FiSH X - (Film-)Festival im StadtHafen

Medienkompetenzpreis, Junger Film und Seh-Sterne

7. April 2010, von
FiSH X-Team: Matthias Spehr, Henrike Hübner, Kai Berdermann und Klaus Blaudzun
FiSH X-Team: Matthias Spehr, Henrike Hübner, Kai Berdermann und Klaus Blaudzun

Auf das FiSH X, das Festival im StadtHafen Rostock, haben wir bei unserem Bericht vom 19. Landesfilmfest bereits kurz hingewiesen. Nun ist es endlich soweit. Vom 16. bis zum 18. April gibt es wieder ein volles Filmprogramm im Stadthafen.

Voll ist das richtige Stichwort. Insgesamt 59 Filme und Projekte stehen für die drei Tage im Programmheft. Um dabei nicht den Überblick zu verlieren, stellten Veranstalter und Ausrichter heute das Angebot vor und wiesen nebenbei auf den einen oder anderen Höhepunkt hin.

Das Festival setzt sich aus vier Programmpunkten zusammen:

  • Medienkompetenzpreis (MeKo) der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern (6 Beiträge)
  • bundesweiter Wettbewerb „Junger Film“ (30 Beiträge)
  • Gastlandfenster „OFF Lietuva“ (6 Beiträge)
  • „Seh-Sterne“ (17 Beiträge)
Henrike Hübner - Festivalleiterin, FiSH
Henrike Hübner - Festivalleiterin, FiSH

Das X in FiSH X bedeute nicht, dass es das zehnte Mal ist, erklärte Festivalleiterin Henrike Hübner. X stehe für die Jahreszahl 2010, das Festival findet im siebenten Jahr statt. Über 100 Filmemacher kommen zum Festival nach Rostock.

Die Locations befinden sich alle im Stadthafen, was auch den Namen des Festivals erkläre. Neben dem MAU-Club, der MS Stubnitz und der Bühne 602 gibt es mit dem Volkstheater Rostock in diesem Jahr einen neuen Partner. Damit steht zusätzlich das Theater im Stadthafen als Bühne zur Verfügung.

Hauptbestandteil des Festivals sei der Bundeswettbewerb „Junger Film“. Mit ihm ist das Festival vor sieben Jahren ins Leben gerufen worden. Im Programmpunkt „Seh-Sterne“ werden Dokumentationen und Spielfilme gezeigt. Größtenteils aus oder über Mecklenburg-Vorpommern, so Henrike Hübner.

Kai Berdemann - Institut für neue Medien
Kai Berdemann - Institut für neue Medien

Erstmalig gibt es in diesem Jahr aber auch eine Kooperation mit dem Hamburger Musikfilmfestival „UNERHÖRT!“. Drei Filme wurden für das FiSH ausgewählt. Darunter „Stardust – von der Leidenschaft, ein Star zu sein.“ – eine Collage aus Interviews mit Musikern, u.a. mit Mick Jagger, Udo Lindenberg oder auch Robert Stadlober, der neben Regisseur Oliver Schwabe in Rostock zu Gast sein wird.

Bevor der Bundeswettbewerb „Junger Film“ startet, wird am Freitag der Medienkompetenzpreis vergeben. Ausgeschrieben von der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern und dem Bildungsministerium M-V wird er 2010 bereits zum fünften Mal vergeben. „Wenn es schon mit dem 10. FiSH noch nicht ganz klappt, gibt es doch wenigstens hier ein kleines Jubiläum zu feiern”, so Kai Berdermann vom Institut für Neue Medien.

33 Einsendungen zum Medienkompetenzpreis gab es in diesem Jahr, sechs Projekte werden vorgestellt, immerhin vier davon stammen aus Rostock.

Matthias Spehr - Juryleiter, FiSH
Matthias Spehr - Juryleiter, FiSH

Von 10 bis 27 Jahren reicht die Altersstruktur der Teilnehmer des Wettbewerbs „Junger Film“. Als Juryleiter erläuterte Matthias Spehr kurz das Vergabesystem des Wettbewerbs. Wie üblich werden die Kategorien Gold, Silber und Bronze vergeben, wobei es durchaus möglich ist, dass auch mehrere Filme mit einer Goldmedaille bedacht werden. Die Jury tagt dabei nicht im stillen Kämmerlein, sondern bespricht die Beiträge öffentlich, direkt nach jedem Film.

Von der Jury gewählt wird weiterhin der Film des Jahres. Dieser wird als Flaggschiff auf dem Festival gezeigt. Der Preisträger des letzten Jahres Steffen Zillig („Meine dumme Ex“) sitzt dieses Mal übrigens mit in der Jury.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Filme zu delegieren. Ein zweistündiges Programmpaket kann zu den Deutschen Filmfestspielen weitergeleitet werden, um sich dort „auf der höchsten Ebene des nichtkommerziellen Films zu präsentieren“.

