Historischer Weihnachtsmarkt darf im Klostergarten bleiben

Bürgerschaft gestattet Markt und Theater im Klostergarten und gibt Weg zur weiteren Planung der Sanierung frei

5. September 2013, von
Klostergarten
Klostergarten

Der Klostergarten, ein Ort der Ruhe mit spirituellem Charakter. Vier Monate im Jahr kehrt jedoch Trubel in den westlichen Bereich hinter dem Kloster zum Heiligen Kreuz ein. Im Sommer unterhält die Compagnie de Comédie für drei Monate – ihrem Namen verpflichtet – bevorzugt mit Komödien ihr Publikum. In der Vorweihnachtszeit lädt der historische Weihnachtsmarkt hier für einen Monat mit Gauklern und Handwerkern zu einer Zeitreise in die Vergangenheit ein.

Doch entspricht das der Atmosphäre dieses historischen Ortes? Diese Frage beschäftigt schon seit gut zwei Jahren die Ämter und Gremien der Hansestadt Rostock. Verstärkt, seit es die Absicht gibt, den Klostergarten nach denkmalpflegerischen Zielstellungen zu sanieren. Na eigentlich ja eher nicht, so eine häufige Antwort. Doch gänzlich entfernen, wie es dem denkmalpflegerischen Ideal entspräche, will man die verschiedenen Nutzer nicht. Die wirtschaftliche Bedeutung, die Beliebtheit des Ortes beim Publikum und auch mangelnde Ausweichorte werden als Gründe genannt.

So sieht der Rasen nach dem Sommertheater aus. Schon in weniger als drei Monaten baut hier der historische Weihnachtsmarkt seine Buden auf.
So sieht der Rasen nach dem Sommertheater aus. Schon in weniger als drei Monaten baut hier der historische Weihnachtsmarkt seine Buden auf.

Während das Sommertheater, das seit mehr als 20 Jahren im Klostergarten etabliert ist, bei den meisten Beteiligten von vornherein große Akzeptanz genoss, hatte es der historische Weihnachtsmarkt schwerer. Seit er vor einigen Jahren in das Areal zog, fällt auf, dass der Rasen der Belastung beider Veranstaltungen nicht gewachsen ist. Kaum ist die vorgeschriebene Saat aufgegangen, kommt der nächste Nutzer und zertrampelt alles wieder. Unschöne Löcher entstehen im Rasen, die bei Regen zu Schlammlöchern werden und die Fläche unbetretbar machen. Dem Vorschlag, die Nutzfläche zu versiegeln, begegnen auch die Veranstalter selbst mit großer Skepsis, da sie den Charakter des Ortes verändern würde.

Die Verwaltung – sekundiert vom Gestaltungsbeirat, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Agenda 21-Rat – befürwortete daher zunächst, dass der historische Weihnachtsmarkt wieder verlegt werden solle. Alternative Standorte mit versiegeltem Boden wurden überprüft. Historische Marktstandorte kamen in die engere Auswahl. Doch der Alte Markt unterhalb der Petrikirche war zu weit weg vom Rostocker Weihnachtsmarkt und der Ziegenmarkt, der bis zuletzt favorisiert wurde, sei zu windig und zu laut, der Aufwand für Schutzmaßnahmen nicht absehbar.

Der Veranstaltungsplatz im Klostergarten wird vier Monate im Jahr intensiv genutzt
Der Veranstaltungsplatz im Klostergarten wird vier Monate im Jahr intensiv genutzt

Schließlich gestattete die Bürgerschaft gestern in einem Richtungsbeschluss die Nutzung des westlichen Teils des Klostergartens durch die Compagnie de Comédie und durch den historischen Weihnachtsmarkt in den bisher gewährten Zeiträumen. Der Oberbürgermeister soll nun einen Beschlussvorschlag zur künftigen denkmalgerechten Sanierung des Klostergartens vorlegen.

Susan Schulz versteht diesen Beschluss als Kompromisslösung: „Wir haben als Grüne anerkannt, dass es einen Mehrheitswillen für den Verbleib des historischen Weihnachtsmarktes im Klostergarten gibt. Uns ist aber sehr wichtig, dass die denkmalpflegerischen Ziele zur Anwendung kommen.”

Damit kann die Planung nun beginnen. Darüber dürfte auch Dr. Stefan Neubauer, Leiter des Amtes für Stadtgrün, das sich um die Pflege des Klostergartens kümmert, froh sein. Konnte er seine Ungeduld bei der letzten Ortsbeiratssitzung Stadtmitte doch kaum verstecken. Er betonte: „Es geht bei der Vorlage nicht darum, ob der Weihnachtsmarkt mit dem Rasen vereinbar ist, sondern ob die Sanierung mit der Nutzung kompatibel ist.“ Denn nicht nur die Gestaltung der zukünftigen Oberfläche – ob Rasen, Fugenpflaster oder komplette Versiegelung – müsse berücksichtigt werden, sondern auch der Platzbedarf. Der Entwurf zur Sanierung sieht nämlich vor, dass die alten Gärten, wie sie im Klostergarten einst vorzufinden waren, rekonstruiert werden sollen. In welchem Ausmaß, ob wie ursprünglich vorgesehen acht oder nur sechs Gärten entstehen, hänge ebenfalls von den Nutzungswünschen ab.

Wie teuer die Sanierung letztendlich wird, darüber kann das federführende Amt für Stadtentwicklung noch keine Auskunft geben. Dessen Leiter Ralph Müller erklärt: „Wir können bisher noch keine Kosten benennen. Weil ja dieser Richtungsbeschluss erst Grundlage für die weitere Planung ist.“

Schlagwörter: Compagnie de Comédie (20)Kloster zum Heiligen Kreuz (18)Klostergarten (23)Sommertheater (19)Stadtgrün (31)Weihnachtsmarkt (75)