Leichter Aufwärtstrend im Rostocker Seehafen

Mit 21,4 Millionen Tonnen umgeschlagener Güter verzeichnet der Rostocker Seehafen einen kleinen Zuwachs von einem Prozent im Vergleich zu 2012

10. Januar 2014
Leichter Aufwärtstrend im Rostocker Seehafen
Leichter Aufwärtstrend im Rostocker Seehafen

Im vergangenen Jahr wurden über die verschiedenen Rostocker Hafenanlagen 23,2 Millionen Tonnen Güter (brutto) umgeschlagen. Das waren 500.000 Tonnen bzw. zwei Prozent mehr als 2012. Im Überseehafen Rostock gingen 21,4 Millionen Tonnen Fracht über die Kaikanten. Weitere 1,8 Millionen Tonnen wurden laut Hafen- und Seemannsamt Rostock im Fracht- und Fischereihafen, Chemiehafen und anderen Hafenanlagen bewegt.

Seehafen Rostock

Mit 21,4 Millionen Tonnen (brutto) umgeschlagener Güter im Jahr 2013 verzeichneten die Unternehmen des Rostocker Überseehafens ein Plus von ein Prozent im Vergleich zu 2012.

Dabei rettete insbesondere die Schüttgutbilanz das Gesamtergebnis. Während es Umschlageinbußen bei Flüssig-, Stück- und Fährgütern gab sowie Stagnation bei den RoRo-Gütern, stach das Umschlagergebnis bei den Schüttgütern positiv heraus. „Getreide und Düngemittel waren die Garanten für ein etwas besseres Gesamtergebnis als im Jahr zuvor. Insgesamt spiegeln die Jahreszahlen 2013 die mäßige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa wider“, erklärt Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft.

Der Umschlag von Flüssiggütern verzeichnete mit 2,5 Millionen Tonnen ein Minus von 16 Prozent im Vergleich zu 2012. Im vergangenen Jahr wurde weniger Naphtha, Roh- und Heizöl über die Rostocker Kaikanten gepumpt. „Das hat nicht nur konjunkturelle Gründe, sondern beruht maßgeblich auf der bevorzugten Nutzung der Rohöl-Pipeline aus Russland sowie der Stichverbindung vom Hafen Danzig. Rostock hat hier mit einer Wassertiefe des Seekanals von nur 14,50 Meter einen ganz klaren Wettbewerbsnachteil“, so Ulrich Bauermeister.

Bei Schüttgütern wurde ein Jahresergebnis von sechs Millionen Tonnen erreicht, was einer Zunahme von 15 Prozent im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht. „Durch die langwierigen Bauarbeiten an der Bahnstrecke Rostock-Berlin fehlte uns auch im letzten Jahr bis November der Zementumschlag mit einer Größenordnung von rund 500.000 Tonnen. Da aber 2013 der Umschlag von Getreide um knapp eine Million auf rund drei Millionen Tonnen zulegte und auch der Düngemittelumschlag florierte, konnte dieser Verlust kaschiert werden. Der Zementumschlag ist nach der Ertüchtigung der Bahnstrecke zurück in Rostock und ein gutes Beispiel dafür, dass Häfen mit der Qualität ihrer Hinterlandverbindungen stehen oder fallen“, erklärt Ulrich Bauermeister.

Der Umschlag von Stückgütern war 2013 rückläufig: Nur 493.000 Tonnen gingen über die Kaikanten. Einbußen gab es beim Umschlag von Blechen, Brammen und Rohren, Zuwächse bei Windkraftanlagen.

Bei der rollenden Ladung, den Fähr- und RoRo-Gütern, gab es ebenfalls Rückgänge. Insgesamt sank die Menge um 100.000 Tonnen auf 12,3 Millionen Tonnen. „Obwohl das Frachtergebnis im Dänemarkverkehr besser war als 2012, hatten wir uns hier mehr versprochen. Da aber die Dänemark-Fähren nun schon lange im roten Bereich fahren und im letzten Jahr entsprechend häufig ausgefallen sind, war hier kein besseres Ergebnis zu erzielen“, zeigt sich Ulrich Bauermeister zum wiederholten Male enttäuscht. Der Anteil rollender Fracht am Gesamtumschlag des Seehafens Rostock betrug im vergangenen Jahr 57 Prozent.

Die Anzahl der beförderten Fährpassagiere auf den Linien nach Dänemark, Schweden und Finnland sank auf 1,9 Millionen Reisende. „Hier hatten wir uns mit dem Einsatz neuer Fährschiffe auf der Linie Rostock-Gedser eine deutliche Verbesserung versprochen. Das Gegenteil ist aufgrund der geringen Zuverlässigkeit der Verbindung eingetreten, wir mussten deutliche Rückgänge hinnehmen“, sagt Ulrich Bauermeister.

7290 Fähr-, RoRo-, Tank-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffe liefen 2013 den Seehafen Rostock an, davon allein 5177 Fährschiffe.

