11. Matjesfest 2011 auf dem Warnemünder Fischmarkt
Zum Ersten, zum Zweiten … und zum Dritten! Sieben Kilo schweres Matjesfass geht nach Schwerin
11. Juni 2011, von Eva
Bereits vormittags folgen viele Menschen dem in der Luft liegenden Geruch von geräuchertem Fisch. Und der führt sie an die Ostseite des Alten Stroms, zum berühmten Warnemünder Fischmarkt. Eigentlich ist das ein alltägliches Bild, doch heute gibt es einen Stargast an der Ostseeküste: den Hering. Ihm zu Ehren beziehungsweise anlässlich der neuen Fangsaison wird hier zum elften Mal das Warnemünder Matjesfest gefeiert.

Eine alte Tradition ist es, an diesem Tag ein Matjesfass zu versteigern. Der Erlös der Versteigerung geht schon seit einigen Jahren an den Warnemünder Trachtenverein. Hammerschwingend steht der Entertainer „Charly“ Frommke hinter seiner Drehorgel und animiert die Leute, für das Fass zu bieten. Die Auktion wird auf amerikanische Art und Weise durchgeführt, denn „von den Amerikanern lernen, heißt siegen lernen“, sagt Frommke. Die Regeln sind schnell erklärt: Jeder, der zwei Euro in die Urne wirft, bietet mit, ist aber schon wieder aus dem Rennen, sobald ein anderer zwei Euro spendet. Nach einer bestimmten Zeit fällt Frommkes Hammer und derjenige, der als letztes geboten hat, erhält den Zuschlag.
Am Anfang geht die Versteigerung etwas schleppend voran, da jeder weiß, dass seine Chancen sich erhöhen, umso später er einsteigt. Ab der 100-Euro-Marke wird dann aber wild geboten und sogar 5-Euro-Scheine und Dollars landen in dem umfunktionierten Sektkühler. Nach einiger Zeit kämpfen nur noch wenige Personengruppen gegeneinander, die Frommke in ihre Herkunftsorte unterteilt. „Die Hamburger warten noch ab, bis der Einsatz sich erhöht, oder?“, fragt der Auktionator ein älteres Ehepaar. „Und was ist mit der Pfalz? Etwa kein Geld mehr? Da hinten ist ’ne Bank!“ Je weiter der Gesamtbetrag steigt, umso spielfreudiger werden einige Mitarbeiter des Fischmarktes, die sich auch dazu gesellt haben. Vielleicht planen sie, das Matjesfass gleich im Anschluss weiterzuverkaufen.

Nach ungefähr einer halben Stunde fällt der Hammer. Die „Schwerin“-Fraktion, die sich eher im Hintergrund gehalten hat, macht überraschend das Rennen. Sie freuen sich sichtlich über ihren Gewinn. „Wir haben ungefähr 5 Euro und einen Dollar investiert. Unser Abwarten und erst spätes Zuschlagen hat sich also gelohnt“, erzählt Maria Ivanova. Was man mit 35 Salzheringen macht? „Essen. Und zwar heute Abend mit Freunden“, antwortet ihr Mann Steffen Prescher. Ungefähr 450 Euro konnten insgesamt eingenommen werden und der Trachtenverein wird das Geld nutzen, um zu einem europäischen Tanzfestival im August zu fahren.

Nach der Auktion wird es etwas ruhiger auf dem Fischmarkt. „Heute ist schon einiges los, aber die Leute kaufen nicht so viel, weil es zu warm ist“, erklärt Fischverkäuferin Andrea Will. Ihr Stand steht schon seit 20 Jahren auf dem Warnemünder Fischmarkt. „Am liebsten kaufen die Leute Bismarckbrötchen. Aber auch Räucherfisch und Matjes sind beliebt.“ Ob ihre Kunden in letzter Zeit mehr Wert auf die Frische und das Herkunftsland des Fisches legen? „Nein, die Auswirkungen des Lebensmittelskandals merkt man bei uns nicht“, sagt Will.
Wer in den nächsten Tagen in Warnemünde unterwegs ist, kann sich ja selbst vom frischen Geschmack des „neuen Matjes“ überzeugen.