Rolf Lappert als Preisträger der Sinecure Landsdorf 2011
Abschluss des dreimonatigen Arbeitsaufenthaltes mit Lesung, Poetik und Seminar
24. Juni 2011, von Andre
Etwas mehr als ein halbes Jahr ist es erst her. Ein sympathischer Autor aus der Schweiz, der aber in Irland lebt, hat in Rostock sein aktuelles Buch vorgestellt. Unter „normalen“ Umständen hätte es Rolf Lappert wohl nicht in dieser Woche wieder in die Hansestadt verschlagen, zumal sein neues Buch auch erst im Frühjahr 2012 veröffentlicht wird. Da es aber zum Preis der Sinecure Landsdorf gehört, öffentlich zu lesen, eine Poetikvorlesung in der Uni zu halten und anschließend einem Seminar im Gutshaus beizuwohnen, konnte man Rolf Lappert auch dieser Tage wieder in der Stadt erleben.

Zum vierten Mal hat das Ehepaar Gerd und Angela Schäfer den Preis der Sinecure Landsdorf vergeben. In Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus, der „anderen buchhandlung“ und Literaturprofessor Lutz Hagestedt werden Autoren für drei Monate auf das Gut in Tribsees eingeladen, wo sie frei arbeiten können.
Auf Lappert wurden die Schäfers mit dem Roman „Nach Hause schwimmen“ aufmerksam, der 2008 auch mit dem ersten Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde.

Da der Autor seinen aktuellen Roman „Auf den Inseln des letzten Lichts“ jedoch wie schon erwähnt bereits im November im Rahmen der LiteraTour Nord vorstellte, gab es bei der Lesung in der „anderen buchhandlung“ ein Novum für mich. Nach einem interessanten Gespräch mit dem Manfred Keiper stellte Lappert Stücke aus zwei bisher unveröffentlichten Manuskripten vor. Eines der beiden Bücher soll der dritte Teil einer Trilogie werden. Da dieser Text aber erst etwa 150 Seiten umfasst und noch unbetitelt ist, lässt sich schwer etwas über Inhalt und Form sagen.
Spannender war da schon die Vorstellung von „Pampa Blues“. Dies wird der erste Jugendroman des Schweizers. Die letzten 120 Seiten des Werkes hat er im April, seinem ersten Monat in Landsdorf, geschrieben. Dabei vertiefte er sich anfangs so sehr in seine Arbeit, dass Gerd Schäfer schon Angst hatte, der Autor sei in seinem Zimmer verstorben.

„Pampa Blues“ basiert auf einem alten Drehbuch Lapperts und erzählt die Geschichte von Ben, einem 16-jährigen Jungen, der auf einem entlegenen Dorf mit seinem dementen Opa lebt und sich um diesen kümmert. Dabei geht es aber keineswegs nur um den kranken Großvater, sondern auch um das Leben auf dem Dorf und die Erlebnisse, die der Junge innerhalb von einer knappen Woche macht. Schon das erste Kapitel, das der Schriftsteller am Donnerstag in der Buchhandlung vorstellte, war sehr vielversprechend. Eine tolle Sprache und eine ernste Grundstimmung, die aber immer wieder mit feinem Humor durchbrochen wird, lassen ein Buch erwarten, das auch von Erwachsenen gut gelesen werden kann. Leider erst im Frühjahr 2012.
Die Poetikvorlesung im Hörsaal der Hautklinik der Uni Rostock trug den Titel „Glücklich im Gefängnis der Gedanken – Vom Schreiben als Selbstverwahrung“. In ihr setzte sich Rolf Lappert mit seinem Handwerk auseinander und beschrieb, wie er Bücher schreibt. Dabei sei es egal, auf welchem Fleck der Erde er sich gerade befinde, wichtig sei, eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Er kann dabei auf Stipendienaufenthalte in Ungarn, Lettland und Litauen zurückblicken.

Zum Abschluss des Tages organisierte Literaturprofessor Lutz Hagestedt dann noch ein Seminar im Gutshaus in Landsdorf. Dort besprachen die Teilnehmer zusammen mit dem Autor das erste Kapitel von „Pampa Blues“. Lappert wirkte dabei etwas souveräner als Judith Zander im letzten Jahr, was aber sicher auch an der Textform lag. Es ist wohl leichter, über Aspekte eines fantastischen Jugendromans zu sprechen, als sich mit persönlichen Gedichtanalysen konfrontiert zu sehen.
Alles in allem aber wieder zwei spannende Tage im Literaturbetrieb der Stadt und ein gelungener Abschluss für die Sinecure 2011. Wer im nächsten Jahr Preisträger sein wird, ist zwar auch schon relativ sicher, darf ab an dieser Stelle noch nicht verraten werden.