Sanierung des Klostergartens

Die Grünflächen um das Kloster zum Heiligen Kreuz sollen neu gestaltet werden – Sommertheater und Historischer Weihnachtsmarkt einen festen Platz bekommen

1. Februar 2012, von
Spielplatz im Klostergarten mit Blick auf die Professorenhäuser rechts und die mittelalterlichen Klostergebäude hinten
Spielplatz im Klostergarten mit Blick auf die Professorenhäuser rechts und die mittelalterlichen Klostergebäude hinten

Nur wenige Schritte abseits des geschäftigen Treibens im Herzen der Stadt liegt der Klostergarten. Eine stille, grüne Oase, in die sich die Rostocker und ihre Gäste gern zur Erholung oder zum Spielen zurückziehen.

Angelegt wurde er bereits im 13. Jahrhundert als Teil des Zisterzienserinnen Klosters. Heute zeigt sich die Gartenanlage im Wesentlichen so, wie sie nach dem Einzug des Kulturhistorischen Museums in den 1970er/80er Jahren umgestaltet wurde. Damals wurden etliche in den Jahrhunderten entstandene Anbauten abgebrochen, um den mittelalterlichen Kern wieder sichtbar zu machen.

Kloster zum Heiligen Kreuz
Kloster zum Heiligen Kreuz

In den letzten Jahren wurde das denkmalgeschützte Klostergebäude umfangreich saniert. Nachdem die Arbeiten abgeschlossen sind, sollen nun die umliegenden Grünflächen aufgehübscht werden. „Wir tragen uns schon seit Jahren mit dem Gedanken der Restaurierung. Die Grünanlagen haben durch die Sanierung auch gelitten“, begründet Dr. Stefan Neubauer, Leiter des Grünamtes, das für die Pflege des Gartens zuständig ist, die aufgenommenen Planungen. Sie sollen den Anspruch an ein Denkmal und die verschiedenen konkurrierenden Nutzungen in Einklang bringen.

Ein Zwischenstand wurde gestern Abend geladenen Anliegern und Vertretern der Bürgerschaftsfraktionen vorgestellt.

Das Grundgerüst für die räumliche Neuordnung des Klostergartens liefert ein Plan von 1850, als das Kloster ein evangelisches Damenstift war. „So würden wir gern den Klostergarten gestalten. Die räumliche Gliederung wieder erlebbar machen“, sagt der mit der Planung beauftragte Landschaftsarchitekt Thomas Henschel. Wenn es nur nach diesem denkmalpflegerischen Ideal ginge, würde es keine externen Nutzer auf diesem Gelände geben.

Historischer Weihnachtsmarkt 2010 im westlichen Teil des Klostergartens
Historischer Weihnachtsmarkt 2010 im westlichen Teil des Klostergartens

Doch auch andere haben den idyllischen Garten im historischen Ambiente für sich entdeckt. Im Sommer lockt die Compagnie de Comédie mit Theater die Besucher unter die Obstbäume, in diesem Jahr bereits zum 22. Mal.

In den letzten beiden Jahren hat hier auch der Historische Weihnachtsmarkt ein Domizil gefunden. „Ein Alleinstellungsmerkmal in Mecklenburg-Vorpommern für den Rostocker Weihnachtsmarkt“, betont Jörg Vogt von der Großmarkt Rostock GmbH, die den Rostocker Weihnachtsmarkt organisiert. Nach jahrelangem Hin und Her hatten die Schausteller nun gehofft, hier einen dauerhaften Standort etablieren zu können. Doch so schön die Anbindung und das Umfeld auch sind – der Rasen hat sich bei dem Dauerregen im Dezember in eine nasse und rutschige Fläche verwandelt, die nur auf Zehenspitzen begehbar war.

Der Spielplatz im Klostergarten ohne Rasen im Januar 2012
Der Spielplatz im Klostergarten ohne Rasen im Januar 2012

Ein befestigter Veranstaltungsplatz könnte vielleicht eine Lösung sein. Der hinter den Professorenhäusern gelegene Probsteigarten, wo sich jetzt der Spielplatz befindet oder der hintere Bereich, wo sich in den letzten Jahren das Sommertheater befand, kämen einzeln oder beide infrage. „Das bedeutet zwar keinen Kahlschlag, aber doch einen deutlichen Eingriff“, weist Thomas Henschel bei der Vorstellung verschiedener Gestaltungsvarianten hin.

