Buga 2025: „Wir reden nicht über Blumen und Bäume, sondern über Stadtentwicklung“

Bürgerinformationsveranstaltung über mögliche Bewerbung Rostocks für die Bundesgartenschau 2025

16. Januar 2018, von
Bürgerinformationsveranstaltung zur möglichen Bewerbung Rostocks für die Bundesgartenschau 2015
Bürgerinformationsveranstaltung zur möglichen Bewerbung Rostocks für die Bundesgartenschau 2015

„Wir reden nicht über Blumen und Bäume, sondern über Stadtentwicklung“, stellt Finanzsenator Chris Müller von Wrycz Rekowski klar. Nachdem 2003 in Rostock die internationale Gartenbauausstellung stattgefunden hat, will sich die Hansestadt erneut um eine Gartenschau bewerben. 2025 soll die Bundesgartenschau an 170 Sommertagen Blumenliebhaber in den Stadthafen locken, so der Plan der Verwaltung. Die damit auch lang gehegte städtebauliche Ideen wie eine Warnowbrücke oder einen Rundweg um das sogenannte „Rostocker Oval“ umsetzen will. Seit November wird dafür eine Machbarkeitsstudie vorbereitet. Im Mai soll die Bewerbung der Bürgerschaft zum Beschluss vorgelegt werden, damit sie bis Ende Juni eingereicht werden kann. Im August wird eine Entscheidung erwartet. Gestern fand eine Bürgerinformationsveranstaltung statt. Ab heute können sich Interessierte auch über eine Website informieren und Ideen und Anmerkungen beitragen.

„Die Stadt muss Lust darauf haben, sonst ist es illusorisch“, gibt der Finanzsenator zu bedenken. Immerhin, so sein Eindruck, den nicht alle Anwesenden der Bürgerversammlung teilten, habe die Stadt noch ein „IGA-Trauma“ zu bewältigen. Mit einem Defizit von 20 Millionen Euro stand die Hansestadt nach der IGA 2003 da. Auch über das Nachnutzungskonzept für das 100 Hektar große Gelände an der Warnow bei Schmarl wird immer noch gerungen.

Der Berliner Landschaftsarchitekt Bernhard Schwarz leitet die 14-köpfige Projektgruppe, die die Machbarkeitsstudie für die Buga 2025 in Rostock erarbeitet. Er stellt klar: „Eine Gartenschau ist Mittel zum Zweck. Sie wird heute begriffen als ein Motor für Stadt- und Freiraumentwicklung, von Entwicklungsideen, die eine Stadt sowieso vorhat.“

Nachdem die Projektgruppe alle Grundlagen zusammengetragen und sich mit der Verwaltung abgestimmt hat, sollen nun auch die Bürger beteiligt werden. Es waren vor allem Vertreter von Vereinen, der Stadtverwaltung und Parteien sowie Anwohner – insgesamt mehr als 50 Interessierte – zu der Informationsveranstaltung gekommen. Mit ihnen unternahm Bernhard Schwarz einen virtuellen Spaziergang um das etwa 5km lange Rostocker Oval und skizzierte mögliche Themen und Entwicklungsschwerpunkte auf den einzelnen Grundflächen rund um die Warnow im Bereich des Stadthafens.

Eine Brücke über die Warnow: ja oder nein?

Ein potenzielles Leuchtturmprojekt könne etwa eine Brücke über die Warnow werden. Doch selbst Befürworter dieser Idee räumen ein, dass dafür noch viele Fragen geklärt werden müssen. Wo soll sie genau am Ufer ankommen? Wie soll der Anschluss in Gehlsdorf und im Stadthafen erfolgen? Welche Auswirkung hat so ein Bauwerk auf die Postkartenansicht der historischen Altstadt? Stimmt die für die Bundeswasserstraße zuständige Behörde zu? Wie verträgt sich so ein Projekt mit Ideen eines Wassertaxis, Warnowhoppers, kleinen Kreuzfahrtschiffen im Stadthafen oder gar der Hanse Sail?

