Kultur aus dem Hut 2010

Kleinkunstfestival auf dem Universitätsplatz Rostock

21. August 2010, von
Basso Doble
Basso Doble

Wem beim Eis essen in der Rostocker Innenstadt plötzlich von einem laufenden Kontrabass auf die Schulter geklopft wurde, der musste zumindest am Freitag und heute keine Angst haben, verrückt geworden zu sein. Denn in diesem Fall wurde man gerade zu einem Teil des beliebten Rostocker Kleinkunstfestivals „Kultur aus dem Hut“, das wie in den vergangenen Jahren während des Kunsthandwerkermarktes für besondere Unterhaltung sorgte.

„Er ist ein bisschen ungezogen“, kommentierte Robert Pawlik schulterzuckend das Verhalten seines Kontrabasses „Basso“ und bahnte sich weiter seinen Weg durch das Getümmel. Auch wenn ihre offizielle Vorstellung zu diesem Zeitpunkt bereits zu Ende war, machte sich das deutsch-schweizerische Duo „Basso Doble“ einen Spaß daraus, in der Fußgängerzone weiterhin ein wenig für Aufsehen zu sorgen. Wobei der Kontrabass nicht immer das tat, was sein Herrchen von ihm verlangte.

Kultur aus dem Hut
Kultur aus dem Hut

Sechs verschiedene internationale Künstler traten im Rahmen des Festivals auf dem Universitätsplatz auf und konnten gestern und heute das Publikum mit ihren Showeinlagen begeistern. Die Vorstellungen dauerten jeweils eine halbe Stunde und es wurde durchgängig Programm geboten – von mittags bis abends.

Da wäre beispielsweise die Künstlergruppe „Irrwisch“, die mit ihrem Stelzentheater mal begleitet von einer rollenden Discobar die 70er zurückbrachte, mal im Anzug als „Wegenstreits Gäste“ für ein wenig Chaos sorgte. Der niederländische Puppenkünstler Steven L. Groenen spielte dagegen „Francois Blanc“, einen französischen Künstler, der stets bemüht war, Passanten als Modelle für seine Werke zu gewinnen.

Wall Streettheater beim Chinese Handstand
Wall Streettheater beim Chinese Handstand

Das „Wall Streettheater“ versuchte dagegen dem Publikum ein wenig die englische Kultur näher zu bringen. Herr Schultze und Herr Schröder präsentierten dabei eine Mischung aus Comedy und Artistik, die in dieser Form einzigartig sein dürfte. Egal ob „English Breakfast“ oder „Chinese Handstand“, das Duo präsentierte sich wie englische Gentleman, auch wenn bereits der „Handshake“ zur Begrüßung nicht reibungslos verlaufen wollte.

El Diabololero bei Kultur aus dem Hut
El Diabololero bei Kultur aus dem Hut

Ein ganz anderes Schauspiel dagegen bot El Diabolero, der, wie der Name bereits erahnen lässt, Tricks und Kunststücke mit seinen Diabolos zeigte. El Diabolero, der eigentlich Abraham Thill heißt, führte in seiner Show beeindruckende Tricks mit zwei Diabolos auf einer Schnur vor, sowie Würfe mit bis zu 35 Metern Höhe, was ungefähr doppelt so hoch ist, wie die umliegenden Häuserfassaden. Besonderen Wert legte er während seiner Aufführung auch auf die Interaktion mit dem Publikum, dass er mit seinem Humor stets mit einbezieht.

Theater Mowetz
Theater Mowetz

Einbezogen, wenn auch auf ganz andere Art und Weise, wurde das Publikum auch durch den Auftritt des Theater Mowetz als Herr „Blahatsch“. Bei der Figur des „Blahatsch“ handelt es sich um einen wenig attraktiven Mann mit schwarzem Anzug, dicker Brille und schiefen Zähnen. Unterwegs ist er auf Rollschuhen und einem motorisierten Einrad, seiner sogenannten „Maschin“.

Berührungsängste kennt Blahatsch nicht und so kann jeder Anwesende vom Würstchenverkäufer bis zum arglosen Passanten Teil seiner Show werden. Ein wenig erinnert er dabei an Mr. Bean. Insbesondere Radfahrer versuchte er inständig dazu zu bewegen, es ihm gleich zu tun und eine Runde auf der Bühne mit ihm zu drehen. Wer sich darauf einließ, wurde auch entsprechend belohnt – z.B. mit einer Lauchzwiebel.

Blahatsch auf seiner „Maschin“
Blahatsch auf seiner „Maschin“

Letztendlich wird es dem Geschehen auf der Showbühne kaum gerecht, es in Worten zu beschreiben, man muss es schon selbst gesehen haben. Wer das Vergnügen dazu hatte, der dürfte jedenfalls einen sehr kurzweiligen Nachmittag erlebt haben.

Jede Vorstellung hatte ihren ganz eigenen Charme und man kann den Veranstaltern nur zur Auswahl der Künstler gratulieren und sich auf die nächste Auflage von Kultur aus dem Hut freuen.

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