Projektpreis HMT-Interdisziplinär 2010

Preisverleihung und Aufführung von Nero und Suppen-Kaspar

14. Februar 2010, von
HMT-Interdisziplinär 2010
HMT-Interdisziplinär 2010

Theater ist bekanntlich viel besser als Kino, das lässt sich ja nun nicht bestreiten. Dagegen können auch abenteuerliche 5D-Filme mit Seifenblasenregen und Ermäßigungs-Gutscheine auf Schokoladen-Verpackungen nichts ausrichten. Dass das Theater in Rostock noch auf eine lange und erfolgreiche Zukunft hoffen darf, haben heute Vormittag die Nachwuchsschauspieler der HMT bewiesen.

„Sieg über die Sonne“ - HMT-Interdisziplinär 2010
„Sieg über die Sonne“ - HMT-Interdisziplinär 2010

Zur Motivation und besonderen Förderung ihrer Studenten verleiht die Hochschule für Musik und Theater jedes Jahr den Projektpreis HMT-Interdisziplinär. Bewertet werden dabei hochschulinterne institutsübergreifende Projekte, die eben beide Ausbildungsbereiche der Hochschule verbinden: Musik und Theater.

Für dieses Projekt haben sich die Studenten zu kleinen Gruppen zusammengeschlossen und gemeinsam ohne Mitwirkung der Hochschullehrer Theaterstücke erarbeitet. Zur Würdigung dieser Arbeit fand heute nun die Preisverleihung und Preisträgervorstellung im Katharinensaal der HMT statt.

Die Begrüßung und Durchführung der öffentlichen Preisverleihung wurde von Rektor Prof. Christfried Göckeritz, Prorektor Prof. Peter Manfred Wolf

„Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010
„Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010
und Prof. Frank Stobel vom Institut für Schauspiel persönlich übernommen. Nacheinander wurden die Gruppen auf die Bühne gerufen und die fünf vergebenen Preise verliehen.

Den 1. Preis des HMT-Interdisziplinär 2010 erhielt das Stück „Oder: wenn die Kinder artig sind“ von Philip Heimke, Anna Keil, Anne-Elise Minetti und Michael Zehe. Ein 2. Platz wurde nicht vergeben, dafür teilen sich die Stücke „Where the wild Roses grow“ und „Sieg über die Sonne“ den 3. Preis. Ein Couragepreis für ein weiteres Theaterstück sowie ein Sonderpreis als Anerkennung für die künstlerische Mitwirkung der Auszubildenden der Bühnentechnik wurde ebenfalls verliehen.

Hans Guck-in-die-Luft in „Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010
Hans Guck-in-die-Luft in „Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010

Um einen besseren Eindruck von den Stücken zu vermitteln und um die Fähigkeiten der Schauspielstudenten der Öffentlichkeit zu präsentieren, wurden im Anschluss an die Preisverleihung zwei der erarbeiteten Theaterstücke vorgeführt. Begonnen wurde mit „Sieg über die Sonne“, einer suprematistischen Oper in sechs Bildern.

Suprematismus ist eine moderne Stilrichtung der bildenden Kunst mit Anlehnung an Futurismus und Konstruktivismus, die um 1915 in Russland ihren Ursprung hatte. In Anlehnung an die gleichnamige russische Oper, die 1913 nach nur zwei Aufführungen einen Skandal in der Geschichte des Theaters

Zappelphilip in „Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010
Zappelphilip in „Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010
auslöste, schufen die HMT-Studenten ihren „Sieg über die Sonne“.

Das Theaterstück erzählt von futuristischen Kraftmenschen, die die Sonne bekämpfen und sie schließlich in ein „Haus aus Beton“ einschließen. Aktueller Hintergrund dazu ist die wissenschaftliche Überlegung, einen Teil des Sonnenlichts zu blockieren und so der Erderwärmung entgegen zu wirken. Mit knappen Kostümen und einfallsreichen Dialogen ist diese Inszenierung sichtlich gelungen.

„Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010
„Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010

Bevor das Siegerprojekt ebenfalls aufgeführt werden kann, wird erstmal zur halbstündigen Umbaupause aufgerufen. Während fleißige Helfer also am Bühnenbild arbeiten, wird dem Zuschauer ein interessanter Blick hinter die Kulissen des Theaters gewährt. „Heute kann man richtig mal rein gucken, wie die Illusion organisiert wird“, sagt Rektor Prof. Christfried Göckeritz im Hinblick auf das Geschehen.

Nachdem also eine halbe Stunde lang auf der Bühne umgeräumt, geschraubt, getaped und das Licht verändert wurde, hat das Warten endlich ein Ende und die Aufführung des Stückes für den 1. Preis steht bevor. Gleich zu Beginn werden die Zuschauer im Prolog nach direkter Schauspielermanier gewarnt: „Die mit schwachen Nerven mögen den Saal verlassen“.

„Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010
„Oder: wenn die Kinder artig sind“ - HMT-Interdisziplinär 2010

Und tatsächlich, obwohl der Untertitel „HMT – Struwwelplinär“ an Heinrich Hoffmanns Kinderbuch erinnert, geht es dort ziemlich düster zur Sache. Das Stück ist ein Bilderbuch der etwas anderen Art und gibt modern aber authentisch einige der Struwwelpeter-Geschichten in einem einzigen zusammenhängenden Werk wieder.

Die Geschichte vom Suppen-Kaspar wird erzählt, von Hans Guck-in-die-Luft, von Paulinchen mit den Zündhölzern, vom fliegenden Roland und noch einigen anderen bekannten Gesichtern. Besonders erschreckend wurde die Szene dargestellt, als der daumenlutschende Konrad vom Schneider erwischt wird und dieser mit einer gewaltigen Schere in der Tür steht. Insgesamt ist es eine sehr gelungene Aufführung, die zweifellos die Auszeichnung des 1. Preises verdient hat.

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