Komplementärmedizin in der Krebstherapie

Universität Rostock entwickelt im Rahmen des Verbundprojekts KOKON neue Strategien im Kampf gegen den Krebs

18. Juni 2012
Dr. Hans Lampe
Dr. Hans Lampe

Welche Angebote und Informationsbedürfnisse zum Thema Komplementärmedizin in der Krebsbehandlung liegen gegenwärtig vor und auf welchen Wegen kann fundiertes Wissen bestmöglich an Patienten, Therapeuten und Berater weitergeben werden? Mit diesen Fragen befasst sich das interdisziplinär zusammengesetzte Verbundprojekt KOKON („Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie“) der Deutschen Krebshilfe, das die Organisation mit 2,5 Millionen Euro fördert und das Mitte Juni gestartet ist. Es läuft 36 Monate.

Mit im Forschungsboot sind: Universitätsmedizin Rostock, Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Klinikum Nürnberg, Charite Berlin, Universitätsklinik Frankfurt/Main und die Klinik für Tumorbiologie Freiburg. In Rostock wird das Projekt von Dr. Hans Lampe, Arzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie koordiniert. Er kooperiert zudem für den Schwerpunkt der Chinesischen Medizin mit zwei chinesischen Universitäten.

Das Projekt KOKON ist ganz nah am Patienten orientiert. „60 bis 80 Prozent der Krebspatienten wollen durch ergänzende Maßnahmen zur eigenen Heilung beitragen“, erklärt Dr. Lampe. Gemeint ist oft die Behandlung mit Methoden der Naturheilkunde: Mistel, Homöopathie, Nahrungsergänzungsmitteln oder Vitaminen. Doch oft werde darüber mit dem behandelnden Arzt nicht gesprochen. „Diese Mittel schwächen teilweise die Wirkung der Chemotherapie ab, können sie – richtig genutzt – aber auch verstärken“, weiß Lampe. „Es gibt kein Mittel, das immer gut oder schlecht ist. Wir Ärzte müssen dies offen ansprechen, denn manche alternativen oder ergänzenden Wirkstoffe können die Therapie auch negativ beeinflussen.“ Doch es gibt auch positive Impulse durch komplementäre Verfahren, zum Beispiel durch Sport, Naturheilstoffe, Meditation und Entspannungstechniken. „Wenn Patienten ihren Umgang mit der Erkrankung verändern, kommen sie meist besser durch die schwierigen Zeiten der Diagnose und Therapie“, sagt Lampe.

Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, stellt fest: „Mit diesem von uns initiierten und geförderten Verbundprojekt kommt die Deutsche Krebshilfe dem Wunsch vieler Krebspatienten entgegen, sich auch mit komplementären und unkonventionellen Heilmethoden auseinanderzusetzen.“ Ziel des Großprojektes ist es, eine nutzerfreundliche Plattform für Patienten, Pflegekräfte und Ärzte zu schaffen, um Informationen im Bereich der Komplementärmedizin zu sammeln und weiterzugeben. Die Deutsche Krebshilfe verspricht sich von diesem Vorhaben eine wissenschaftlich fundierte Analyse der gängigen Methoden und Konzepte der Komplementärmedizin in Deutschland, die Betroffenen und Behandelnden gleichermaßen nützlich ist.

Die drei großen onkologischen Zentren Rostock, Nürnberg und Hamburg entwickeln im Rahmen des Projektes gemeinsam ein Beratungsnetzwerk, an das sich Menschen dann wenden können, um eine wissenschaftlich fundierte Auskunft zu erhalten. „So werden kommunikative Lücken geschlossen und das medizinische Vorgehen bei Krebspatienten auf eine gesicherte Basis gestellt“, erläutert Dr. Lampe, der außerdem über die Wirkungsgrundlagen der so genannten komplementären Medizin mit Pharmakologen aus Greifswald und Mainz forscht, die nächsten Ziele.

Durch das Forschungsprojekt „KOKON“ sollen deutschlandweit für die Komplementärmedizin gesicherte Standards für Information und Beratung bereitgestellt werden. „Wir wollen verlässliche Informationen und Weiterbildungsangebote für Patienten, Ärzte und Pflegekräfte in der Onkologie“, beschreibt der Sprecher des Gesamtprojektes, Dr. Markus Horneber, Arzt an der Klinik für Onkologie und Hämatologie des Klinikums Nürnberg, das Forschungsziel. Ein wesentlicher erster Schritt dabei ist eine große Fragerunde, in der die Bedürfnisse der Patienten und Fachgruppen genauestens erkundet werden sollen.

Quelle: Universität Rostock, Foto: privat

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