Einwohnerzahl sinkt - Bevölkerungsprognose bis 2035 aktualisiert

Erstmals seit 2003 ist die die Einwohnerzahl Rostocks 2021 im Vergleich zum Vorjahr gesunken – die neue Bevölkerungsprognose sagt einen weiteren leichten Rückgang bis 2035 voraus

10. Mai 2022
Bevölkerungsentwicklung in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock bis 2035 (Grafik: Kommunale Statistikstelle)
Bevölkerungsentwicklung in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock bis 2035 (Grafik: Kommunale Statistikstelle)

Nachdem die Einwohnerzahl Rostocks im Jahr 2021 erstmals seit dem Jahr 2003 im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, hat die Kommunale Statistikstelle der Hanse- und Universitätsstadt Rostock in ihrer Aktualisierung der Bevölkerungsprognose einen weiteren Rückgang der Rostocker Bevölkerung bis zum Jahr 2035 auf 207.293 Personen berechnet.

Das Minus von 1.980 Personen entspricht einem Bevölkerungsanteil von 0,9 Prozent. Die Altersgruppe der 65- bis 80-Jährigen wird mit einem Plus von 3.912 Personen (12 Prozent) am stärksten wachsen. Ein Blick auf die Bevölkerungspyramide zeigt, dass die Gruppe der heute 55- bis 65-Jährigen besonders stark vertreten ist. Diese „Babyboomer-Jahrgänge“ wachsen in den kommenden Jahren in das Rentenalter hinein. In Summe werden im Jahr 2035 26,2 Prozent aller Rostockerinnen und Rostocker 65 Jahre und älter sein (54.276 Personen). Im Gegenzug dazu schrumpft die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 25 und 64 Jahren um 4.164 Personen (minus 3,8 Prozent).

Im Rahmen der Prognose des Jahres 2020 wurde ein Bevölkerungswachstum von etwa drei Prozent bis zum Jahr 2035 berechnet. Die vermeintliche Abweichung liegt in der Entwicklung der letzten Jahre begründet.

Berechnungsgrundlage für die diesjährige Prognose bilden die Endjahresbestände des Rostocker Melderegisters vom 31.12.2011 bis zum 31.12.2021 sowie die Bevölkerungsbewegungen (Geburten, Sterbefälle, Umzüge) dieser Periode. Die Annahmen bezüglich des zukünftigen Geburten- und Sterbeverhaltens der Bevölkerung sowie des Wanderungsgeschehens wurden nach gleicher Vorgehensweise an die Entwicklung der jüngsten Jahre angepasst. Seit 1991 sterben in Rostock mehr Menschen, als hier geboren werden. Dieser Gestorbenenüberschuss konnte in den letzten zwei Jahrzehnten gut durch den positiven Wanderungssaldo ausgeglichen werden. Seit Mitte der 2010er Jahre steigt der Gestorbenenüberschuss jedoch deutlich an, demgegenüber stehen Rückgänge in den Wanderungsgewinnen. Bereits seit einigen Jahren erlebt auch Rostock einen Trend der Suburbanisierung. Während weiterhin viele junge Menschen zu Ausbildungszwecken in die Hanse- und Universitätsstadt ziehen, entscheiden sich Familien mit Kindern oft für einen Wegzug, zu einem großen Anteil direkt ins Rostocker Umland.

Zusätzlich verzeichnete Rostock – wie viele andere Großstädte auch – in den Pandemiejahren 2020 und 2021 außergewöhnlich hohe Wanderungsrückgänge: Die Zahl der Wegzüge verringerte sich, noch stärker brachen die Zuzüge ein. Der Wanderungssaldo sank 2020 und 2021 mit + 489 bzw. + 394 auf ein sichtbar niedrigeres Niveau als in den Vorjahren (z.B. + 986 im Jahr 2019). Laut zentraler Prognoseannahme steigt der Wanderungssaldo auf + 934 Personen im Jahr 2028 an und wird in den Folgejahren konstant gehalten. Dieser Wert entspricht dem Durchschnitt des Saldos der Jahre 2012 bis 2021, wobei die Jahre 2015 und 2016 um zusätzlich zugewiesene Geflüchtete korrigiert wurden. Obwohl der Wanderungssaldo in diesem Szenario weiterhin positiv bleibt und in den kommenden Jahren ansteigt, kann dieser den Gestorbenenüberschuss nicht ausgleichen und die Zahl der Rostocker Einwohnerinnen und Einwohner sinkt auf 207.293 Personen.

Um zu verdeutlichen, welche Entwicklungen notwendig wären, um zum Bevölkerungswachstum zurückzukehren, wird diese mittlere Variante um zwei weitere potenzielle Szenarien ergänzt. In der optimistischen Variante wird von einem Anstieg des Wanderungssaldos auf 1.290 Personen jährlich bis zum Jahr 2028 ausgegangen, danach bliebe der Saldo wieder konstant. Die optimistischere Wanderungsentwicklung könnte den Gestorbenenüberschuss besser ausgleichen und es wäre mit einem leichten Bevölkerungswachstum auf 211.464 Personen im Jahr 2035 zu rechnen.

Alternativ dazu ist auch eine abgeschwächte Entwicklung denkbar, wenn sich beispielsweise der Wanderungssaldo nur leicht erhöht und ab dem Jahr 2028 auf einem niedrigen Niveau von 556 Personen jährlich verharrt. Die Rostocker Stadtbevölkerung läge dann laut pessimistischer Variante im Jahr 2035 bei 202.864 Personen.

Da die Berechnungen zur Bevölkerungsprognose auf dem Endjahresstand 2021 beruhen, ist die große Anzahl Geflüchteter aus der Ukraine noch nicht explizit berücksichtigt. Voraussichtlich wird der Zuzug zu einem kurzfristigen Wachstum der Bevölkerung führen, wobei das genaue Ausmaß abhängig davon ist, wie viele Personen sich entschließen dauerhaft in Rostock zu bleiben.

Die Ergebnisse liegen zunächst für die Gesamtstadt bis 2035 vor. Analysen nach Stadtbereichen erfolgen in den nächsten Wochen. Weitere Informationen zur Bevölkerungsprognose der Kommunalen Statistikstelle werden kostenfrei unter der Internetadresse www.rostock.de/bevoelkerungsprognose zum Download bereitgestellt.

Quelle: Hanse- und Universitätsstadt Rostock, Pressestelle, Grafik: Kommunale Statistikstelle

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