Das alte Rostock und sein Handwerk
Verleger und Autoren stellen neues Buch in der Weiland-Buchhandlung vor
7. April 2011, von Andre
„Wer will fleißige Handwerker sehn, der muss zu uns Kindern gehn!“ Zwar kann man weiterhin so vorgehen, wie im Volkslied geschildert, aber es gibt jetzt auch einen einfacheren Weg. Der Rostocker Verlag Redieck & Schade präsentiert nämlich nach „Das alte Rostock und seine Straßen“ ein weiteres Buch, das sich mit einem bestimmten Teil der Stadtgeschichte beschäftigt. „Das alte Rostock und sein Handwerk“ heißt der neue Titel, der am Donnerstag in der Buchhandlung Weiland vorgestellt wurde.

60 Berufe, „Vom Aalstecher bis Zinngießer“, haben die Autoren Edwin und Hannelore Kuna zusammengetragen. Dabei wird aber nicht nur einfach der Beruf vorgestellt, sondern auch immer wieder der ganz konkrete Bezug zu Rostock hergestellt. So gesellen sich zum Glaser, Apotheker und Tischler auch Berufe wie Seefischer und Ankerschmied.
Neben den Berufen werden immer wieder auch einzelne Rostocker Betriebe vorgestellt, wodurch auch eine Brücke zwischen der Vergangenheit und Gegenwart geschlagen wird. Vor 600 Jahren hatte jede der großen Rostocker Kirchen eine eigene Ziegelei, wie sieht es heute mit dem Beruf aus?

Für eine richtige Buchvorstellung braucht es vor allem drei Dinge: Gäste, gute Musik und natürlich die Autoren. Zuschauer waren viele gekommen, vor allem auch Handwerker, die selbst am Buch mitgearbeitet haben oder in diesem vorgestellt werden. Für die Musik war Karl Zachert zuständig, der seine Lieder thematisch auf den Abend abstimmte. So gab es zum Beispiel „Wenn der Topf aber nun ein Loch hat“ zu hören.
Die Autoren Hannelore und Edwin Kuna sind freie Journalisten und haben in den letzten Jahren über 150 Beiträge zu alten Handwerksberufen veröffentlicht. So sind Achim Schade und Matthias Redieck auf die Idee gekommen, solch ein Buch zu machen. Zwar hatte man schon 1996 daran gedacht und Vorbereitungen getroffen, aber da selbst die Handwerkskammer kein Interesse hatte, stellte man die Arbeit am Buch ein.

In einer kurzen Fragerunde stellten die Autoren heraus, was sie besonders am Thema Handwerk interessiert. „Handwerk hat mit so vielen Dingen zu tun. Es ist ein sehr komplexes Thema!“, sagte Hannelore Kuna. Einerseits waren früher die Berufe viel mehr spezialisiert. So haben wir heute einen Metallarbeiter, früher gab es im gleichen Bereich einen Goldschmied, einen Werkzeugschmied und einen Messerschmied.
Anderseits nimmt das Handwerk im Leben der Menschen auch heute wieder einen größeren Stellenwert ein. Es wird wieder Wolle gekauft und gestrickt oder aber auch mal selbst ein Brot gebacken. Und wenn man nicht selbst tätig ist, so gibt es doch immerhin die Möglichkeit, etwa jetzt wieder auf dem Ostermarkt, Dinge von Kunsthandwerkern zu kaufen.

Am Ende des Abends bekamen die beteiligten Handwerker die ersten Bücher geschenkt. In der Kreishandwerkerschaft Rostock-Bad Doberan wurde extra für das Buch eine Arbeitsgruppe gebildet, die ehrenamtlich mit Rat und Tat zur Seite stand. Einer von den Männern, der dort mithalf, ist Christian Plothe. Der Rostocker führt eine Glas-Hütte in der Budapester Straße. Dort hatten vorher schon sein Vater und sein Großvater mit dem zerbrechlichen Material gearbeitet. Anders als seine Vorfahren hat er sich aber auf die Restaurierung von Kirchenverglasung spezialisiert. „Das ist nicht das Glas, durch das man schaut, sondern das, auf das man schaut“, sagte der Handwerker.
Wer mehr über den Beruf des Glasers erfahren möchte, der muss schon selbst einen Blick in das Buch werfen. Und auch, wer wissen will, wie die Rostocker Badstüber- und Lohgerberstraße auf ihren Namen gekommen sind, wird im Buch fündig.