Sieger des Ideenwettbewerbs 2011 prämiert

38.000 Euro für die besten Ideen im Forschungsraum Rostock

8. Juli 2011, von
"Rostocker Keimpirat" Julian Sturm
"Rostocker Keimpirat" Julian Sturm

Nicht nur Freude, sondern auch Besorgnis machte sich unter dem Klinikpersonal breit, als die dänische Kronprinzessin Mary, gefolgt von einer Entourage Journalisten, im letzten September die Kinderstation der Universitätsklinik besuchte. „Ich wusste: Alle Reporter fassen die Türklinken an, überall gelangen ihre Keime hin, keiner weiß, wo sie vorher waren und ob sie sich ihre Hände desinfiziert hatten. Die Kinder haben ein geschwächtes Immunsystem. Kleinste Infektionen können bei ihnen schwere Folgen haben“, erinnert sich Julian Sturm. Er ist im 2. Ausbildungsjahr als Krankenpfleger auf der Station tätig. Danach möchte er Unternehmer werden.

Anstoß dafür gab ihm dieses Erlebnis. Denn das hat ihn auf die Idee gebracht, ein Medizinprodukt zu entwickeln, das – an jede Pflegekraft verteilt – die Übertragung von Keimen verhindern soll. Was sich genau dahinter verbirgt, das will der Erfinder noch nicht verraten, da sich sein Produkt gerade in der Patentierungsphase befindet. Aber der Prototyp sei schon fertig und eine zweite Variante habe er daraus auch schon entwickelt, sagt der 23-Jährige, der anfänglich noch mit einem Partner zusammengearbeitet hat. Unterstützt hat ihn dabei die Universitätsklinik, die wohl auch zu den ersten Nutzern dieses Produktes zählen wird. Der Kampf gegen Keime gehört in Krankenhäusern zum Alltag, der bereits jetzt schon mit unterschiedlichen Mitteln ausgefochten wird. „Doch die sind teurer und nur 24 Stunden wirksam“, unterstreicht Julian Sturm die Vorteile seiner Erfindung.

Jurymitglied Nico Schade,Prorektorin für Forschung Prof. Dr. Ursula van Rienen, Forschungsminister Henry Tesch, Sieger der Kategorie Studierende Johannes Steffen, Alain Steinmann und Michael Zimmer
Jurymitglied Nico Schade,Prorektorin für Forschung Prof. Dr. Ursula van Rienen, Forschungsminister Henry Tesch, Sieger der Kategorie Studierende Johannes Steffen, Alain Steinmann und Michael Zimmer

Für diese Idee namens „Rostocker Keimpirat“ erhielt er gestern den mit 8.000 Euro dotierten zweiten Preis des Ideenwettbewerbs. Mit diesem Ideenwettbewerb möchte das Gründerbüro der Universität Rostock neue Ideen im Forschungsraum Rostock aufspüren und sie wirtschaftlich nutzbar machen. Zwei Mentoren aus Wissenschaft und Wirtschaft werden den Studierenden, Forschern und Absolventen an die Seite gestellt. Zusätzlich gibt es Seminare und Beratungen, die auf die Gründung eines eigenen Unternehmens vorbereiten.

Gewinner Ideenwettbewerb 2011 im Forschungsraum Rostock
Gewinner Ideenwettbewerb 2011 im Forschungsraum Rostock

66 Ideen wurden in diesem Jahr für den Wettbewerb eingereicht – ein neuer Rekord. Ihre Bandbreite reicht über alle Forschungsdisziplinen: von der Medizin und den Naturwissenschaften über die Informatik bis hin zu den Geisteswissenschaften. Für die drei besten Ideen aus den beiden Kategorien Studierende und Forscher/Absolventen machte das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur 38.000 Euro Preisgelder locker.

Den ersten Platz bei den Studierenden belegten Michael Zimmer, Alain Steinmann und Johannes Steffen für „Scive-Scientific Services“. Denn sie haben erkannt, was kleine Technologieunternehmen für ihre Produktentwicklung brauchen, sich aber nicht immer leisten können: ein modern ausgestattetes Labor oder teure Spezialgeräte. Die gibt es in der Uni und hier werden sie gerade zwischen zwei Forschungsprojekten nicht immer gebraucht. Diese Kapazität soll besser ausgenutzt werden. Deshalb wollen sie mit ihrem Service zwischen den Einrichtungen vermitteln.

Stefan Pforte
Stefan Pforte

In der Kategorie der Forschenden und Absolventen wurden Stefan Pforte, Anja Passehl und Konrad Jacobi mit dem ersten Preis für ihr Projekt „TEXTRAPIC“ ausgezeichnet.

Sie haben eine Software entwickelt, die das Lesen umfangreicher Texte erleichtern soll. Sie erkennt Muster in Texten und wandelt sie in Grafiken um, sodass der Leser schon vor der eigentlichen Lektüre die wesentlichen Aussagen des Dokumentes erahnen kann.

„Mit dieser Vorahnung ist das Lesen relativ einfach, weil es keine Überraschungsmomente gibt“, erklärt Diplom Pädagoge Stefan Pforte. Vor allem für Beratungsunternehmen, Markt- und Sozialforschungsinstitute, die Interviewanalysen machen und Wissenschaftler könnte diese Software interessant sein, so Pforte.

Ideenwettbewerb 2011 an der Uni Rostock – Die Gewinner im Überblick:

Kategorie Forschende/Absolventen

  1. Preis (15.000 Euro): „TEXTRAPIC“ – Anja Passehl, Stefan Pforte, Konrad Jacobi
  2. Preis (8.000 Euro): „Rostocker Keimpirat“ – Julian Sturm, Alexander Reymann
  3. Preis (4.000 Euro): „BlickArtistik“ – PD Dr. Petra Schulz, Stefan Schumacher

Kategorie Studierende

  1. Preis (5.000 Euro): „SCIVE-Scientific Services“ – Michael Zimmer, Alain Steinmann, Johannes Steffen
  2. Preis (2.500 Euro): „FahrradJaeger“ – Martin Jäger, Steffi Wulf
  3. Preis (1.500 Euro): „Waldwerkstatt MV“ – Nils Vetter, Stefanie Konrad
Benjamin Maischak und Marek Kirschke erhielten den Sonderpreis Tourismus
Benjamin Maischak und Marek Kirschke erhielten den Sonderpreis Tourismus

Der mit 1.000 Euro von der Rostocker Gesellschaft für Tourismus und Marketing mbH gestiftete Sonderpreis Tourismus wurde an Marek Kirschke, Steven Jacob und Benjamin Maischak für ihre Idee „Schwarzlichtsportpark“ verliehen.

BioCon Valley vergab den mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis Gesundheitswirtschaft an Sebastian Bonk und Thomas Kröger für ihre Idee „Modulares Zellkultursystem mit integrierter Mikrofluidik-Komponente“.

Auch im nächsten Jahr sollen wieder die besten Ideen im Forschungsraum Rostock prämiert werden. Bis zum 30. April 2012 werden Anmeldungen für den Wettbewerb beim Gründerbüro entgegengenommen. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Website: www.ideenwettbewerb.uni-rostock.de

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