Hafensinfonie in Warnemünde - Hart am Wind

Mit der Hafensinfonie klang am Samstag der letzte Abend der 75. Warnemünder Woche aus. 27 Musiker aus sieben Ländern, der Kapitän eines Feuerlöschboots, Lasershow-Experten und Techniker hatten vor allem mit dem Wind zu kämpfen.

15. Juli 2012
Hafensinfonie Warnemünde: Das Dirigentenboot auf dem Neuen Strom. Die Musiker befinden sich darauf und am gegenüberliegenden Ufer auf verschiedenen Bühnen.
Hafensinfonie Warnemünde: Das Dirigentenboot auf dem Neuen Strom. Die Musiker befinden sich darauf und am gegenüberliegenden Ufer auf verschiedenen Bühnen.

Ein Goldregen, der sich in den Abendhimmel über Hohe Düne ergießt, eröffnet das Konzert. Walgesänge vom Band, dann eine Frauenstimme, die eine sehnsuchtsvolle Melodie singt. Ein Boot mit der Aufschrift Feuerwehr, hell erleuchtet, schwimmt auf die Bühne – den Neuen Strom. Darauf der Dirigent, der kanadische Percussion- und Improvisationskünstler Frédéric Lebrasseur. Mit leuchtenden Stäben dirigiert er sein Orchester, verteilt auf fünf verschiedene Bühnen: die Folk- und Minimal-„Abteilung“ auf blau und rot erleuchteten Hotelbalkons, die Rockmusiker auf einer grün erleuchteten Bühne am Ufer, die Percussiongruppe in gelbem Licht, die Bläser, weiß, auf seinem Boot. Dirigent und Musiker sind allerdings für die Zuschauer auf der Mittelmole schwer zu erkennen – die Warnow ist an diesem Ende, kurz bevor sie in die Ostsee mündet, gut 400 Meter breit. Umso besser ist die Musik zu hören, die das Wasser in Richtung Warnemünde trägt – wenn nicht gerade der Wind dreht.

„Ein Wunder, dass alles so geklappt hat. Bei so vielen Möglichkeiten, die das Projekt hätten zum Scheitern bringen können“, sagt zufrieden Wolfgang Schmiedt, der künstlerische Leiter der Hafensinfonie, die 27 Musiker aus sieben Ländern im Rahmen des EU-Projekts „Baltic Culture Wave“ erarbeitet und Samstagabend in Warnemünde aufgeführt haben. „Eine Sinfonie in einem Konzertsaal aufzuführen ist einfacher“, fasst der Rostocker Gitarrist, Produzent, Komponist zusammen. Und vorhersehbarer: Da fahren nicht plötzlich Riesenpötte wie der Frachter „Bro Glory“ zwischen Bühne und Zuschauerraum vorbei und es spielt auch nicht unangemeldet ein weiteres Instrument mit wie das Schiffshorn der „Baltica“, die ihren Liegeplatz von Konzertbesuchern besetzt sah und zum Platzmachen mahnte.

Alles im Blick – und im Ohr: Der Gitarrist und künstlerische Leiter Wolfgang Schmiedt kontrolliert das Geschehen von einem Balkon der Yachthafenresidenz aus.
Alles im Blick – und im Ohr: Der Gitarrist und künstlerische Leiter Wolfgang Schmiedt kontrolliert das Geschehen von einem Balkon der Yachthafenresidenz aus.

„Ich hatte mir vom Hafenkapitän die Ablege- und Einlaufzeiten der großen Schiffe vorab sagen lassen. Das haben wir versucht zu berücksichtigen. Aber er hat mich darauf hingewiesen, dass da viel Verkehr ist, den er nicht vorhersagen kann“, so Wolfgang Schmiedt. „Ich fand das Auftauchen der großen Schiffe toll“, sagt Dana Bauers vom Landesverband für populäre Musik und Kreativwirtschaft, die das Ereignis mitorganisiert hat. „Ich habe mich aber immerzu gefragt: Warum fährt das Schiff mit unserem Dirigenten weg? Können die Musiker noch irgendwie miteinander kommunizieren?“ Statt wie geplant auf einer Stelle zu liegen, fuhr das Feuerlöschboot auf- und ab. „Der Wind hätte die Sache um ein Haar platzen lassen. Das Boot hatte große Schwierigkeiten, die Position zu halten. Es bestand die Gefahr, dass es aufs Meer raus fahren und dort umdrehen muss, sodass wir zehn Minuten ohne Sicht- und Funkkontakt zum Dirigenten gewesen wären“, erzählt Wolfgang Schmiedt. Der Wind habe auch das Zeltdach einer Bühne weggeweht. „Hätte es geregnet, wär’s das für diese Bühne gewesen.“ Ebenfalls dem Wind ist anzulasten, dass die Bilder, die Laserlicht auf den von den Wasserpumpen des Schiffs erzeugten Fontänen malen sollte, nur andeutungsweise zu sehen waren. „Aber wenn ich an das Wetter des gesamten Tages denke, bin ich froh und glücklich, dass dieser Abend dann doch noch in dieser Art und Weise möglich war“, urteilt Dana Bauers.

Im nächsten Jahr richtet Polen eine Veranstaltung im Rahmen der „Baltic Culture Wave“ aus, wieder mit Musikern aus den Partnerländern Deutschland, Dänemark, Litauen und Schweden. „Dazwischen werden wir die im Rahmen des Netzwerktreffens entstandenen Ideen weiter entwickeln mit dem Ziel, die beteiligten Städte kulturell enger miteinander zu verknüpfen“, sagt Dana Bauers und fügt hinzu: „Ich weiß auch, dass unter den Musikern und Veranstaltern Kontakte geknüpft wurden, die möglicherweise dazu führen, dass die Musiker sich im baltischen Raum präsentieren können.“

Weitere Informationen zum Projekt Baltic Culture Wave und zur Hafensinfonie finden Sie hier: http://www.popkw.de/projekte/baltic-culture-wave.html

Quelle: PopKW / Landesverband für populäre Musik und Kreativwirtschaft M-V e.V.

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