Rollender Güterverkehr stagniert

Im Jahr 2013 rollten 11,02 Millionen Tonnen Fährgüter (-1 Prozent) und 1,25 Millionen Tonnen RoRo-Güter (±0 Prozent) über die Rostocker Kaikanten. „Nach dem Umbau und den Reorganisationsmaßnahmen auf dem Fährterminal hatten wir insbesondere auf der Dänemark-Relation mehr erwartet“, so Ulrich Bauermeister. Die Zahl der auf den Fähr- und RoRo-Verbindungen von und nach Nordeuropa beförderten LKW nahm ab: von 310.833 im Jahr 2012 auf 307.227 im letzten Jahr. Die Anzahl umgeschlagener Trailer blieb nahezu konstant: 109.977 im Jahr 2012 und 109.638 im letzten Jahr. Auch die beförderten Eisenbahnwaggons von und nach Trelleborg blieben knapp unter Vorjahresniveau: 7.395 im Jahr 2012 und 7.224 im vergangenen Jahr.

Auf dem Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV) verkehren wöchentlich 35 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (12), Hamburg (6), Karlsruhe (6), Brno (4), Novara (3), Domodossola (2) und Wels (2). Die Anzahl der umgeschlagenen Trailer-Einheiten erhöhte sich von 64.255 im Jahr 2012 auf 64.851 im vergangenen Jahr. „Wir sind mit dieser Entwicklung sehr zufrieden, vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund der aktuellen Bauarbeiten auf dem KV-Terminal und der diversen Erneuerungs- und Instandsetzungsarbeiten auf für uns wichtigen Bahnstrecken. Hier können wir uns bei den beteiligten Unternehmen nur bedanken. Im ersten Quartal 2014 werden die Bauarbeiten am KV-Terminal abgeschlossen sein. Der Hafenplatz Rostock ist damit für weitere Mengenentwicklungen bei der rollenden Ladung gerüstet“, erläutert Ulrich Bauermeister.

Im vergangenen Jahr gingen 246.000 Tonnen Papier im Seehafen Rostock über die Kaikanten, 73.000 Tonnen weniger als 2012. Die Rostocker UPM-Niederlassung erreichte ein Jahresergebnis von 219.000 Tonnen. Die Rostocker Logistikunternehmen Baltic Lloyd und European Cargo Logistics (ECL) verzeichneten 8.500 bzw. 18.500 Tonnen. UPM Rostock importiert Papier aus Finnland und exportiert Teilmengen nach England und in die USA. Baltic Lloyd wickelt in Rostock die Papierimporte aus Schweden von Stora Enso ab, ECL betreut die Papierimporte von Billerud aus Finnland.

Das Hoch im Norden

Von den insgesamt 178 angemeldeten Kreuzfahrtanläufen von 34 Schiffen für dieses Jahr werden 167 Anläufe in Warnemünde und elf im Überseehafen erwartet. Die Saison 2014 beginnt am 5. Mai mit dem Anlegen von „AIDAbella“ und endet voraussichtlich am 18. Oktober mit dem Anlauf von „Marco Polo“. „Wir erwarten für 2014 zwar kein neues Rekordjahr bei den Anläufen, gehen aber wegen der Schiffsgrößenentwicklung von einer gleichbleibend hohen Passagierzahl aus. Wenn wir dieses Niveau halten und den Kreuzfahrthafen Warnemünde moderat, den Ortsverhältnissen entsprechend, weiterentwickeln wollen, sind erhebliche Investitionen erforderlich“, sagt Ulrich Bauermeister. Im vergangenen Rekordjahr waren 365.000 Kreuzfahrttouristen an Bord der Urlauberschiffe, die für 730.000 Passagierbewegungen im Hafen an der Warnow sorgten.

Investitionen der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock

Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft investierte 2013 rund 18 Millionen Euro in die Infrastruktur des Seehafens Rostock. Geplant waren 30 Millionen Euro, die aber wegen einer einseitig geforderten Gewinnausschüttung durch den Gesellschaftervertreter der Stadt Rostock nicht vollständig investiert werden konnten. „Öffentliche Infrastruktur ist ohne Fördermittel nicht zu finanzieren und mit Infrastrukturfördermitteln generierte Gewinne stehen nicht den Gesellschaftern zur Finanzierung unternehmensfremder Zwecke zu. Selbst wenn die Hafen-Entwicklungsgesellschaft in den letzten Jahren gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielen konnte, so ist die Forderung nach einer Gewinnausschüttung, nicht nur wegen der Grenzen, die die Fördermittelgeber aufzeigen, rechtlich heikel, sondern auch, weil aufgrund der in den letzten Jahren nachhaltig gestiegenen Neu- und Ersatzinvestitionen die Finanzierungskosten und Abschreibungen steigen werden. Die von der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock in den vergangenen Jahren ausgewiesenen Gewinne bleiben in dieser Höhe eine Episode“, meint Ulrich Bauermeister.

