Neue Sturmflutschutzwand in Warnemünde

Am Alten Strom in Warnemünde wurde heute die neue Sturmflutschutzwand in Betrieb genommen – sie schützt vor Hochwasser bis zu 2,50 Meter über Normalmittelwasser

10. Januar 2020
StALU-Projektleiter Ronny Schmidt (l.) erläutert die Modulbauweise für die neue Sturmflutschutzwand in Warnemünde
StALU-Projektleiter Ronny Schmidt (l.) erläutert die Modulbauweise für die neue Sturmflutschutzwand in Warnemünde

In Warnemünde wurde heute die neue Sturmflutschutzwand im südlichen Bereich des Alten Stroms in Betrieb genommen. Dank ihrer modularen Bauweise soll sie den Hochwasserschutz im Seebad in den nächsten 80 Jahren gewährleisten.

Höchster Sturmflutwasserstand 1872 gemessen

Erst vor gut einem Jahr sorgte Sturmtief „Zeetje“ für einen Wasserstand von 1,67 Meter über Normalhöhennull (NHN). Ende 1913 waren es 1,91 Meter und am 13. November 1872 wurde mit 2,71 Meter der bislang höchste Wert in Warnemünde gemessen. Ein solches Hochwasser könnte selbst die neue Wand nicht komplett zurückhalten. Ronny Schmidt, Projektleiter im Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM), spricht von einem „250-jährigen Ereignis“. Maßgabe, um Bauwerke zu bemessen, sind 200-jährliche Ereignisse.

Umweltminister Dr. Till Backhaus zeigt den 1872 gemessenen höchsten Wasserstand an der neuen Sturmflutschutzwand in Warnemünde
Umweltminister Dr. Till Backhaus zeigt den 1872 gemessenen höchsten Wasserstand an der neuen Sturmflutschutzwand in Warnemünde

„Wir hätten auch sofort am Anfang alles auf diese Höhe setzen können, aber dann wären die Sichtbeziehungen für die nächsten 80 Jahre komplett eingeschränkt“, erläutert Ronny Schmidt. Das war weder von Anwohnern noch der Stadt gewünscht.

Aus diesem Grund habe man sich für eine Modulbauweise entschieden, die mit 2,75 Meter nur wenig höher als die alte Anlage ist und Pegeln bis 2,50 Meter NHN standhält.

Bei Bedarf können die Module unterfüttert und die Sturmflutschutzwand so um bis zu 20 Zentimeter erhöht werden. Steigt der Meeresspiegel wie erwartet um 50 Zentimeter in 100 Jahren an, würde diese zweite Ausbaustufe in etwa 40 Jahren notwendig. Es könnten dann aber auch komplett neue Module – etwa mit Glaselementen – eingesetzt werden.

Infotafel und neue Promenade

Die Promenade unterhalb der Sturmflutschutzwand in Warnemünde soll Anfang März freigegeben werden
Die Promenade unterhalb der Sturmflutschutzwand in Warnemünde soll Anfang März freigegeben werden

Eine Informationstafel an Durchgang 2 zeigt, wie hoch das Wasser in Warnemünde steigen kann. Sogenannte Sturmflutmarken markieren die Wasserstände ab 1,60 Meter über Normalmittelwasser. Per QR-Code können weitere Informationen über die Sturmflutschutzwand und den Küstenschutz abgerufen werden.

Völlig neu ist eine Promenade, die über vier Durchgänge erreicht werden kann und den Alten Strom in diesem Bereich für Einwohner und Touristen wasserseitig erlebbar macht. Die Promenade ist barrierefrei erreichbar und mit einem Leitsystem für blinde bzw. sehschwache Personen ausgerüstet. Voraussichtlich Anfang März wird sie für die Öffentlichkeit freigegeben.

Ist eine Sturmflut vorhergesagt, werden die Durchgänge von der Wasserwehr Warnemünde verschlossen. Die dafür notwendigen Dammbalken werden in Boxen gelagert, die gleichzeitig als Sitzbänke dienen.

Dr. Lars Tiepolt (Dezernatsgruppenleiter, StALU), Ines Liefke (Amtsleiterin, StALU), Kai Wieben (Geschäftsführer, Claus Wieben Bauunternehmung) und Umweltminister Dr. Till Backhaus (v.l.n.r.) verschließen die Warnemünder Sturmflutschutzwand mit Dammbalken
Dr. Lars Tiepolt (Dezernatsgruppenleiter, StALU), Ines Liefke (Amtsleiterin, StALU), Kai Wieben (Geschäftsführer, Claus Wieben Bauunternehmung) und Umweltminister Dr. Till Backhaus (v.l.n.r.) verschließen die Warnemünder Sturmflutschutzwand mit Dammbalken

Elf Millionen Euro investiert

Das neue rund 500 Meter lange Bauwerk ersetzt die 1972 in Dienst gestellte Sturmflutschutzmauer, die in Höhe und Statik nicht mehr ausreichend sicher war. Bereits 2009 begannen die Planungen, die erste Variante aus Betonsockel und Glaswand stieß jedoch auf Kritik.

Insgesamt wurden etwa elf Millionen Euro investiert. 9,25 Mio. Euro kommen vom Land (70 Prozent Bundesmittel Zur „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“, 30 Prozent trägt Mecklenburg-Vorpommern selbst), der Rest von der Stadt, die u.a. Anschlüsse und Lampen erneuert hat.

Ausführender Baubetrieb war die Firma Claus Wieben Bauunternehmung GmbH & Co. KG mit Sitz in Ribnitz-Damgarten. Die Bauzeit betrug 26 Monate.

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