Mehrgenerationenprojekt des Volkstheaters zeigt Bettleroper

Menschen zwischen 16 und 60 zeigen John Gays „Die Bettleroper“ im Theater im Stadthafen

12. Dezember 2012, von
Toralf Vetter, Elke Krüger, Almut Holmer, Matthias Spehr und Julia Haugg
Toralf Vetter, Elke Krüger, Almut Holmer, Matthias Spehr und Julia Haugg

„Ich bin so verkrampft“, klagt Elke Krüger auf der Bühne. Sie und acht andere Nachwuchsschauspieler stehen kurz vor ihrem großen Moment, ihrer ersten gemeinsamen Premiere. Da ist die Nervosität natürlich groß. Doch Erzieherin Almut Homer baut sie schnell wieder auf: „Du hast keinen Grund verkrampft zu sein. Mach dich locker!“ Und dann wird viel gelacht und die vorletzte Probe kann beginnen.

Neun ganz verschiedene Menschen zwischen 16 und 60 Jahren aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten haben sich für das Mehrgenerationenprojekt am Volkstheater zusammengefunden. Sie alle verbindet die Leidenschaft für das Schauspiel. „Wir hatten drei Jugendclubs und ich fand es reizvoll, einen Club für alle die zu machen, für die es bisher noch keinen gibt“, erzählt Theaterpädagogin Janny Fuchs, die das Projekt vor zwei Jahren ins Leben gerufen hat.

Gemeinsam mit Kollegin Swantje Nölke betreut sie die Proben und erarbeitete zusammen mit den Schauspielern das Stück. Gezeigt wird „Die Bettleroper“ von John Gay, auf der auch Bertolt Brechts bekannte „Dreigroschenoper“ aufbaut. „Es ist immer schwierig, etwas zu Ernstes umzusetzen und bei dem Stück können sich die Leute bewegen, singen und Spaß haben“, berichtet Janny Fuchs.

Janny Fuchs und Swantje Nölke
Janny Fuchs und Swantje Nölke

Nicht nur die Texte wurden überarbeitet, auch alle 20 Lieder, die es in der Rostocker Inszenierung zu hören gibt, sind exklusiv entstanden. Filmdozent Matthias Spehr, der die Rolle des Mr. Peachum übernimmt, schrieb die Lieder nicht nur, sondern begleitet die Sänger und Sängerinnen auch live auf der Gitarre. So werden selbst Kenner des Originals eine ganz neue Version des Stückes erleben können.

Schon während der Probe merkt man, dass hier eine eingeschworene Gruppe entstanden ist. Bei Texthängern wird sich gegenseitig geholfen, man lacht und merkt, dass der Spaß klar im Vordergrund steht. Und auch danach sitzen Jung und Alt zusammen und werten den Durchlauf aus. Das bestätigt auch Almut Holmer: „Man respektiert sich und hat kreative Ideen.“

Die Darsteller des Mehrgenerationenprojekts vom Volkstheater zeigen „Die Bettleroper“
Die Darsteller des Mehrgenerationenprojekts vom Volkstheater zeigen „Die Bettleroper“

Die 23-jährige Erzieherin hat bei einer Aufführung des Theaters am Ring Lust bekommen, selbst auf der Bühne zu stehen. „Für die Jugendclubs war ich aber einfach etwas zu alt“, berichtet sie lächelnd. Gemeinsam mit Jenny Kretschmann und Julia Haugg gehört sie aber noch zu den jüngeren Darstellern im Mehrgenerationenprojekt.

„Ich habe mit 40 eine lange Liste gemacht mit Dingen, die ich in meinem Leben noch machen muss. Und Theater war der letzte Punkt, der noch fehlte“, erzählt Roswitha Radde. Die Boutiquebesitzerin freut sich, wie alle anderen Teilnehmer auch, schon sehr auf die Premiere.

„Bisher sind nur zwei Termine fest geplant, aber es liegen schon lose Pläne für Gastspiele vor. Und auch mit dem Mehrgenerationenprojekt wird es definitiv weitergehen“, ist sich Theaterpädagogin Swantje Nölke sicher.

Am morgigen Donnerstag findet um 20:00 Uhr die Premiere im Theater im Stadthafen statt, die zweite Vorstellung gibt es dann erst am 19. Februar. Wer also noch nichts vorhat, sollte schon morgen unbedingt hingehen und sich die spannende Geschichte von dem Gauner Macheath, der von den Frauen geliebt und von der Obrigkeit gejagt wird, auf unterhaltsame Weise erzählen lassen.

Weitere Impressionen von der Probe:

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