Onleihe erspart den Weg in die Stadtbibliothek

Stadtbibliothek verleiht digitale Medien wie E-Books, E-Magazines, E-Audios, E-Papers und E-Videos

1. Juli 2013, von
Historisches und Krimis gehören zur bevorzugten Lektüre von Oberbürgermeister Roland Methling. Aktuell liest er  den Thriller "Das Washington-Dekret" von Jussi Alder-Olsen
Historisches und Krimis gehören zur bevorzugten Lektüre von Oberbürgermeister Roland Methling. Aktuell liest er den Thriller "Das Washington-Dekret" von Jussi Alder-Olsen

Bequemer geht es doch bald gar nicht mehr. Um kostenlos Bücher oder Zeitschriften zu lesen oder sich einen Film anzuschauen, brauchen Nutzer der Stadtbibliothek künftig nicht mehr in eine der sechs Stadtteilbibliotheken zu gehen. Vorausgesetzt sie haben einen Internetanschluss und das gewünschte Medium ist im Bestand der Rostocker Stadtbibliothek, können sie es sich unabhängig von Öffnungszeiten 24 Stunden täglich in digitaler Form mit einem PC, Tablet, Smartphone oder E-Reader ausleihen. „Der Zugang zum elektronischen Buchmarkt ist damit für jeden Rostocker geöffnet“, lobte Oberbürgermeister Roland Methling. Er war der erste, der ein Onlinebuch auslieh: „Die Kunst des klugen Handelns“ von Rolf Dobelli.

600 elektronische Bücher, 140 Hörbücher und mit dem Spiegel und der Zeit zwei Zeitschriften umfasst die Sammlung zum Start der Onleihe. Weitere digitale Medien im Wert von 5.000 Euro sollen in diesem Jahr noch dazu kommen. Welche es sind, wird auch von den Wünschen der Nutzer abhängen. Im ersten Jahr sind für die Anschaffung neuer Nutzungslizenzen insgesamt 20.000 Euro eingeplant. Das macht einen Anteil von 10 Prozent vom Gesamtetat für Neuanschaffungen aus, informiert Katharina Waack, die die Entwicklung des Onleihe-Systems für die Rostocker Stadtbibliothek die letzten sechs Monate begleitet hat.

Die Stadtbibliothek Rostock bietet jetzt auch Onleihe an
Die Stadtbibliothek Rostock bietet jetzt auch Onleihe an

Bis zu 14 Tage können E-Books und E-Audios ausgeliehen werden, E-Videos sieben Tage und elektronische Zeitschriften bis zu 24 Stunden. Dann erlischt die Nutzungserlaubnis automatisch. Das Gute daran, es fallen dadurch – anders als bei der herkömmlichen Ausleihe in der Rostocker Stadtbibliothek – keine Mahngebühren an. Allerdings ist das System noch etwas unausgereift. Denn eine vorzeitige Rückgabe ist nicht möglich, wenn ein Leser mal schneller sein sollte oder sich das Medium als unpassend erweist. Gibt es für einen Titel bereits Voranmeldungen, müssen diese bis zum letzten Tag der Leihfrist aufgrund von Verlagsrechten warten. „Es wird daran gearbeitet. In diesem Jahr wird das aber noch nichts“, kündigt Katharina Waack an. So gebe es schon Modelle, bei denen man zwischen sieben und 14 Tagen Ausleihe wählen könne.

Die Rostocker Stadtbibliothek vermittelt mit Onleihe das digitale Angebot der EKZ-Gruppe. Ein Jahr habe man in Rostock mit dem Einstieg in den digitalen Buchmarkt gewartet. Dann kam ein zweiter Anbieter auf den Markt und durch die Konkurrenz sanken die Preise drastisch, erläutert Bibliotheksleiter Manfred Heckmann. „Auf dem Markt wird sich aber noch einiges tun. Es ist eine große Unsicherheit da. Viele Verlage, aber auch Zeitungen wissen nicht damit umzugehen.“

Für den Bibliotheksleiter gehört es angesichts des technischen Fortschritts weiterhin zur wichtigsten Aufgabe öffentlicher Bibliotheken den Bürgern hochwertige Informationen, die Geld kosten, kostenlos anzubieten.

Auch wenn weltweit bereits 10 bis 15 Prozent der Bücher digital gelesen werden und der Trend weiter steigt, ist er sich sicher, dass die Rostocker auch weiterhin Bücher ausleihen werden. „Das ist ein zusätzliches Angebot. Neueste Untersuchungen sagen, dass das elektronische Herunterladen von Medien einhergeht mit dem Ausleihen von Büchern. Die Leute lesen nicht weniger, sondern eher mehr. Das freut uns ganz besonders. Ich glaube auch nicht, dass das Buch irgendwann ganz weg sein wird.“

Das wäre auch ein Problem, wenn zukünftig bestimmte Bücher nur elektronisch vorhanden wären. „Durch die Preisbindung werden Sachbücher finanziert, die sich sonst nicht rechnen. Wenn bei digitalen Medien der Preis erhöht wird, sodass man es sich nicht mehr leisten kann, ist alles weg und man hat nichts mehr auf dem Rechner. Denn man erwirbt das elektronische nicht, man hat nur das Nutzungsrecht“, erläutert Manfred Heckmann.

Von Fotoverbuchung zur Onleihe – Seit 21 Jahren ist Manfred Heckmann Chef der Rostocker Stadtbibliothek

Über 20 Jahre Chef der Rostocker Stadtbibo: Manfred Heckmann
Über 20 Jahre Chef der Rostocker Stadtbibo: Manfred Heckmann

Auf den Tag genau seit 21 Jahren leitet Manfred Heckmann nun die Rostocker Stadtbibliothek. Die Medienlandschaft hat sich seither stark verändert. Damals gab es noch Fotoverbuchungen, heute elektronische Bücher und freies W-Lan (als erste städtische Einrichtung in der Innenstadt).

Etwa 28.000 Nutzer zählt Rostocks Stadtbibliothek. Ausleihgebühren, wie in vielen anderen Stadtbibliotheken, müssen sie nicht zahlen. Dafür Mahngebühren, sollte die Leihfrist überschritten worden sein. 115.000 Euro im Jahr nimmt die Stadtbibliothek auf diese Weise ein. „Das sind mehr als wir mit einem Ausweis einnehmen würden“, rechnet Manfred Heckmann vor. Der Anteil derjenigen, die nach einer Mahnung nicht wieder kommen ist mit 0,2 Prozent gering.

Das vor zwei Jahren eingeführte E-Learning-Angebot der Rostocker Stadtbibliothek wird hingegen kaum genutzt. Wegen geringer Nachfrage aufgrund von attraktiveren Lernalternativen und steigender Preise soll es demnächst wieder eingestellt werden.

Hier geht es zur Rostocker Onleihe: http://www.stadtbibliothek-rostock.de/

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