Ausstellung „Noch mal leben“ in der Kunsthalle eröffnet

Ausstellung rückt Tabuthema Tod und Sterben in den Blickpunkt

4. Februar 2011, von
Ausstellung „Noch mal leben“ in der Kunsthalle Rostock
Ausstellung „Noch mal leben“ in der Kunsthalle Rostock

In unserer modernen, leistungsorientierten Gesellschaft hat das Thema Tod im Alltag keinen Platz. Wir wissen zwar, dass wir alle eines Tages sterben müssen, verdrängen unsere Sterblichkeit aber gerne, wollen nichts davon wissen. Der Tod wird regelrecht tabuisiert.

In der Kunsthalle wurde nun eine neue Ausstellung mit dem Titel „Noch mal leben“ eröffnet, die Tod und Sterben nicht verdrängt, sondern in den Mittelpunkt rückt, wobei die Ausstellungsmacher sehr behutsam und respektvoll mit dem Thema umgegangen sind. Zu sehen sind 26 Schwarz-Weiß Portraits von Menschen, die zum Zeitpunkt des Portraitierens ihrem Tod bereits sehr nahe waren. Dabei entstand jeweils ein Foto in der Zeit vor und eines unmittelbar nach dem Tod. Neben den Porträts von Walter Schels gibt es Texte von Spiegel Reporterin Beate Lakotta zu lesen, in denen die Sterbenden noch einmal zu Wort kommen.

Ausstellung „Noch mal leben“ in der Kunsthalle eröffnet
Ausstellung „Noch mal leben“ in der Kunsthalle eröffnet

Die Ausstellung möchte dabei in keinster Weise bloßstellen oder schockieren, sondern vielmehr das Thema Sterben und Tod, das zunehmend in die Krankenhäuser verlegt wird, in das öffentliche Bewusstsein zurückholen.

„Wir können das nicht ignorieren“, äußerte sich Christine Kruz vom Förderverein Hospizinitiative Rostock e.V. vor Beginn der Ausstellungseröffnung am gestrigen Abend.

Christine Kruz
Christine Kruz

Damit brachte sie das Anliegen der Rostocker Hospizdienste (Förderverein Hospizinitiative Rostock e.V., Ambulanter Kinderhospizdienst Rostock und Ambulanter Hospizdienst Rostock), die die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle nach Rostock geholt hatten, auf den Punkt.

In ihren einleitenden Worten betonte sie zudem den lebensbejahenden Aspekt der Ausstellung, die auch dazu anregen soll, bewusst zu leben. Die Besucher sollen die Ausstellung verlassen können und sagen: „Diesen Tag möchte ich noch mal leben.“

Auch Walter Schels betonte diesen Aspekt: „Was ich in der Hospiz gelernt habe, das ist das Hinhören, als wäre es das letzte Mal.“

Walter Schels
Walter Schels

Weiterhin ging er auch auf die von der NNN im Vorfeld der Ausstellung aufgeworfene Frage „Ist das noch Kunst?“ ein. Er verwies dabei auf das Zitat eines alten Rabbiners, der einmal zu ihm gesagt hatte, Kunst komme nicht von Können, sondern von Kunde, eine Kunde bringen aus einer anderen Welt. „Dieser Satz, den würde ich jetzt hier übertragen auf die Bilder. Insofern erlaube ich mir zu sagen: Das ist Kunst.“

Staatssekretär Nikolaus Voss
Staatssekretär Nikolaus Voss

Neben Dr. Jörg-Uwe Neumann, dem Leiter der Kunsthalle, der von einer sehr bewegenden Ausstellung sprach, richtete auch Staatssekretär Nikolaus Voss einige Worte an die Gäste. In seiner Rede betonte er die Bedeutung der Hospizarbeit in unserer heutigen Gesellschaft, die er als eine der bedeutendsten Bürgerbewegungen Deutschlands würdigte.

Über die eigentliche Ausstellung hinaus wird es auch ein Begleitprogramm geben, das sich über die kommenden Wochen erstreckt. So wird es jeweils mittwochs Vorträge, einen Spielfilm, sowie ein Konzert von Studenten der HMT geben. Zudem wird den Rostocker Hospizen und dem ökumenischen Trauernetzwerk Rostock Gelegenheit gegeben sich vorzustellen. Die Ausstellung selbst wird noch bis zum 20. März zu sehen sein.

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