Peter-Weiss-Woche 2012

Anlässlich seines 30. Todestages am 10. Mai wird Peter Weiss mit künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträgen in der Peter-Weiss-Woche 2012 geehrt

Peter Weiss © Manfred Haiduk
Peter Weiss © Manfred Haiduk

Anlässlich seines 30. Todestages am 10. Mai wird der Künstler Peter Weiss mit künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträgen geehrt. Vom 7. bis 10. Mai soll das Schaffen des Künstlers gewürdigt und nachhaltig in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt werden.

Peter Weiss war ein vielseitiger und politisch engagierter Künstler, der am Rostocker Volkstheater einen seiner wich­tigsten Wirkungsorte hatte. Theaterstücke wie Marat/Sade und Die Ermittlung, sein Mikro-Roman Der Schatten des Körpers des Kutschers und mehr noch der Roman Die Ästhetik des Widerstands machten den auch nach 1945 im schwedischen Exil gebliebenen Künstler nicht nur in den damals beiden deutschen Staaten bekannt. Formen und Inhalte seines Schaffens geben ungebrochenen Anlass und bieten Anknüpfungspunkte für eine zeitgemäße geistige und künstlerische Beschäftigung. Das Peter-Weiss-Haus mitten in Rostock entwickelt sich seit 2008 zu einem festen Ort für die Auseinandersetzung mit Peter Weiss.

Die Peter-Weiss-Woche ist eine gemeinsame Veranstaltung von: Volkstheater Rostock, Institut für Germanistik/Universität Rostock, Literaturhaus Rostock e.V., Peter-Weiss-Haus e.V.

Weitere Informationen unter: www.peterweisswoche.de oder www.literaturhaus-rostock.de

Montag, 07. Mai 2012, 19.00 Uhr

Eröffnungsveranstaltung: Talk im Zelt
Peter Weiss´ Beziehung zum Volkstheater Rostock

Den Auftakt der Peter-Weiss-Woche 2012 bildet eine Gesprächsrunde mit Rostocker Zeitzeugen im Theaterzelt am Werftdreieck. Der bekennende Sozialist Peter Weiss hatte im Volkstheater Rostock in dem damaligen Intendanten Hanns Anselm Perten einen neugierigen künstlerischen Partner und die passende Plattform gefunden, um mit seiner Dramatik zu experimentieren. Mit Schauspielern, Regisseuren und Wissenschaftlern wird es einen Austausch über die Rostocker Inszenierungen von Stücken wie Die Verfolgung und Ermordung von Jean Paul Marats, dargestellt durch die Schauspieltruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade, Die Ermittlung oder Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird und deren Aufnahme beim Rostocker sowie beim internationalen Publikum geben.

Termin: 7. Mai, 19.00 Uhr
Ort: Theaterzelt am Werftdreieck
Eintritt: 5€ /3€ ermäßigt

Dienstag, 08. Mai 2012, ab 17.00 Uhr
Wissenschaftliches Kolloquium zum Werk Peter Weiss´
Annäherung an den Autor

Kurz vor seinem Tod lehnte Peter Weiss im Mai 1982 die ihm von der Universität Rostock und zeitgleich von der Universität Marburg angetragene Ehrendoktorwürde ab. Von Rostock war seit Mitte der 1960er Jahre der entscheidende Impuls für die heute internationale Weiss- Forschung ausgegangen. Das Kolloquium lädt mit Beiträgen von Wissenschaftlern und Studenten des Rostocker Instituts für Germanistik zu aktuellen Einblicken und zukünftigen Anknüpfungen der Beschäftigung mit dem Werk von Peter Weiss ein.

Block I (ab 17 Uhr): Peter Weiss und Schweden (Prof. em. Manfred Haiduk/ Rostock)

Block II (ab 18 Uhr): Beiträge von Studenten des Instituts für Germanistik, Teilnehmende am Hauptse­minar ‚Welttheater‘ – Annäherungen an den Dramatiker Peter Weiss (Leitung Dr. Hella Ehlers, Institut für Germanistik)

„Ich kann dich doch nicht wärmen mit dei­nem Messer in den Gedärmen“ – Sexualität und Gewalt in frühen Dramen Peter Weiss´ (Stefan Tuczek)

„ […] eine Zusammenfassung des latenten Zeitstoffes“ – Zu Peter Weiss´ Konzept des Dokumentartheaters (Stefanie Krauß)

„Theater des Jahrmarkts“, des Kasper- Spiels, „Theater der Grausamkeit“ – Peter Weiss´ Rückgriff auf Theatertraditionen (Stefan Krüger)

Block III (ab 20 Uhr): Peter Weiss – Peter Weiss. Schreiben vom Bilde her

(Dr. Elisabeth Wagner/ Humboldt-Universität zu Berlin)

Peter Weiss war ein Leben lang auf der Suche nach dem für ihn wirkungsvollsten Ausdrucksmittel. Dabei blieb er immer ein bildender, ein Bild schaffender Künstler. Das betrifft nicht nur seine Gemälde, Zeichnungen, Collagen und Filme, sondern auch seine Literatur. Er hat nie aufgehört als Maler wahrzunehmen. Daher auch die Qualität der bildbeschreibenden Passagen in seinen Texten. Und umgekehrt kann man in seinen Bildern eine literarische Dimension feststellen: die Verdichtung/Intensivierung mit Aussicht auf eine größere Eindruckskraft des Dargestellten. Der Vortrag geht der spezifischen Praxis des Bilderschaffens im Werk Peter Weiss’ nach und wird dazu Beispiele aus seiner Malerei und den Romanen „Die Situation“ und „Die Ästhetik des Widerstands“ aufrufen.