Frauenfilmfestival im Sommertheater der Compagnie de Comédie
Frauenfilmfestival im Sommertheater der Compagnie de Comédie

Martina Witte, Leiterin der Compagnie de Comédie, befürchtet jedoch, dass es im Probsteigarten nicht ohne Kahlschlag geht, damit Bühne und Zuschauertraversen dort Platz finden. „Kinderspielplatz und Bäume müssten wegfallen. Das wäre für uns mit einem riesen Imageverlust verbunden. Das Sommertheater ist für uns wichtig. Wenn es wegfiele, wäre die Existenz des gesamten Theaters gefährdet“, spricht sie sich gegen diesen Standort aus. An ihrem jetzigen Standort seien sie sehr zufrieden und auch beim Gedanken einer Befestigung bleibt sie skeptisch. „Wir finden Rasen dort ganz wunderbar, weil es auch dem Ursprung des Sommertheaters entspricht.“

Auch die Mieter der Professorenhäuser äußern sich ablehnend gegenüber einem Veranstaltungsplatz im Probsteigarten. Die Vereinsvorsitzende des Kempowski-Archivs Wiebke Wilcke macht darauf aufmerksam, dass das Archiv eine Leihgabe ist, die an Bedingungen des Ortes gebunden sei, so wie er sich jetzt darstelle. „Wir haben die Befürchtung, dass es nicht mehr mit dem Archiv harmonisiert, wenn es hinter den Häusern einen befestigten Veranstaltungsplatz geben wird. Damit wäre nicht nur der Standort des Archivs, sondern unter Umständen auch dessen Unterbringung in Rostock gefährdet“, deutet sie Signale seitens der Kempowski-Erben.

Frank Kipke von der Klostergoldschmiede würde hingegen eine Belebung des Areals begrüßen. Gerade im Dezember würde der Weihnachtsmarkt Kunden abziehen und für eine ungewöhnlich schlechte Bilanz sorgen. Durch den historischen Weihnachtsmarkt im letzten Jahr hätten die Besucher jedoch auch in sein Geschäft gefunden und für ein Umsatzplus gesorgt.

Ist der Andrang in der Galerie Klosterformat zu groß, weichen die Besucher ins Freie aus
Ist der Andrang in der Galerie Klosterformat zu groß, weichen die Besucher ins Freie aus

Die falschen Besucher seien es allerdings für die Galerie Klosterformat, die die eigentlichen Kunden in den beengten Räumlichkeiten verdrängten, ließ Familie Lamberz ausrichten. Das Ehepaar spricht sich für den Erhalt des Kinderspielplatzes und der Liegewiese aus.

Unabhängig von der Nutzung des Probsteigartens weist die Universität auf die Entwicklungen auf dem Nachbargelände hin. Wo sich jetzt der Container mit der Uni-Bibliothek befindet, steht in den kommenden Jahren ebenfalls eine Neugestaltung an. Der „hässliche Zaun“ könne weg und ein Durchgang entstehen, schlägt Dr. Knut Böttcher vor. Auch der Innenhof des Hautgebäudes soll sich zu einem Ort für kleinere Veranstaltungen etablieren.

Die Vorteile des Probsteigartens als Veranstaltungsort lägen in der öffentlichen Zugänglichkeit wägt sein Kollege ab.

Doch auch die Zuwege zum westlichen Teil des Klostergartens – Großer und Kleiner Katthagen – sollen demnächst erneuert werden. Odett Freiberg von der Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, die für die Sanierung zuständig ist, erhofft sich durch eine Konzentration in diesem Teil des Gartens eine stärkere Wahrnehmung der beiden Straßen.

Spielplatz im Probsteigarten. Der Schnee bedeckt die kahle Rasenfläche, die der Historische Weihnachtsmarkt im Dezember 2011 hier hinterließ
Spielplatz im Probsteigarten. Der Schnee bedeckt die kahle Rasenfläche, die der Historische Weihnachtsmarkt im Dezember 2011 hier hinterließ

Der Leiter des Kulturhistorischen Museums Dr. Steffen Stuth betont den Klausurcharakter der gesamten Klosteranlage: „Für uns, als Museum, ist es ganz wichtig, dass diese Einheitlichkeit in der Gestaltung, in der Wertigkeit und Nutzungsqualität bewahrt bleibt.“

Der Ortsamtsleiterin Stephanie Hameister „ist wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind, dass bei der Unruhe des heutigen Lebens, Ruhe immer bedeutsamer wird und immer mehr gesucht wird“. Auch sie erwartet eine ansprechende Qualität der Nutzer und stellt den Klostergarten als Standort für den historischen Weihnachtsmarkt infrage.

Damit ist sie nicht allein. Als Alternative wird der Alte Markt ins Spiel gebracht. Doch noch kann sich Ulrich Keil, Organisator des Historischen Weihnachtsmarktes, nicht mit diesem Gedanken anfreunden. Zu abgelegen sei dieser und versucht mit der historischen Kulisse, die die Klostergebäude für die Schausteller alter Handwerke bieten, zu überzeugen.

Doch auch Werner Simowitsch, der für den Ortsbeirat sprach, ist noch unschlüssig. „Eine Lösung für den Historischen Weihnachtsmarkt zu finden, wäre gut, aber es muss nicht unbedingt dort sein“. Unentbehrlich sei jedoch ein Kinderspielplatz und auch das Theater solle dort bleiben, so Simowitsch weiter.

Die Anregungen aus diesem Gespräch sollen nun in die weiteren Planungen einfließen und bis Mitte/Ende März konkretisiert und in einem öffentlichen Rahmen vorgestellt werden.

Schlagwörter: Compagnie de Comédie (20)Kloster zum Heiligen Kreuz (18)Klostergarten (23)Sommertheater (19)Stadtgrün (31)Weihnachtsmarkt (75)