LiLy's Ton & Träume - Lyrik im Peter-Weiss-Haus

„Gebt Euch keine Mühe, das zu verstehen“ – Die Literaturhäuser in Kopenhagen und Rostock laden zum zweiten dänisch-deutschen Literatur- und Musikfestival ein.

1. Oktober 2011, von
Jam beim Literatur- und Musikfestival LiLy's Ton &Träume
Jam beim Literatur- und Musikfestival LiLy's Ton &Träume

Zum zweiten Mal startete am Freitag LiLy’s Ton und Träume in Rostock. Ein Festival für Musik und Lyrikfans aus dem Ostseeraum, das sich im vergangenen Jahr bereits großer Beliebtheit erfreute. Ziel des Festivals ist es, dänische und deutsche Künstler zusammen auf die Bühne zu bringen. So fand der erste Teil des Festivals bereits vor einer Woche in Kopenhagen statt, bevor es über die Ostsee ins Peter-Weiss-Haus (PWH) schwappen konnte.

Die Veranstalter, die Literaturhäuser in Kopenhagen und Rostock, versuchen, die Grenze zwischen Sprache und Ton verschwimmen zu lassen. Heraus kommt eine zeitweise recht skurril anmutende Darbietung, die jedoch in der familiären Atmosphäre durchweg Zuspruch fand.

Morten Søndergaard und Randi Pontoppidan
Morten Søndergaard und Randi Pontoppidan

Morten Søndergaard und Randi Pontoppidan eröffneten den Abend mit einer Klangmischung, die die zwei Künstler mithilfe ihrer DJ-Pulte erzeugen. Inspiriert von der ägyptischen Wüste wird es zuweilen recht laut und nicht immer melodisch. Besondere Verwunderung verspürte ich, als die DJs anfingen merkwürdige Geräusche in das Mikrophon zu hauchen oder mit dem Regenmacher hantierten.

Ulrike Almut Sandig
Ulrike Almut Sandig

Den beiden Dänen folgten Ulrike Almut Sandig und Marlen. Die Lyrikerin und Songwriterin schlugen etwas melodischere Töne an und präsentierten Stücke aus ihrem gemeinsamen Album Märzwald. Dabei lieferte Ulrike Almut Sandig auch gleich das inoffizielle Motto des Abends: „Gebt Euch keine Mühe, das zu verstehen.“ Und sofort hatte ich das Gefühl der Abend aus deutschen, dänischen und englischen Worten, Tönen und Musik hatte eine Zusammenfassung erhalten. Das Highlight ihres Auftritts boten die beiden mit einer, zum Motto des Festivals passenden, maritimen Version des Kultklassikers „Marmor, Stein und Eisen bricht“.

Lars Skinnebach
Lars Skinnebach

Den Skurrilitätenhöhepunkt des Abends brachten jedoch Lars Skinnebach und Johanna Borchert auf das Bühnenparkett. Zu Beginn des Auftritts saß die Jazzpianistin fast außer Sichtweite und ganz am Rand der Bühne. Zur gleichen Zeit stand der Lyriker in der Mitte und las passend zu den einzelnen Tönen des Klaviers seine Gedanken auf Dänisch vor. Gebt Euch keine Mühe, das zu verstehen. Das war jedoch noch nicht alles, im zweiten Teil des Auftritts verschwindet Johanna Borchert unter ihr Piano, um es an der Unterseite zu bespielen, während Lars Skinnebach inzwischen dazu übergegangen ist deutsche Texte vorzulesen, die nicht immer ihren Zusammenhang offenbaren.

Gebt euch keine Mühe, das zu verstehen. Vielleicht muss man das aber auch gar nicht.

LiLys Ton & Träume wird heute Abend im PWH fortgesetzt. Das Festival bildet den Auftakt zu den nordischen Wochen im Literaturhaus. Noch bis 19. Oktober werden hier Kultautoren, Spoken-Word-Artisten, Musiker sowie DJ’s erwartet und Einblicke in die isländische und dänische Kultur und Literatur gewähren.

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