Scan-o-Dent soll Röntgenstrahlen beim Zahnarzt ersetzen

Universität Rostock und die S&N Datentechnik GmbH entwickeln ein spezielles Ultraschallgerät für die Dentaldiagnostik

25. September 2011, von
Wirtschaftminister Jürgen Seidel überreicht den Fördermittelbescheid an die Vertreter des Scan-o-Dent-Forschungsverbundes
Wirtschaftminister Jürgen Seidel überreicht den Fördermittelbescheid an die Vertreter des Scan-o-Dent-Forschungsverbundes

Röntgenstrahlen sollen aus den Zahnarztpraxen verbannt werden. Stattdessen soll ein spezielles Ultraschallgerät, ähnlich der Form einer Zahnbürste, Bilder vom Zustand des Zahnes liefern.

Entwickelt wird diese Weltneuheit von einem Forschungsverbund, dem der IT-Dienstleister S&N Systemhaus für Datentechnik GmbH sowie verschiedenen Einrichtungen der Universität Rostock angehören.

Die Kosten für das Gesamtprojekt betragen 1,74 Millionen Euro. 1,37 Euro werden vom Wirtschaftsministerium aus Mitteln Europäischer Förderfonds bereitgestellt.

Innerhalb von drei Jahren soll Scan-o-Dent, so der Name des bereits patentierten Ultraschallgerätes, zur Produktreife geführt werden.

Dr. Mareike Warkentin mit einem Modell des Ultraschallgerätes und einer Bilddarstellung
Dr. Mareike Warkentin mit einem Modell des Ultraschallgerätes und einer Bilddarstellung

„Der Ultraschall bietet uns die Möglichkeit, verschiedene Materialien aufgrund unterschiedlicher Materialdichte zu unterscheiden“, erklärt Dr. Mareike Warkentin vom Lehrstuhl Werkstoffe der Medizintechnik der Universität Rostock das Funktionsprinzip. Dafür wird ein Schallkopfarray über den Zahn geschwenkt. Durch die Ultraschallsignale kann der Werkstoffzustand des Zahnes sehr genau erfasst und die Zahnstruktur bildhaft gemacht werden. Auf diese Weise sollen Füllungen, prothetische Versorgungen, Implantate und der Knochenstatus mit Scan-o-Dent überprüft werden. Auch Randspalten- und Plaquebildungen sowie Sekundärkaries können entdeckt werden. „Das Sensationelle ist, dass man unter festzementierte Kronen und Brücken schauen kann, ob Karies drunter ist. Das bis jetzt nicht möglich ist. Das ist geradezu revolutionär für uns“, sagt Zahnärztin Dr. Anne Sandmann.

Weitere Vorteile: Diese Diagnosemöglichkeit ist nicht invasiv und kann ohne großen Aufwand direkt auf dem Zahnarztstuhl erfolgen. Außerdem lassen sich die 3D-Ultraschalldarstellungen beliebig oft erstellen. „Ich brauche nicht darüber nachzudenken, ob ich noch ein zweites oder drittes Bild mache, und kann so die Qualität sichern“, zählt Anne Sandmann die praktischen Vorzüge auf.

Vor allem aber ist diese Methode strahlungsfrei.

Prof. Dr. Peter Ottl, geschäftsführerender Direktor der Klinik und Polikliniken für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde "Hans Moral"
Prof. Dr. Peter Ottl, geschäftsführerender Direktor der Klinik und Polikliniken für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde "Hans Moral"

37 Prozent der in der Medizin erstellten Röntgenaufnahmen, stammen aus der Zahn- und Kieferheilkunde. Immer noch sind sie für die Befunderhebung bei der Behandlung unverzichtbar, so Prof. Dr. Peter Ottl von der Zahnklinik, die die klinischen Prüfungen während der Entwicklungsphase übernehmen wird. Trotz aller Schutzmaßnahmen könne die Röntgenstrahlenbelastung bei Betroffenen und medizinischem Personal nicht ausgeschlossen werden.

Der Einsatz von Ultraschall anstelle von Röntgenstrahlung bedeutet nicht zuletzt für Kinder und Schwangere bessere Diagnosemöglichkeiten. Auch ältere und pflegebedürftige Menschen, deren Anzahl der demografischen Entwicklung nach zunehmen wird, profitieren von dieser Erfindung.

Denn nicht nur in der Zahnarztpraxis soll das Ultraschallgerät angewendet werden können. Auch in der privaten Vorsorge soll es einmal dazu dienen, dass die Patienten ihre eigenen Screenings durchführen können.

Weitere Einsatzmöglichkeiten können sich die Wissenschaftler in der See-, Luft- und Raumfahrt, der Veterinärmedizin und in der Materialforschung vorstellen. Aber das ist noch eine Zukunftsvision.

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