Mittelmole Warnemünde – Gutachten vorgestellt

Die Mittelmole als lebendiges Quartier zu entwickeln, schlägt das Gutachten von Urbanista vor – max. 300 Wohnungen ohne Landmarke und ein Veranstaltungsraum könnten entstehen.

15. Juni 2022, von
Mittelmole Warnemünde – Gutachten vorgestellt (Foto: Archiv)
Mittelmole Warnemünde – Gutachten vorgestellt (Foto: Archiv)

In den Prozess um die Zukunft der Mittelmole kommt wieder Bewegung. Nachdem Einwohner, Verwaltung und Politik zuletzt im November 2021 die Zukunft des Warnemünder Filetstücks diskutierten, liegt jetzt das abschließende Gutachten des beauftragten Hamburger Büros Urbanista vor. In den nächsten Tagen soll es auf der Website „Viele Mittel eine Mole“ veröffentlicht werden. Gestern Abend gab Anja Epper, Sachgebietsleiterin im Stadtplanungsamt, im Ortsbeirat des Seebades einen ersten Überblick und erläuterte, wie es jetzt weitergeht.

Gutachten, kein städtebaulicher Entwurf

Urbanista hat keinen städtebaulichen Entwurf gemacht, das war nicht die Aufgabe, betonte Epper. Ziel war es, den festgefahrenen Arbeitsprozess wieder auf Anfang zu setzen, um zusammen zu einem Ergebnis zu kommen.

„Leute, ihr habt hier ein Filetstück, ihr müsst es gemeinsam und sorgsam machen“, fasst die Stadtplanerin die Ergebnisse zusammen. Die Verwaltung habe eine andere Aufgabe als die Wiro, Ortsbeirat und Bürger haben ebenfalls eine andere Aufgabe – die unterschiedlichen Kräfte und Interessen müssen auf der Sachebene wieder zusammengebracht werden.

Dabei muss auch die Frage der Steuerung geklärt werden, so Epper. „Wer ist Entwicklungsträger einer Mittelmole? Die Wohnungsgesellschaft baut Wohnungen, wer baut die Straßen und die öffentlichen Räume?“

Wohnen auf der Mittelmole

„Urbanista hat sehr deutlich das Thema ‚Urbanes Quartier‘ angesprochen, es kann nicht nur ums Wohnen gehen“, so Epper, sondern um „die Mittelmole als lebendiges Quartier“. An solch einem 1A-Standort könne man im Erdgeschoss nicht wohnen, da muss etwas anderes sein, findet die Stadtplanerin klare Worte.

Wohnungen sollen jedoch entstehen. „Ein Quartier mit 150 bis 300 Wohneinheiten wird Teil des städtebaulichen Entwurfs sein“, sagt Epper, allerdings ohne Landmarke (‚Hochhaus‘) und nur Miet-, keine Eigentums- oder Ferienwohnungen. Die Realisierung von sozialem Wohnungsbau soll geprüft werden. Diese Punkte hatte Wiro-Chef Ralf Zimlich bereits zugesagt.

Ortsbeirat möchte Bürgerhaus auf der Mittelmole

Ein ganzjährig nutzbarer, multifunktionaler Veranstaltungsraum soll auf der Mittelmole ebenfalls entstehen. Was machbar und finanzierbar ist und wer Träger wird, soll eine Machbarkeitsstudie klären, sagt Epper.

Wie der „multifunktionale Veranstaltungsraum“ aussehen soll, ist für Wolfgang Nitzsche (Linke) bereits klar: Er möchte ein Bürgerhaus. „Wir haben da schon sehr konkrete Vorstellungen“, erläutert der Ortsbeiratsvorsitzende. „Finanziert wird das zum Teil natürlich durch die Stadt.“ Nitzsche strebt eine Mischfinanzierung durch Sozial- und Kulturamt an. „Entscheidend ist, ob die Stadtverwaltung da mitspielt bei der derzeitigen Haushaltslage.“

„Nehmen Sie das Wort Raum nicht wörtlich“, stellt Epper klar. Es können auch zwei, drei oder fünf Veranstaltungsräume werden, vielleicht sogar das gewünschte kleine Bürgerhaus. „Letztendlich geht’s ums Geld.“ Es wird jedoch kein klassisches Stadtteilbegegnungszentrum, betont die Stadtplanerin, „dafür ist die Anzahl der Personen, die hier sind, einfach zu gering“.

Zwei Beschlussvorlagen geplant

Bis zum Herbst soll es zwei Beschlussvorlagen für die Bürgerschaft geben. Ein Beschluss soll das Gutachten zur verbindlichen Grundlage für die weitere Arbeit der Verwaltung erklären. Die zweite Vorlage soll städtebauliche Ziele als Ergänzung zum Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan formulieren.

Das Wichtigste ist, so Epper: „Die müssen klar formuliert sein, damit wir da nicht schon wieder in die Missverständnisse oder die verschiedene Interpretation kommen – ist das ein Prüfauftrag oder eine Verpflichtung?“

Im September sollen die Vorlagen im Ortsbeirat vorgestellt, im Oktober bereits von der Bürgerschaft beschlossen werden. „Das ist mir ein bisschen zu knapp“, fand nicht nur Mathias Ehlers vom Umweltausschuss. „Das riecht schon wieder fast wie: Beschlussvorlage ist da und muss nur noch durchgewunken werden“, kritisierte er den straffen Plan und forderte ausreichend Zeit für eine Diskussion der Papiere.

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