Spenden und alte Teile zum Wiederaufbau der Undine gesucht

Der Freundeskreis Maritimes Erbe Rostock will die Undine, das älteste Seebäderschiff, zurück nach Rostock holen und vor der Verschrottung retten

9. Mai 2014, von
Als Kronprinz Wilhelm ist die Undine 1910 in Rostock vom Stapel gelaufen. Als Seebäderschiff transportierte sie Fracht und Passagiere zwischen den Ostseebädern und wurde während der Weltkriege als Marineschiff eingesetzt, wobei sie einen Bombentreffer erlitt.
Als Kronprinz Wilhelm ist die Undine 1910 in Rostock vom Stapel gelaufen. Als Seebäderschiff transportierte sie Fracht und Passagiere zwischen den Ostseebädern und wurde während der Weltkriege als Marineschiff eingesetzt, wobei sie einen Bombentreffer erlitt.

Ein Millionär muss her! Der Freundeskreis Maritimes Erbe Rostock e.V. träumt davon, eines Tages die Undine, eines der ältesten Seebäderschiffe Deutschlands, wieder aufzubauen. Der ehemalige Dampfer, der in seiner wechselvollen Geschichte auch den Namen Kronprinz Wilhelm trug, gilt als einzigartiges Zeugnis des Stahlschiffbaus im Nietverfahren und steht unter Denkmalschutz.

Im Moment liegt der Rumpf des 1910 auf der Rostocker Neptun-Werft erbauten Schiffes in Dresden. Von Zersägung ist die Rede, gar von Verschrottung. Das will der Verein verhindern und sammelt nun Geld, um den Rumpf wieder nach Rostock zurückzuholen. Hier soll er erstmal gesichert und konserviert werden. Ein bewachter Wasserliegeplatz in Rostock sei für mindestens ein Jahr gewährleistet. Perspektivisch soll der Rumpf jedoch an Land im öffentlichen Raum präsentiert werden und ein Stück Schiffsbaugeschichte dokumentieren, so der Plan. Wo das Exponat genau seinen Platz finden wird, ist noch offen, am liebsten im Stadthafen. Der IGA-Park sei aber die letzte Möglichkeit, bemerken die Vereinsmitglieder, die sich auch dem maritimen Rat Rostock angeschlossen haben. Da der Rumpf innen hohl ist, sei auch eine Zwischennutzung, etwa als Café, nicht ausgeschlossen.

Alle Optionen für einen zukünftigen Wiederaufbau sollen jedenfalls offenbleiben, bis sich ein Mäzen oder eine andere Lösung findet. 50.000 Euro sind dafür nötig, den Schiffsrumpf die Elbe hinunter zu schleppen. Beim Frühlingshochwasser im nächsten Jahr soll es soweit sein. Bis dahin muss die Summe durch Spenden aufgebracht werden. Ziel sei es, auch regionale Unternehmen, internationale Seeleute und ehemalige Fahrgäste dafür zu gewinnen. Immerhin seien bis zu ihrem letzten Einsatz als Passagierschiff im Jahr 1992 etwa 16 Millionen Fahrgäste auf der Undine transportiert worden, zeigt sich der Vereinsvorsitzende Sebastian Gosch zuversichtlich.

Ein Jahr später kam es zu einer folgenschweren Havarie der Undine vor Barth. Wegen schwieriger Wetterbedingungen konnte das auf Grund gelaufene Schiff nicht geborgen werden. Zwei Jahre blieb es dort liegen und verlor nach und nach seine Bestandteile durch Verschleiß, aber auch durch Plünderung. Lediglich der Verbleib des Motors ist den Freunden des Maritimen Erbes Rostocks bekannt. Der ist im Technikmuseum in Wismar zu besichtigen. Ob die Schiffsglocke in einem Gartenhäuschen auf Fischland zu finden ist? Der Freundeskreis wäre sehr dankbar, wenn Anker, Schiffsschraube und anderes Originalzubehör der Undine wieder zusammenfinden könnten.

Steffen Wiechmann setzt sich mit seinen Freunden für das maritime Erbe Rostocks ein.
Steffen Wiechmann setzt sich mit seinen Freunden für das maritime Erbe Rostocks ein.

Zumindest ist der Verein schon im Besitz des Rumpfes. Den hat er im letzten August für symbolische 1,14 Euro gekauft, nachdem bisherige Wiederaufbauversuche fehlgeschlagen waren. Seit 2006 lag der Rumpf auf einer Dresdner Werft, mit dem Ziel das Schiff wieder herzustellen. 2008 konnte der Landestourismusverband als Partner dafür gewonnen werden, der die Mehrheitsanteile einer neu gegründeten Betreibergesellschaft hielt, die aus dem Wrack „ein schwimmendes Haus des Gastes als Botschafter Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum“ machen wollte. Das Wirtschaftsministerium soll dafür in Aussicht gestellt haben, maximal 50 Prozent der Baukosten, also bis zu 2,2 Millionen Euro zu übernehmen. 2010 jedoch, als die Hälfte der Finanzierung noch fehlte, wurde das Vorhaben aufgrund der Feststellung, dass es nicht betriebswirtschaftlich sein, wieder abgeblasen, berichtet Steffen Wiechmann vom Vorstand des Freundeskreises des maritimen Erbes Rostock. Nach einem Gespräch mit dem Präsidenten des Landestourismusverbandes Jürgen Seidel, der damals auch der zuständige Wirtschaftsminister war, stand der Freundeskreis vor der ernüchternden Tatsache, dass vom Tourismusverband keine Unterstützung mehr zu erwarten ist und erklärte die Wiederaufbaupläne vorerst für gescheitert.

Dennoch „Wir sehen nach wie vor eine riesige Chance, dieses Objekt, das über 100 Jahre alt ist, wieder zu der maritimen Geschichte Rostocks hinzuzufügen und die Undine in den Köpfen der Menschen wieder heimisch zu machen“, gibt sich Sebastian Gosch zuversichtlich.

Sein 20 Mitglieder starker Verein, der sich Anfang letzten Jahres im Zuge der fatalen Entwicklung der „MS Georg Büchner“ aus der Initiative „Rettet Schorsch“ gegründet hat, steht vor großen Aufgaben. Dazu gehören aktuell auch Gespräche mit der Dresdner Werft. Nachdem deren Eigner 2010 gewechselt hatte, ist nun unklar, ob das Wrack wie zuvor vereinbart, weiterhin kostenlos dort liegen kann.

Was die Schiffsliebhaber trotz aller Widrigkeiten anspornt, erklärt Steffen Wiechmann: „Das Schiff hat zwei Weltkriege überstanden. Es gab immer Menschen, die es trotz aussichtsloser Situation immer wieder in Fahrt gebracht haben.“

Spendenkonto:

Freundeskreis Maritimes Erbe Rostock
Konto: 20 10 35 251, BLZ: 130 500 00
Ostseesparkasse Rostock
IBAN: DE501 30 500 000 201 035 251, BIC: NOLADE21ROS

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