Denis Scheck „Druckfrisch“ bei Weiland Rostock
Viele Bücher und ein unterhaltsamer Abend
12. Dezember 2009, von Dirk
Gestern Abend fand sich der aus Funk und Fernsehen bekannte Literaturkritiker und Kulturjournalist Denis Scheck in der Universitätsbuchhandlung Weiland ein.
Die Kröpeliner Straße 80 in Rostock wurde nicht nur von glühweingierigen Weihnachtsmarktbesuchern angesteuert. Eine große Zahl von Bücherwürmern wollte sich die kundig und flott präsentierten Bücher und Autoren näher bringen lassen. Der Abend war eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Literaturhaus Rostock.
Beim Blick auf die ausliegende Bücherliste bekam ich erstmal einen Schreck. Sage und schreibe 44 Werke waren darauf zu finden. Nun gut, ich stellte mich auf einen langen Abend ein. Da mir die Saft- und Weinvorräte aber ausreichend groß erschienen, hatte ich davor keinen Bammel. Schon vor dem Eintreffen des Protagonisten wurde ich von einem netten Herrn vor mir darauf aufmerksam gemacht: „Das ist ein brillanter Mann. International anerkannt!“ Eine Menge Vorschusslorbeeren dachte ich mir und so würde ich den Vortrag sicher noch kritischer beäugen.

Mit einem großen Koffer schritt Denis Scheck pünktlich zu seinem Tisch und packte erstmal „minutenlang“ Bücher aus. Schon nach den ersten Sätzen war ich mir sicher einen tollen Abend zu verleben. Wortgewandt und lustig begann die Lesung mit Zitaten und Titeln – unter anderem von Oliver Kahn oder Sarah Kuttner, die nicht selten als „erstaunlicher Schwachsinn“ oder „primitiver Schund“ bezeichnet wurden. Ja sogar „Pu der Bär“ wurde vorgestellt und mit den Worten „Das gehört nicht in die kleinen Hände unserer Kinder“ auch den Erwachsenen empfohlen. Interessant war die Tatsache, dass im neuen Buch von David Benedictus der Esel namens I-Ah eventuell schwul sein könne und dadurch seine depressiven Stimmungsschwankungen zu erklären wären.

Max Goldt und Harry Rowohlt wurden als beste Kolumnisten Deutschlands angepriesen. Des Weiteren gilt das Buch „Hundeherz“ von Kerstin Ekmann mit den Worten „als hätte Franz Kafka Lassie geschrieben“ als großer Geheimtipp.
Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller thematisiert in „Atemschaukel“ die Deportation ihrer Mutter. Konstruiert, aber auf brillante Art und Weise, bringt sie eine Figur ins Geschehen, so dass sich ihr Werk von den typischen Biografien unterscheidet.

Frank Schätzings „Limit“, David Foster Wallace‘ „Unendlicher Spaß“ sowie Roberto Bolanos „2666“ wurden ebenso als sehr gut lesbar empfohlen. Wobei der mitunter satirische Roman von Wallace mit 1557 Seiten sicherlich nicht für jeden geeignet ist.
Als bester Krimi der Saison wurde „Gewitter über Pluto“ von Heinrich Steinfest gehandelt. Knapp dahinter landen die kriminalistischen Werke von der „schlausten Frau Deutschlands“ Silvia Bovenschen mit „Wer weiß was“ und von Wolf Hass mit „Der Brenner und der liebe Gott“. Alles in allem war es eine sehr interessante, informative und unterhaltsame Veranstaltung. Bei der großen Auswahl vorgestellter Bücher sollte für jeden das Passende dabei gewesen sein.