Neue Dauerausstellung im Kulturhistorischen Museum

„Kunst in Mecklenburg“ und „Verfemte Moderne“ im neu gestalteten Gemäldesaal

28. Oktober 2011, von
Paul Müller-Kaempff - "Landschaft mit Fischerhaus" (um 1895)
Paul Müller-Kaempff - "Landschaft mit Fischerhaus" (um 1895)

Mecklenburg-Vorpommern ist nicht gerade bekannt für seine führende Rolle in Kunst und Kultur. Doch obwohl sich nie ein richtiges Kunstzentrum entwickelt hat, gab es auch in unserer Region Zeichner, Grafiker und Bildhauer, die ein vielfältiges und höchst interessantes Werk gestiftet haben. Einige von ihnen kann man seit gestern im Kulturhistorischen Museum im Kloster zum Heiligen Kreuz entdecken, wo die neue Dauerausstellung „Kunst im Mecklenburg“ eröffnet wurde.

Ernst Barlach - "Der Rächer" (1914)
Ernst Barlach - "Der Rächer" (1914)

Neben der facettenreichen Kunst sorgt auch die Räumlichkeit der Ausstellung für Aufsehen. Zwei Jahre hat es gedauert, um den Gemäldesaal neu herzurichten. Doch die Zeit und der Aufwand haben sich gelohnt, denn dieser Raum gehört zu den technisch aufwendigsten Präsentationsflächen der Hansestadt. Es gibt eine komplett steuerbare Lichtdecke, teilweise mit LED-Strahlern, die jedes Kunstwerk in das richtige Licht setzen. Außerdem wird mit einem praktischen Schubladensystem gearbeitet. In den herausziehbaren Schaukästen werden kleinere Grafiken gezeigt. Jedoch war beim Presserundgang am Vormittag noch nicht jedes Fach gefüllt.

Heidrun Lorenzen und Steffen Stuth bei der Eröffnung des neuen Gemäldesaals
Heidrun Lorenzen und Steffen Stuth bei der Eröffnung des neuen Gemäldesaals

„Das ist ganz normal. Bei uns wird immer bis zum letzen Moment gearbeitet“, sagte Museumsleiter Dr. Steffen Stuth. Zusammen mit Heidrun Lorenzen stellte er die neuen Räumlichkeiten und natürlich auch die Kunstwerke der zwei neuen Ausstellungen vor. Lorenzen war bis August 2010 Museumsleiterin und hat in dieser Zeit vor allem die umfangreiche Kunstsammlung des Museums bearbeitet. So hat sie auch die Konzeption und Zusammenstellung der neuen Ausstellungen aus diesem Bestand übernommen.

„Kunst in Mecklenburg“ zeigt Gemälde, Grafiken und Plastiken von jungen Künstlern des Landes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Bandbreite reicht von Gemälden, über abstrakte Darstellung bis hin zu klassischen Landschaften. „Wir wollten zeigen, welche Künstler in die Mecklenburger Moderne gewiesen haben“, sagte Lorenzen. Dabei war es den Ausstellungsmachern wichtig, nicht nur bekannte Namen wie Barlach zu zeigen, sondern auch eher unbekannten Künstlern ein Forum zu geben.

Ernst Barlach - "Maske Paul Wegener 2" (1930) und  Christian Rohlfs - "Der Krieg" (um 1915)
Ernst Barlach - "Maske Paul Wegener 2" (1930) und Christian Rohlfs - "Der Krieg" (um 1915)

Den zweiten Teil des Raumes nimmt die „Verfemte Moderne“ ein. In der Zeit des Dritten Reiches wurden Objekte als entartete Kunst beschlagnahmt. Nur wenige Kunsthändler durften damit handeln, einer davon war Bernhard A. Böhmer aus Güstrow. 1947 wurden 34 Ölgemälde, neun Plastiken und 111 Grafiken konfisziert und an das Museum Rostock übergeben. Heute befinden sich insgesamt 613 Werke im Fundus des Hauses. Einige von ihnen werden, begleitet von einem selbst gedrehten Dokumentarfilm, in der zweiten Hälfte des Gemäldesaals gezeigt.

Oskar Schlemmer - "Frauenschule" (1930) und Rudolf Belling - "Kopf in Messing (Toni Freeden)  (1925)
Oskar Schlemmer - "Frauenschule" (1930) und Rudolf Belling - "Kopf in Messing (Toni Freeden) (1925)

Heidrun Lorenzen fasst das Ziel der Ausstellung so zusammen: „Wir wollen das Andenken an die Künstler aufrechterhalten und uns gleichzeitig gegen das Vergessen stellen.“ Dass einige Namen in beiden Raumabschnitten vorkommen, ist kein Zufall. Ernst Barlach zum Beispiel, einer der bekanntesten deutschen Bildhauer, prägte die frühe Moderne stark mit. Doch der Erfolg brachte auch Aufmerksamkeit mit sich, sodass auch seine Stücke beschlagnahmt wurden. So kam zum Beispiel die Plastik „Maske Paul Wegener 2“ in den Besitz von Böhmer. Viele weitere Kunstschaffende mussten ebenfalls unter der NS-Zeit leiden.

Die neuen Ausstellungen sollen neben dem normalen Besucherverkehr auch besonders pädagogisch betreut werden. „Wir wollen ein intensives Programm für Schüler, aber auch für Studenten bieten“, sagte Steffen Stuth. Und dies ist sicher auch eine gute Idee, schließlich lässt sich bei einigen Kunstwerken nur schwer nachvollziehen, warum diese von den Nationalsozialisten als entartet markiert wurden.

Neben der historischen Bewandtnis ist dem Kulturhistorischen Museum vor allem auch wieder eine künstlerisch anspruchsvolle Ausstellung gelungen, die durch den komplett neuen Raum in einem ganz besonderen Licht erstrahlt.

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