Die größten Baustellen 2013 waren die Arbeiten an der Umschlaganlage auf dem KV-Terminal und die Umbauarbeiten am Verwaltungsgebäude der Hafen-Entwicklungsgesellschaft, die in diesem Jahr abgeschlossen werden. Zudem schaffte die Hafen-Entwicklungsgesellschaft eine neue 300 Meter lange Ölsperre mit Abrollcontainer an, damit das Brandschutz- und Rettungsamt Rostock im Falle einer Havarie Hafenbecken oder verschmutzte Gewässerabschnitte im Hafengebiet abriegeln kann.

Umbau des KV-Terminals im Februar 2014 abgeschlossen

Seit Mai 2012 baut die Hafen-Entwicklungsgesellschaft mit dem regionalen Bauunternehmen STRABAG AG das Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV), südlich von Pier I, bei laufendem Betrieb um. Das neue, leistungsstarke Umschlagterminal für Schienen-, Straßen- und Schiffsgüter wird bis Februar 2014 auf einer Fläche von rund 30.000 Quadratmetern ausgebaut sein. Das gesamte KV-Terminal erstreckt sich auf etwa 70.000 Quadratmetern. Der Rückbau von zwei Rampen und zwei Gleisen sowie die Verlängerungen und die Verlegungen von Gleisen wurden bereits im Juni 2012 fertiggestellt.

Neben drei zusätzlichen Gleisanlagen und dem südlichen Kranbahnbalken wurden die gesamten südlichen Umschlagflächen neu gebaut und mit der Fertigung von zwei Portalkrananlagen begonnen. Allein dafür wurden bis Ende 2012 insgesamt zehn Millionen Euro investiert. Der Bau des nördlichen Kranbahnbalkens und die Fertigstellung und Montage des ersten Portalkrans wurde 2013 abgeschlossen. Dabei erfolgte die Inbetriebnahme des ersten Kranes im Dezember. Im Februar 2014 wird das KV-Terminal mit der Abnahme des zweiten Kranes die mobile Umschlagtechnologie mit „Reachstackern“ ablösen, womit eine Verdoppelung der Umschlagkapazität erreicht wird.

Nach Ende der Bauarbeiten stehen dann zusätzlich drei weitere Gleise für den Umschlag zu Verfügung. Die dann insgesamt fünf Gleise werden durch zwei neue, kurventaugliche Portalkräne bedient, jeder mit einem Gewicht von 500 Tonnen, einer Höhe von 35 Meter und einer Spannweite von 76,5 Meter. Die Gesamtinvestitionen für das Projekt belaufen sich auf 17 Millionen Euro. Der Umbau des KV-Terminals im Hafen Rostock wird durch das Eisenbahnbundesamt zu 70 Prozent gefördert, die Europäische Kommission ergänzt diese Förderung im Rahmen des Motorways of the Sea-Projekts "Green Bridge on Nordic Corridor" mit einer Förderung von weiteren 3,3 Millionen Euro (Transeuropäische Netze). Die restlichen Kosten trägt die Hafen-Entwicklungsgesellschaft.

Hafeninvestitionen 2014 unter Vorbehalt

Viele der für 2014 geplanten Infrastrukturprojekte stehen unter Vorbehalt, da sie nur mit Fördermitteln realisiert werden können, deren Gewährung nicht rechtssicher ist. Das liegt an der nun schon seit mehr als einem Jahr andauernden Weigerung des Gesellschaftervertreters der Hansestadt Rostock, die Beschlüsse der Bürgerschaft, des städtischen Gesellschafters der Hafen-Entwicklungsgesellschaft, umzusetzen. „Diese Hängepartie schadet dem Hafen, der Stadt und dem Unternehmen. Das eigentliche Ziel, den Kommunalhaushalt zu entlasten und zu sanieren, wird nicht erreicht, sondern ein Investitionsstau im Hafen und Steuermindereinnahmen für die Stadt sind mittelfristig die Folge. Die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens Rostock und aller hier ansässigen Unternehmen kann durch dieses Gebaren schon sehr bald massiv beeinträchtigt werden. Eine finanziell geschwächte Hafen-Entwicklungsgesellschaft wird bald zum Kostgänger ihrer Gesellschafter werden, d.h. sie wird dann zur Erfüllung ihrer Aufgaben Mittel aus dem Haushalt der Hansestadt benötigen“, so Ulrich Bauermeister abschließend.

Statistik Seehafen Rostock

  2012 (t) 2013 (t)
Flüssiggüter 3.050.000 2.550.000
Schüttgüter 5.250.000 6.030.000
Stückgüter 550.000 500.000
Fährgüter 11.150.000 11.030.000
RoRo-Güter 1.250.000 1.250.000
Total 21.250.000 21.360.000

Quelle: Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH

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