Ein weiteres elementares Ziel der Stadthafenentwicklung ist die Schaffung eines Rundweges. Hauptproblem hier: Es sind nicht alle Flächen frei. Vor allem bei den Seglern, die in diesem Bereich ihre Vereinsflächen zur Lagerung der Boote haben, werden wohl noch dicke Bretter zu bohren sein. Jens Rademacher, der selbst in diesem Revier segelt, betont: „Die Lagerflächen und die Brücke sind die Hauptkonfliktpunkte, die es in diesem Konzept gibt.“ Der Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock zeigt sich außerdem darüber besorgt, ob die „kaufmännische Betrachtung in der notwendigen Tiefe vorhanden“ sei. Bernhard Schwarz gibt zu, dass die Finanzierung ambitioniert sei. Gleichzeitig empfiehlt er, sich nicht zu übernehmen: „Die Buga kann nicht alles.“ Man müsse sich konzentrieren und fokussieren. Wünschen nach Satellitenstandorten, die ein Ausschussvertreter des Ortsbeirates Warnemünde für das Ostseebad äußert, der Erweiterung nach Norden in Richtung Werftdreieck, Oldendorf bis hin zum IGA-Park oder der südlichen Einbeziehung im Bereich der Mühlendammschleuse gibt er damit einen Dämpfer.

Grün und nachhaltig soll es werden

Dr. Stefan Neubauer, ehemaliger Leiter des Amtes für Stadtgrün zur Zeit der IGA, findet das Grundkonzept „ganz toll“. Dennoch gibt er mit Blick auf die Karte zu bedenken: „Ich sehe das grüne Potenzial nicht.“

Auf der vorgestellten Karte konzentriert sich das Grün vor allem im Nordosten. Hier soll ein exklusiver Park mit „robusten, informellen Sportangeboten“ entstehen. „Ich freue mich über jede Grünfläche“, sagt eine Bewohnerin der Altstadt. Sie würde sich aber auch im südlichen Bereich über mehr Grün freuen. Dr. Susanne Knotz, Vertreterin der Rostocker Naturschutzverbände, ergänzt: „Wir wünschen uns einen Fokus auf naturnahes Grün mit einem nachhaltigen Naherholungskonzept und eine insektenfreundliche Stadt.“

Dass die Gehlsdorfer Kleingartenanlage Fährhufe einem Buga-Park Platz machen müsse, scheint erstmal vom Tisch zu sein. Christian Seifert vom Verband der Gartenfreunde Rostock ist froh: „Die 100-jährige Anlage ist historisch gewachsen. Das Gut mit seiner wichtigen sozial-ökologischen Funktion sollte nicht aus kommerziellen Gründen überplant werden.“

„Gerade in Zeiten des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Stadtverdichtung, sollte die Chance genutzt werden ein angemessenes Verhältnis zwischen Freiflächen und bebauter Fläche zu wahren oder bewusst zu sichern“, sagt Landschaftsplanerin Anne Wickborn. Sie wünscht sich ein Experimentierfeld für zeitgemäße, moderne Architektur, die nachhaltige Bauweisen berücksichtigt und die im Ostseeraum ausstrahlt.

Es muss nicht gleich eine Elbphilharmonie sein, meint Ralph Kirsten vom Kulturnetzwerk. Er weist darauf hin, dass der Bau eines neuen Theaters, des archäologischen Landesmuseum und eines Schifffahrtsmuseums ebenfalls in Wassernähe angedacht sind. „Kulturbauten, die man nur einmal baut, die dann sehr lange stehen und von denen Impulse ausgehen können.“ Deshalb fordert er Kompetenz im kulturplanerischen Bereich.

Neues Theater, neues Museum, Einbeziehung des typisch deutschen Kleingartenwesens, ähnliche Planungsprozesse – all das sind für Bürgerschaftsmitglied Dr. Sybille Bachmann gute Gründe sich 2025 nicht nur für die Buga, sondern auch als Kulturhauptstadt zu bewerben.

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