„Nah dran“ an Hannes Wader

Liedermacher singt am 23. April 2013 in der Stadthalle

Hannes Wader (Foto: Erik Weiss)
Hannes Wader (Foto: Erik Weiss)

Hannes Wader ist eine Legende – schon jetzt. Viele seiner Lieder sind Allgemeingut geworden, werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gesungen. Wer kennt nicht „Heute hier, morgen dort“, das mittlerweile zu den beliebtesten deutschen Volksliedern gerechnet werden kann.
Wader ist der Autor und Interpret von Liedern, die intimste Empfindungen ausdrücken, was er seit seinem ersten Album von 1969 eindrucksvoll unter Beweis stellt. Er ist aber auch der Volkssänger und der politische Mensch, der Stellung bezieht, sich mit seinen Liedern einmischt und damit zu wichtigen Bewegungen in den letzten Jahrzehnten den „Soundtrack“ geliefert hat. Kurz nach seinem 70. Geburtstag 2012 erschien endlich – nach einer langen Zeit von sechs Jahren – eine neue CD mit neuen Liedern von Hannes Wader: Nah dran.
Das Warten hat sich gelohnt. Das Album ist ausgereift und abwechslungsreich, hat Groove, Humor und Haltung. Vom Lied, vom Folksong, von Country und Reggae, vom deutschen Volkslied bis hin zum französischen Valse-Musette: hier fließt an musikalischen Stilen vieles zusammen, um der Vielfalt der Lieder und ihrer Texte gerecht zu werden. Das Ensemble an hervorragenden Musikern, das Hannes Wader bei dieser Produktion unterstützt (u.a. Jo Barnikel, Nils Tuxen, Benjamin Hüllenkremer), macht das Ganze perfekt. Man spürt die Harmonie und das Verständnis. Man hört, dass die Musik dadurch wahr wird und lebt! Im Eingangslied „Dass wir so lang leben dürfen“ heißt es: „Stark wie Eichen, die nicht weichen, zart wie Seerosen auf Teichen.“ Diese Metapher trifft sehr genau das, was Hannes Waders Liedkunst ausmacht. Sie ist ungebeugt und kraftvoll, aber auch zart und zerbrechlich. Auch auf diesem Album. Ob in „Der Drache“ Bilder aus Waders eigener Kindheit auftauchen oder ob mit „Boulevard St. Martin“ der Widerstandskämpfer Peter Gingold geehrt und ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt wird, immer strahlt Klarheit und Liebe aus den Worten, hat seine Stimme Kraft und Schönheit.
Auch der Wader-typische schwarz-trockene Humor kommt auf diesem Album nicht zu kurz. Im Titellied schildert der Sänger seine – zum Teil selbst gemachten – Erfahrungen beim Kennenlernen des weiblichen Geschlechts (was davon tatsächlich biographisch ist, überlässt er freilich der Phantasie des Hörers) und macht daraus einen vor Komik strotzenden Reggae. Mit seinem neuen Album „Nah dran“ ist Hannes Wader auf der Höhe der Zeit und geht weiter – ungeachtet aller Trends und Moden – seinen eigenen Weg. Mit Liedern, die (wie von ihm gewohnt) lange halten werden – und von denen man manche nie mehr vergisst.

  • 23.April 2013, 20:00 Uhr, Stadthalle

Quelle: d2m

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