Sirenen-Test in Rostock am Samstag
Am Sonnabend, dem 1. Februar 2020, findet in Rostock ein erster großer Sirenentest statt – alle Sirenen werden mit vier Warntönen in Folge (Probe, Feuer, Gefahr und Entwarnung) getestet
29. Januar 2020, von Olaf
„Wer wie ich gelernter DDR-Bürger ist, wusste immer, wann es Mittwoch 13 Uhr ist“, erzählt Ordnungssenator Chris Müller-von Wrycz Rekowski. Zu diesem Zeitpunkt gab es in der gesamten DDR einen Probealarm.
Nach der Wende hat man sich auch in Rostock sukzessive von den Sirenen verabschiedet, nun sind sie wieder zurück. Zwar zählt die stadteigene HRO! Warn- und Notfall-App bereits 20.000 Nutzer, bei 210.000 Einwohnern und 50.000 Gästen ist da jedoch „ein kleines Delta“, begründet Müller-von Wrycz Rekowski den Bedarf.
Bei den Sirenen geht es um die „schnelle, sofortige Erreichbarkeit von einer großen Personenzahl“, ergänzt Markus Diegeler vom Brandschutz- und Rettungsamt. Nach einer aktuellen Rechnung können damit 95 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. „Das kriegen Sie mit nichts anderem hin“, bekräftigt er. Und so greift man in Rostock trotz Digitalisierung wieder auf die bewährte Technik zurück, um die Bevölkerung ausreichend warnen zu können.
Blackout als drohende Gefahr
„Wir rechnen nicht damit, dass der Strom in der Hansestadt Rostock in den nächsten 14 Tagen ausfällt oder die Warnow über die Ufer tritt“, betont Chris Müller-von Wrycz Rekowski. Das Prinzip der Gefahrenabwehr ist aber, gut vorbereitet zu sein.
„Der eigentliche Ausgangspunkt, die Warnung der Bevölkerung wieder auf Sirenen umzustellen, ist tatsächlich, dass es zu einem Blackout in unserer modernen Gesellschaft kommen kann“, ergänzt Roland Kilmer, Abteilungsleiter Einsatzvorbereitung im Brandschutz- und Rettungsamt.
Doch auch ohne Blackout gab es in den vergangenen Jahren in Rostock Ereignisse, bei denen ein Einsatz der Sirenen angebracht gewesen wäre. Roland Kilmer denkt dabei an die Brände mit starker Rauchentwicklung 2018 oder an den Schadstoffaustritt im Überseehafen vor etwa fünf Jahren, nach dem es auf dem Warnemünder Weihnachtsmarkt zu einer Ammoniak-Belastung kam.

Flächendeckendes Netz von 19 Sirenen in Rostock
15 neue Sirenen wurden in den letzten zwei Jahren im gesamten Stadtgebiet errichtet, 243.000 Euro wurden dafür investiert, knapp 100.000 Euro kommen davon aus Landesmitteln.
Dank Akkupufferung können die Sirenen drei Wochen netzunabhängig betrieben werden, weitere sieben Alarmauslösungen sind dann noch möglich. Die Ansteuerung erfolgt per Digitalfunk, sodass diese auch beim Ausfall des Mobilfunknetzes funktioniert.
Insgesamt betreibt die Hanse- und Universitätsstadt Rostock derzeit ein flächendeckendes Netz von 19 Sirenen. Diese können als Generalalarm oder einzeln ausgelöst werden.
Weiterer Ausbau des Sirenensystems geplant
Wenigstens zwei weitere Anlagen sollen in diesem Jahr noch folgen, um letzte weiße Flecken zu schließen, sagt Roland Kilmer und blickt gleich weiter in die Zukunft: „Die Sirenen sind vorbereitet für Sprachkonserven und Sprachdurchsagen“. Das wäre allerding eine Investition in die Zukunft, aktuell würden Lautsprecherwagen zum Einsatz kommen.
Derzeit dient die Sirene nur als ‚Wecksignal‘, dass etwas passiert ist. Details über die Gefahrenanlage sowie Handlungsempfehlungen gibt es anschließend per Warnapp (NINA, BIWAPP, KATWARN oder HRO! Warn- und Notfall-App), auf der Internetseite der Stadt oder bei lokalen Radiosendern.
Zusätzlich sollen die Standorte der Freiwilligen Feuerwehren als „Leuchttürme des Katastrophenschutzes“ ausgebaut werden. Dank Notstrom- und Digitalfunkanbindung sollen die Bürger hier bei einem kompletten Zusammenbruch der Infrastruktur Notrufe absetzen oder Informationen erhalten können.

Sirenentest am 1. Februar 2020
Für kommenden Samstag ist der erste große Sirenentest in Rostock geplant. „Wir werden am Sonnabend vier Töne abspielen“, beschreibt Markus Diegeler den Ablauf des Probealarms. Der Test beginnt mit einem 15-sekündigen Dauerton, der einen Probealarm kennzeichnet. Es folgt ein Heulton mit 60 Sekunden Dauer, der zweimal unterbrochen wird. Dieser dient zur Alarmierung der Feuerwehr bei Katastrophen. Als drittes folgt der wichtigste Sirenenton: Ein auf- und abschwellender Heulton steht für den Ernstfall. Zum Schluss folgt ein 60-sekündiger Dauerton, der Entwarnung signalisiert. Zwischen den einzelnen Tönen gibt es eine Pause von jeweils fünf Minuten. Insgesamt dauert der Test rund 20 Minuten.
Etwa 120 freiwillige Helfer sollen dabei im gesamten Stadtgebiet prüfen, ob die Warnsignale überall gut zu hören sind oder ob es noch unterversorgte Gebiete gibt.
Künftig soll es zweimal jährlich einen Probealarm geben. Dieser findet jeweils am ersten Samstag des zweiten und vierten Quartals um 11 Uhr statt. Bei diesen Tests wird nur noch der 15-sekündige Dauerton für einen Probealarm abgespielt.
Notfallrufnummern beim Test am Samstag nicht wählen
Das Brandschutz- und Rettungsamt bittet darum, beim Test am Samstag nicht die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr zu wählen. „In einer Leitstelle sitzen drei bis vier Menschen“, erläutert Pressesprecher Stefan Kieckhöfer. „Wenn Sie sich jetzt vorstellen, dass alle, die die Sirene gehört haben, den Notruf wählen, dann reicht selbst die Anzahl unserer vorhandenen Notrufleitungen nicht aus, um das System für Menschen, die hilfsbedürftig sind, am Leben zu erhalten.“
Für Rückfragen steht am Sonnabend von 10:30 bis 12 Uhr ein Bürgertelefon unter der Telefonnummer 0381 381-3791 zur Verfügung. Das Brandschutz- und Rettungsamt nimmt Informationen unter der E-Mail-Adresse feuerwehr@rostock.de entgegen.
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