Meerwasserentsalzungsanlage für Region Rostock?
Machbarkeitsstudie zur Brauchwasserversorgung der Region Rostock zeigt: Stufenweise Versorgung von Industrie und Gewerbe mit aufbereitetem Abwasser und aus einer Meerwasserentsalzungsanlage ist möglich.
3. Dezember 2025
Der Planungsverband Region Rostock hat heute die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Brauchwasserversorgung vorgestellt. Die Analysen belegen: Eine stufenweise Versorgung von Industrie und Gewerbe mit aufbereitetem gereinigtem Abwasser und aus einer Meerwasserentsalzungsanlage ist technisch realisierbar, wirtschaftlich darstellbar und für die zukünftige Entwicklung der Region unverzichtbar.
„Die Studie zeigt deutlich: Die Brauchwasserfrage unserer Region ist lösbar – und wir lösen sie gemeinsam. Mit gereinigtem Abwasser und einer künftigen Meerwasserentsalzung können wir eine sichere Grundlage für die Entwicklung unserer wirtschaftlichen Schwerpunktstandorte in Rostock und dem Landkreis Rostock schaffen. Das ist ein Meilenstein für die Zukunft unserer Region. Darüber hinaus hat das bundesweite Bedeutung, weil wir uns als besonders wichtiger Wirtschaftsstandort an der Ostsee so intensiv und mit guten Ergebnissen mit der entscheidenden Zukunftsfrage Wasser auseinandersetzen“, berichtete Eva-Maria Kröger, Vorsitzende des Planungsverbandes Region Rostock und Oberbürgermeisterin der Hanse- und Universitätsstadt Rostock.
Hoher Wasserbedarf erfordert neue Lösungen
Die Studie zeigt, dass der Bedarf an Brauchwasser in der Region Rostock deutlich steigen wird – insbesondere an den Schwerpunktstandorten für Industrie und Gewerbe in Hansestadt und Landkreis. Die bestehende Trinkwasserversorgung ist sicher, kann die wachsenden industriellen Bedarfe jedoch nicht decken. Eine mehrstufige Brauchwasserlösung schafft dagegen eine zusätzliche, unabhängige und nachhaltige Quelle, die die regionale Entwicklung absichert.
„Die Machbarkeitsstudie zeigt deutlich Potenziale auf, wie wir in der Region Brauchwasser gewinnen können. Als Wirtschaftsregion Rostock müssen wir uns neben den Themen Energieversorgung und sonstiger Infrastruktur auch dem Thema Wasser widmen – insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir Wasserstoffregion sind“, erklärt Sebastian Constien, Landrat des Landkreises Rostock und 1. Stellvertretender Vorsitzender des Planungsverbandes Region Rostock.
Die Region Rostock ist das industrielle Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns. Im Überseehafen Rostock und seinem Vorland bündeln sich Energie- und Güterumschlag, verarbeitende Industrie, Chemie, Logistik, Schiffbau, Wasserstoffwirtschaft und weitere Zukunftsbranchen. Gerade diese energie- und wasserintensiven Industrien benötigen verlässlich verfügbare Brauchwassermengen für ihre Prozesse. Die Trinkwasserressourcen – insbesondere aus der Warnow – sind dafür nahezu ausgeschöpft. Deshalb wird die Brauchwasserversorgung zu einer zentralen Standortfrage für die gesamte Region.
Erhebliche Vorteile durch Nutzung Erneuerbarer Energien
Ein zentraler Befund der Machbarkeitsstudie: Die Region Rostock verfügt über sehr gute Voraussetzungen, um die Brauchwassererzeugung aus Ostseewasser mit regionalem Wind- und Solarstrom zu betreiben.
