Kreuzfahrttourismus bringt Rostock über 40 Mio. Euro

45,9 Millionen Euro Umsatz hat der Kreuzfahrttourismus dem Land M-V 2018 eingebracht, allein Passagiere und Besatzungen gaben rund 29 Millionen Euro aus

28. Oktober 2019, von
Kreuzfahrttourismus in Rostock - hohe Kundenzufriedenheit und beträchtliche Wertschöpfung (Foto: Archiv)
Kreuzfahrttourismus in Rostock - hohe Kundenzufriedenheit und beträchtliche Wertschöpfung (Foto: Archiv)

Insgesamt 45,9 Millionen Euro Umsatz generierte die Kreuzschifffahrt in Rostock-Warnemünde im Jahr 2018 in Mecklenburg-Vorpommern, den Großteil davon (41,5 Mio. Euro) direkt in der Hansestadt. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die das Kieler Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) im Auftrag des Hafenbetreibers Rostock Port erstellt hat.

Passagiere und Besatzungen geben 29 Millionen Euro aus

47,50 Euro gibt jeder Passagier durchschnittlich in der Region aus, den Großteil (19,20 Euro) für Gastronomie. Bei Landausflüglern bzw. Transitpassagieren (Stopover) ist es etwa weniger (43 Euro), bei Reisewechselpassagieren (Turnaround), die ihre Kreuzfahrt in Rostock starten oder beenden, etwas mehr (58,22 Euro). Hinzu kommen bei ihnen noch Ausgaben für Parkgebühren (34,64 Euro) und Übernachtungen vor oder nach der Kreuzfahrt (82,60 Euro).

Kreuzfahrttourismus-Studie für Rostock vorgestellt: Jens A. Scharner von Rostock Port (v.l.), Hafen-Kapitän Falk Zachau, Hansjörg Kunze von Aida Cruises und Dr. Dirk Schmücker vom NIT
Kreuzfahrttourismus-Studie für Rostock vorgestellt: Jens A. Scharner von Rostock Port (v.l.), Hafen-Kapitän Falk Zachau, Hansjörg Kunze von Aida Cruises und Dr. Dirk Schmücker vom NIT

Neben den Passagieren sind auch die Landgänge der Besatzungen wirtschaftlich bedeutend, erläutert Dr. Dirk Schmücker vom NIT. Von den insgesamt 167.903 Besatzungsmitgliedern hat 2018 etwa die Hälfte einen Landgang unternommen. Pro Kopf gaben sie durchschnittlich 55,28 Euro aus – insgesamt 4.269.551 Euro.

Zusammen ließen Passagiere und Crewmitglieder im vergangenen Jahr fast 29 Millionen Euro in der Region. Dazu kamen indirekte Kosten des Schiffsbetriebs für Proviant, Treibstoff, Lotsen, Makler und Hafengebühren von etwa 17 Millionen Euro.

Die Kreuzschifffahrt sei „nicht nur ein nationales und internationales Markenzeichen für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern, sondern sorgt auch für eine beträchtliche Wertschöpfung“, fasst Jens A. Scharner, Geschäftsführer von Rostock Port, die Zahlen zusammen.

Nur 0,6 Prozent des Rostocker Gesamteinkommens

Heruntergerechnet werden aus den 41,5 Millionen Euro Bruttoumsatz allerdings nur 21 Millionen Euro lokales Einkommen. Bezogen auf das Rostocker Gesamteinkommen (3,9 Mrd. Euro 2016) sind das lediglich etwas mehr als 0,5 Prozent. In Warnemünde dürfte der Anteil des Kreuzfahrttourismus jedoch bedeutend höher sein, gibt Dr. Schmücker zu bedenken, und der Aida-Firmensitz oder der Schiffbau auf den Werften sind darin noch nicht enthalten.

Hohe Kundenzufriedenheit mit dem Kreuzfahrthafen Rostock-Warnemünde

Neben der wirtschaftlichen Bedeutung wurde auch die Kundenzufriedenheit mit dem Kreuzfahrthafen Rostock-Warnemünde untersucht. Auf einer Skala von eins (sehr zufrieden) bis fünf (sehr unzufrieden) wurde der Hafen mit einer Durchschnittsnote von 1,7 bewertet. Im Vergleich zu früheren Befragungen bewerteten die Reisewechselpassagiere den Hafen etwas besser und die Transitpassagiere etwas schlechter.

Für 42 Prozent der Turnaround-Passagiere war Rostock der Wunsch-Abfahrtshafen. „Das ist schon ganz gut“, so Schmücker, „es zeigt aber auch, dass Rostock im Wettbewerb steht.“ Sechs von zehn Kreuzfahrtgästen könnten sich auch einen anderen Starthafen vorstellen.

Jeder zweite Kreuzfahrtpassagier reist mit dem Auto an

„Die Bahnanbindung kann uns nicht zufriedenstellen“, erklärt Jens A. Scharner. Nur 16 Prozent der Turnaround-Passagiere setzten 2018 auf die Bahn, 51 Prozent reisten mit dem Auto an, 14 Prozent mit dem Bus. Immerhin zwölf Prozent wären lieber mit einem anderen Verkehrsmittel angereist – rund die Hälfte davon mit der Bahn.

Ab 2020 Landstrom in Warnemünde

Im Sommer 2020 soll in Warnemünde der erste Landstromanschluss mit acht Megawatt zur Verfügung stehen, erklärt Hafenkapitän Falk Zachau. Im 2. Bauabschnitt 2021 sollen es bis zu 20 Megawatt sein. „Dann können wir auch gut zwei Kreuzfahrtschiffe parallel an Liegeplatz 7 und 8 mit Landstrom versorgen“, so Zachau.

Alle drei Aida-Schiffe, die 2020 Warnemünde anlaufen, werden für die Versorgung umgerüstet sein, verspricht Hansjörg Kunze von AIDA Cruises. Auch von anderen Kreuzfahrtreedereien habe er Zusagen bekommen, dass sie Landstrom nehmen wollen, ergänzt Zachau. „Wir hoffen, dass das nicht nur Bekenntnisse sind, sondern die Reedereien wirklich an die Steckdose gehen.“

Kreuzfahrt-Boom vs. Anwohner

Ein Ende des Kreuzfahrt-Booms sei nicht in Sicht, bekräftigt Hansjörg Kunze: „Der Anteil der Kreuzfahrtindustrie am gesamttouristischen Markt ist noch relativ klein. Wir werden kontinuierlich weiter wachsen.“

Statt ungebremstem Wachstum setzt Jens A. Scharner auf Qualität und eine Balance zwischen Reedereien, Hafen und der Akzeptanz in der Bevölkerung. Landstromanlage, das neue Passagierterminal an Pier 8 sowie der Umbau des Warnemünder Bahnhofs samt ebenerdigem Gehweg sollen dazu beitragen.

Insgesamt verzeichnete der Kreuzfahrthafen Rostock-Warnemünde in dieser Saison rund 272.000 Transitpassagiere (2018: 268.000), von denen 86.000 einen Tagesausflug per Bahn, Bus oder Pkw nach Berlin unternahmen und 186.000 Passagiere als Tagesgäste Warnemünde, Rostock oder Mecklenburg-Vorpommern entdeckten. Etwa 181.000 Seereisende bzw. Reisewechselpassagiere (2018: 194.000) begannen und/oder beendeten ihre Kreuzfahrt im Hafen an der Warnow.

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