dieselfahrzeuge. Vom Bundesministerium für Umwelt wurden Busse und Infrastruktur mit 635.441 Euro gefördert. Es war jedoch schwierig, ein passendes Förderprogramm zu finden, erläutert Yvette Hartmann. Mit den erstmal nur zwei geplanten E-Bussen war Rostock für die Programme zu klein. Zusammen mit der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim gelang die Unterstützung durch den Bund.

Vom Land gibt es bislang noch keine Förderung für Elektrobusse, beklagten Bleis und Matthäus. Die nächsten fünf E-Busse sind „praktisch in der Pipeline“, so der Umweltsenator, doch „die müssen wir uns hart aus den Stadthaushalt rausschneiden“. Bei den nachfolgenden Anschaffungen müsse es andere Wege geben. „Lasst uns da nicht im Stich, gebt uns Geld, arbeitet mit uns zusammen, damit das auch auf kommunaler Ebene klappt“, forderte Matthäus von der Landesregierung.

Erste Elektrobusse der RSAG eingeweiht:

Warnton der neuen Elektrobusse:

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