Warnemünder Teepott ist ausgezeichnet

Bauingenieure verleihen Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ an Warnemünder Wahrzeichen

19. Oktober 2018, von
Die Plakette, die den Warnemünder Teepott als historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland auszeichnet, wird enthüllt.
Die Plakette, die den Warnemünder Teepott als historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland auszeichnet, wird enthüllt.

Kaum eine Postkarte aus Warnemünde kommt ohne ihn aus: den Teepott in Warnemünde. Er gehört zu den weltweit bekanntesten Wahrzeichen Rostocks. Nicht mal die Marienkirche, das Rathaus oder die Lange Straße kommen da mit, obwohl sie eine viel längere Geschichte haben, meint Oberbürgermeister Roland Methling.

1968 hatte die Stadt sich das runde Ausflugslokal mit der markanten Dachkonstruktion zum 750. Geburtstag als Geschenk gegönnt. Bereits 1984, also mit 16 Jahren, die moderne Betonkonstruktion unter Denkmalschutz gestellt. Zum 800. Stadtjubiläum erfolgt nun eine besondere Auszeichnung. Mit einer Plakette würdigte die Bundesingenieurkammer den Teepott als „historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. Zum ersten Mal erhält ein Bauwerk in Mecklenburg-Vorpommern diesen Titel. Mit 50 Jahren ist es das jüngste aus der Reihe der mittlerweile 23 Ingenieurbauwerke in ganz Deutschland.

Innenansicht des Warnemünder Teepotts, der als Restaurant genutzt wird
Innenansicht des Warnemünder Teepotts, der als Restaurant genutzt wird

Mit der Auszeichnung soll aber nicht nur das Bauwerk, sondern auch sein Konstrukteur Ulrich Müther geehrt werden, so die Bauingenieure. Von hoher Kunst spricht der Präsident der Bundesingenieurskammer Hans-Ullrich Kammeyer angesichts des geschwungenen Betonschalendachs. „Unter den damaligen Gesichtspunkten wurde mit geringstmöglichen Materialeinsatz eine größtmögliche Spannweite geschaffen. Das ist nur mit sehr exakter Ingenieurbaukunst möglich.“ Die Geringe Wandstärke – in der Mitte ist die Schale sieben und am Rand zehn Zentimeter stark – sei im Verhältnis zur Krümmung dünner als ein Ei.

Zwar gab es bereits internationale Vorbilder, in der DDR jedoch betrat der aus Binz stammende Bauingenieur Ulrich Müther in den 1960er mit seinen sogenannten Hyparschalen Neuland. Der Warnemünder Teepott verhalf seiner Karriere und dieser besonderen Bauweise zum Durchbruch. Überall in der DDR wurden „Müther-Bauten“ errichtet. Die Fußumbauung des Berliner Fernsehturm zählt wohl zu den bekanntesten. Auch international hat der Bauingenieur, der 2007 73-jährig verstorben ist, seine Spuren in Bauwerken hinterlassen.

Weltweit bekanntestes Rostocker Wahrzeichen das Ensemble Leuchtturm und Teepott in Warnemünde.
Weltweit bekanntestes Rostocker Wahrzeichen das Ensemble Leuchtturm und Teepott in Warnemünde.

„Damals angesichts der tagtäglichen Plattenbauarchitektur waren seine eleganten Betonkonstruktionen gut für Augen und Seele“, würdigte Wulf Kawan, Präsident der Ingenieurkammer Mecklenburg-Vorpommern, das ehemalige Mitglied seiner Kammer.

Die Auszeichnung versteht Oberbürgermeister Roland Methling als „Ansporn für den im vergangenen Jahr erkannten Sanierungsbedarf“. Friedemann Kunz, dessen Familienstiftung Teepott-Eigentümer ist, hatte diesen auf Grundlage eines Baugutachtens angekündigt.

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