Anschließend geht es dann zu den Weltfilmfestspielen, die dieses Jahr in der Schweiz stattfinden. Immerhin zwei Beiträge aus dem FiSH-Programm haben es im letzten Jahr dorthin geschafft.

„Das Festival habe es sich zur Aufgabe gemacht“, so Spehr, „in jedem Jahr auch den jungen Film eines Ostsee-Anrainer-Staates zu zeigen”. In diesem Jahr ist Litauen das Partnerland. Aus 18 Einsendungen wurden sechs Beiträge ausgewählt, die in einem zweistündigen „Gastlandfenster“ zur Aufführung kommen.

Klaus Blaudzun - Projektleiter, Institut für neue Medien
Klaus Blaudzun - Projektleiter, Institut für neue Medien

Rostock als Film- und Medienstadt? Klaus Blaudzun, Projektleiter vom Institut für Neue Medien, gibt sich selbstbewusst: „Wir sind hier das Köln Mecklenburg-Vorpommerns. Uns kann es egal sein, in welchem Düsseldorf die politische Hauptstadt liegt. Film- und Medienhauptstadt sind wir!“

Das Programm „Seh-Sterne“ lag Blaudzun besonders am Herzen. Es zeigt vor allem Dokumentationsfilme, von 35 bis 92 Minuten Länge. Einige Filme wurden kurz vorgestellt.

Fünf der insgesamt 17 Beiträge sind Kurzfilme. So beispielsweise „Die unglaubliche Leichtigkeit des Heinz“. Der Animationsfilm von Lennart Langanki aus Wismar widmet sich der Frage, wie es kommt, dass manche Menschen fliegen können – ein sehr poetischer Film.

Ein ungewöhnlicher Beitrag wird am Freitag um 20 Uhr im Theater im Stadthafen gezeigt. „Marianne von Werefkin – Ich lebe nur durch das Auge“ (Stella Tinbergen) ist eine szenische Dokumentation über die russische Malerin sowie Mitbegründerin des Expressionismus und der Künstlervereinigung „Blauer Reiter“. Ein Film nicht nur für Kunstinteressierte.

Einen schlicht mecklenburgischen und absolut landestypischen Film gibt es am Samstag um 15 Uhr auf der Bühne 602 zu sehen. „Leben wie im Paradies. Konsum nach Fahrplan“ von Andreas Kuno Richter dokumentiert, welche Rolle der tägliche Konsum-Bus in den abgelegenen Dörfern des Landes spielt. Dass es dabei um mehr als nur den Einkauf geht, versteht sich von selbst.

Als Geschäftsführer des Instituts für Neue Medien lag es Blaudzun nahe, zwei Beiträge zum Thema Neue Medien vorzustellen.

„Bubble Universe 2“ von Thomas Wüstemann widmet sich Computerspielen. Mit ihnen Gewalttaten zu erklären oder das Thema Spielsucht zu beleuchten, ist dabei nicht Gegenstand des Films. In der Dokumentation werden Computerspiele von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Für die Darsteller des Films sind Computerspiele im Rahmen von eSports ihr Leben. Das Spiel, der Traum vom Sieg oder von einer Karriere als Lebensinhalt – wie bei anderen Sportlern oder Enthusiasten auch.

„Hacker“ von Alexander Biedermann zeigt den Hacker von heute. Datenterrorist, Robin Hood oder einfach nur ein Angestellter mit Urlaubsanspruch und Altersvorsorge? „Die Hacker, die wir alle kennen aus unserem täglichen Computerumgang (welchen Umgang Dr. Blaudzun doch so pflegt ;) werden hier auch als die Pioniere des Webs und der Webentwicklung gezeigt“, so Blaudzun. Beide Filme dürften Stoff für kontroverse Diskussionen bieten.

Dem Thema „Neuer Film“ mehr als gerecht wird „Wadan 2010“ von Dieter Schumann (Samstag, 18 Uhr, MS Stubnitz). Ist der Film doch so neu, dass es ihn noch gar nicht gibt. Voraussichtlich im Herbst 2010 wird die Dokumentation in die Kinos kommen. In einer einmaligen Sondervorstellung werden 45 bis 60 Minuten Rohschnitt gezeigt. Etwas, „das Filmemacher eigentlich hassen wie die Pest“. Der Film verfolgt seit 2008 die Entwicklungen der ostdeutschen Wadan-Werften im Sog der Weltwirtschaftskrise.

Bei der Vielzahl von Beiträgen dürfte wirklich für jeden etwas dabei sein. Vermutlich mehr als man sich alleine ansehen kann. Das vollständige Programm gibt es hier.

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