Elisabeth Wagner ist promovierte Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin. Sie arbeitete an der Peter-Weiss-Retrospektive in der Akademie der Künste Berlin mit und als Kuratorin zahlreicher Kunstausstellungen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt Universität zu Berlin und Geschäftsführerin der »Mosse-Lectures«, einer internationalen Vortragsreihe.

Termin: 8. Mai, Block I (17.00 Uhr), Block II (18.00), Block III (20.00)
Ort: Peter-Weiss-Haus, Doberaner Str. 21
Eintritt: 3€, Schüler und Studenten frei

Mittwoch, 09. Mai 2012, 20.00 Uhr
Jens-Fietje Dwars: „Genosse Schriftsteller“ oder „Die Katze Erinnerung“

Mutmaßungen über Peter Weiss und Uwe Johnson

Sie waren beide Außenseiter im Literaturbetrieb der Bundesrepublik und sind es bis heute geblieben.

Peter Weiss, der Emigrant mit jüdischer Herkunft, blieb auch nach 1945 im schwedischen Exil und verfolgte von dort aus kritisch die Entwicklung beider deutscher Staaten. Sein Herz schlug für die kleinen Leute, weil er hoffte, er könnte diesen größere Räume verschaffen für ein selbstbestimmtes Miteinander. Umso größer seine Enttäuschung, als er auch in der DDR Herrschaft und Entmündigung auf andere Art wahrnahm und zeitweilig zur „persona non grata“ wurde. So begann er mit seiner dreibändigen Ästhetik des Widerstands die Keime einer anderen Zukunft in der Vergangenheit zu suchen. Erinnerung war auch ein zentrales Thema von Uwe Johnson, dessen Bücher in der DDR nicht gedruckt wurden, der in den Westen emigrierte, und lebenslang ein Fremder im eigenen Land blieb. Ein Unzugehöriger – wie Peter Weiss.

Jens-Fietje Dwars, Schriftsteller, Doku­mentarfilmer und Ausstellungsmacher, hat 2004 das Drehbuch zu einem Filmpor­trät und 2007 eine Biographie über Peter Weiss geschrieben. Sein Vortrag erkundet, was die beiden Außenseiter verbindet und inwiefern ihr Schreiben Möglichkeiten bietet, dem Zeitgeist im Hier und Heute zu widerstehen.

Termin: 9. Mai 2012, 20.00 Uhr
Ort: Peter-Weiss-Haus, Doberaner Str. 21
Eintritt: 5€/ 3€ ermäßigt

Donnerstag, 10. Mai 2012, 20.00 Uhr
Peter Weiss: „Der Schatten des Körpers des Kutschers“

Eine Spoken-Word – Performance mit “Großraumdichten”

Premiere in Rostock

Der Mikro-Roman „Der Schatten des Körpers der Kutschers“ von Peter Weiss stellt als sein erstes deutschsprachiges Werk und seiner avantgardistischen Untersuchung der Sprache an sich, ein Schlüsselwerk im Schaffen von Peter Weiss dar. Anlässlich des 30. Todestages des Autors am 10. Mai wird sich ein Team junger Künstler in einer Spokenword-Performance mit der zeitgenössischen Gültigkeit und Deutung dieses zentralen Werks auseinandersetzen.

Unter der Regie von Bea Tinzmann bringen die international bekannten Lyriker und Poetry-Slammer Pauline Füg und Tobias Heyel, die als Lyrik-Team „großraumdichten“ bereits mehrfach ausgezeichnet wurden, eine dramatische Verdichtung des Romans auf die Bühne im Peter-Weiss-Haus. Der spannende Remix von Originaltext, Gedichten und Teamtexten durch „großraumdichten“ stellt, im Zusammenspiel mit der Videoszenographie der Filmkünstlerin Cendra Polsner sowie den Klangcollagen des Violinisten Simon Kluth und des Komponisten Ludwig Berger, eine junge und frische Annährung an den Künstler und Schriftsteller Peter Weiss dar.

Termin: 10. Mai 2012, 20.00 Uhr
Ort: Peter-Weiss-Haus, Doberaner Str. 21
Eintritt: 10€/ 5€ ermäßigt

Quelle: Literaturhaus Rostock, Foto: Prof. Manfred Haiduk

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