„Mecklenburg-Vorpommern hat einen strukturellen Vorteil, den andere Regionen nicht haben: Wir können Brauchwasser vollständig mit regionalem Wind- und Solarstrom erzeugen. Damit schaffen wir stabile, klimafreundliche und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für Industrie und Produktion. Die Region Rostock zählt zu den effizientesten Standorten für Meerwasserentsalzung in Nordeuropa – und diesen Vorsprung wollen wir konsequent für die industrielle Entwicklung unseres Landes einsetzen.“
Dadurch entstehen: Stabile und verlässliche Gestehungskosten, geringere Abhängigkeiten von Energiemärkten, eine klimafreundliche Gesamtlösung und ein klarer Standortvorteil. Durch den vergleichsweise niedrigen Salzgehalt der Ostsee, kurze Leitungswege und günstige erneuerbare Energiepreise zählt Rostock zu den wirtschaftlich effizientesten Standorten für Meerwasserentsalzung in Nordeuropa. Die Gestehungskosten liegen laut Studie für die Erzeugung ohne Zero Liquid Discharge (ZLD) deutlich unter einem Euro pro Kubikmeter Brauchwasser, die Fernleitung aus dem Kerngebiet der Region bewegt sich in einem moderaten Bereich. Die Versorgung kann vollständig mit erneuerbarer Energie aus regionaler Erzeugung – Wind, Photovoltaik und Abwärmenutzung – erfolgen.
Die Studie zeigt zudem, dass die mögliche Mitversorgung Brandenburgs technisch machbar und wirtschaftlich interessant ist – ein Aspekt mit landes- und bundespolitischer Dimension.
Unmittelbar nach der Vorstellung der Studienergebnisse beraten rund 60 deutsche und internationale Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung, Wasserwirtschaft, Industrie und Finanzierung auf einer Fachkonferenz über die Ergebnisse des Entwicklungskonzepts mit Machbarkeitsstudie und das weitere Vorgehen. Die Taskforce Transformation bei der Germany Trade and Invest, Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes, ermöglicht die Fachkonferenz und unterstützt die Region Rostock bei der Einwerbung von Expertise und möglichen Investoren.
Die Untersuchung wurde vom Land Mecklenburg-Vorpommern mit 600.000 Euro gefördert. Weitere 200.000 Euro steuerten die Hanse- und Universitätsstadt Rostock, der Landkreis Rostock und der Regionale Planungsverband Region Rostock gemeinsam bei.
Hintergrund:
Die Region Rostock nimmt im Land Mecklenburg-Vorpommern eine wirtschaftliche Sonderrolle ein, insbesondere durch den Seehafen, Energie- und Industrieprojekte sowie bedeutende Entwicklungsachsen im Stadt- und Landkreisgebiet. Die Region Rostock benötigt für die wirtschaftliche Entwicklung künftig bis zu 100.000 Kubikmeter Brauchwasser für Industrie- und Gewerbe pro Tag. Dieser Bedarf kann aus der Trinkwasserförderung nicht gedeckt werden. Die in der Machbarkeitsstudie untersuchte zweistufige Brauchwasserlösung kombiniert aufbereitetes gereinigtes Abwasser aus der Kläranlage Bramow mit einer Meerwasserentsalzungsanlage am Standort Rostock. Das zugrunde liegende Versorgungskonzept ist in vier Stufen angelegt: Eine Sofortlösung mit rund 20.000 Kubikmetern Brauchwasser am Tag aus der Kläranlage Bramow, eine Ausbauphase mit bis zu 40.000 Kubikmetern, eine Meerwasserentsalzungsanlage mit bis zu 100.000 Kubikmetern für die Region Rostock und eine perspektivische Erweiterung bis nach Brandenburg mit weiteren bis zu 140.000 Kubikmetern zusätzlich täglich.
Die Studie wurde von Juli 2024 bis November 2025 erarbeitet. Das Los 1 bearbeitete die Umweltplan GmbH aus Stralsund, das Los 2 die Großmann Ingenieurconsult (GICON) GmbH, die Projektsteuerung wurde zunächst extern vergeben und 2025 vom Planungsverband Region Rostock übernommen.
Die Ergebnisse fließen in die weitere Arbeit des Planungsverbandes Region Rostock, der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, des Landkreises Rostock und in landespolitische Entscheidungsprozesse ein.
Insgesamt können Investitionen von mehr als 700 Millionen Euro angestoßen werden, die direkt in Wasser- und Energieinfrastruktur, in regionale Wertschöpfung und in die industrielle Entwicklung einfließen. Die Meerwasserentsalzung wird als lastflexible, vollständig mit erneuerbarer Energie betreibbare Anlage geplant und leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in Mecklenburg-Vorpommern sowie zur Profilierung der Wasserstoffregion Rostock.
Quelle: Planungsverband Region Rostock
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