Angehende Grundschullehrer demonstrieren an der Uni Rostock

Grundschullehramtsstudenten demonstrieren für bessere Studienbedingungen an der Universität Rostock und fordern mehr Dozenten

12. April 2018, von
Grundschullehramtsstudenten protestieren vorn der Uni Rostock gegen miserable Studienbedingungen
Grundschullehramtsstudenten protestieren vorn der Uni Rostock gegen miserable Studienbedingungen

Das Staatsexamen hängt an einem seidenen Faden. Auf Transparenten und Handzetteln veranschaulichten angehende Grundschullehrer ihre Situation. Mit Trillerpfeifen und Rasseln machten sie ihren Ärger darüber am Mittwochvormittag vor dem Universitätshauptgebäude Luft. Etwa 300 Studenten des Lehramtes an Grundschulen protestierten gegen „miserable Studienbedingungen“.

„Dass die Studierbarkeit massiv eingeschränkt ist, haben wir schon viel zu lange hingenommen. Wenn unsere Studienbedingungen nicht bald besser werden, können die Schüler von morgen nur verlieren“, sagte der Fachschaftsratsvorsitzende Jörg Bendiks.

Das Problem: Im Fachbereich Grundschulpädagogik der Universität Rostock fehlt es an Dozenten. Auf derzeit 950 Studenten kommen 11,5 Hochschullehrer. Das ist zu wenig. Die Seminarplätze reichen nicht aus. Schulpraktische Übungen können nicht ausreichend betreut werden. Eine hohe Abbrecherquote und die Überschreitung der Regelstudienzeit seien die Folge.

„Wir fordern Lösungen vom Rektorat und von der Landesregierung, wie wir das erste Staatsexamen überhaupt erreichen können“, so Bendiks.

„Ihr habt mit euren Forderungen völlig recht“, stimmte Rektor Wolfgang Schareck zu, als er persönlich auf der Demo einen Forderungskatalog der Studenten entgegennahm. Er erklärte, dass zwischen 2004 und 2017 etwa 300 Stellen abgebaut wurden. Angesichts des demografischen Wandels war man damals von sinkenden Studierendenzahlen ausgegangen. Die Zahl der Studenten der Universität Rostock sei jedoch mit etwa 14.000 gleichgeblieben.

Zum Wintersemester 2017/2018 hätten sich 1.155 Interessierte für ein Studium der Grundschulpädagogik in Rostock beworben. Genommen wurden schließlich 140. Weniger als im Vorjahr (168), aber immer noch deutlich über der eigentlich vorgesehenen Kapazität von 100.

Mit Finanzmitteln aus dem Hochschulpakt sollen Überlastungen aufgefangen werden. So werde die Hälfte dieser Mittel für die Lehrerbildung eingesetzt, um damit 56 Beschäftigungspositionen zu schaffen, die – bis auf drei Stellen – jedoch alle befristet sind. „Die Befristungsgesetze“, erläutert der Rektor, „lassen diese Stellen entweder unattraktiv werden oder begrenzen die Lehrkapazität so sehr, dass der Bedarf nicht gedeckt werden kann. Zudem stehen die Abordnungen von Lehrerinnen und Lehrern aus Schulen, die in den schulpraktischen Übungen den Lehramtsstudierenden, die so wichtige Praxiserfahrungen in kleinen Gruppen ermöglichen könnten, in Konkurrenz mit dem Lehrkräftemangel in den Schulen.“

Denn dass der Bedarf an Grundschullehrern groß ist, sei schon jetzt an den Schulen spürbar, wo Unterrichtsausfälle teilweise mit Quereinsteigern aufgefangen werden. In den nächsten Jahren gehen viele Kollegen in den Ruhestand, die Schülerzahlen werden weiter steigen. Bis 2025 werde ein Bedarf von 900 neuen Lehrkräften in Mecklenburg-Vorpommern erwartet, zitiert Jörg Bendiks eine Bedarfsanalyse. Die Ausbildung zum Grundschullehrer an der Universität und im anschließenden Referendariat dauert in der Regel sechs Jahre.

Am kommenden Hochschulinformationstag am 21. April werde die Fachschaft nicht vertreten sein. „Für diese Bedingungen können wir keine Werbung machen“, begündet Bendiks.

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