Strandoase Warnemünde soll ganzjährig stehen

Eine anhebbare Plattform auf Pfählen soll Sturm und Hochwasser trotzen und der Strandoase Treichel in Warnemünde zu einer ganzjährigen Bewirtschaftung verhelfen

10. Dezember 2020, von
Die Strandoase Treichel in Warnemünde - eine anhebbare Platform auf Pfählen soll eine ganzjährige Bewirtschaftung ermöglichen (Foto: Archiv)
Die Strandoase Treichel in Warnemünde - eine anhebbare Platform auf Pfählen soll eine ganzjährige Bewirtschaftung ermöglichen (Foto: Archiv)

Jahr für Jahr das gleiche Spiel am Strand von Warnemünde: Im Frühjahr wird die Strandoase am Aufgang 4 aufgebaut, im Herbst muss sie wieder weichen. Hintergrund ist, dass in der ‚Hochwasser-Saison‘ keine Bauten am Strand erlaubt sind.

Geht es nach dem Betreiber Matthias Treichel könnte der aufwendige Auf- und Abbau bald ein Ende haben. Er würde seine Strandoase gern ganzjährig bewirtschaften und sie dafür auf Pfähle stellen. Der Clou: Zum Schutz vor Hochwasser soll die gesamte Anlage hydraulisch angehoben werden können. „Es geht darum, ein Objekt am Warnemünder Strand zu schaffen, das jedem Hochwasser standhält“, erläutert Treichel und betont, dass es auch in der normalen Strandsaison schon extreme Hochwasser im Mai oder September gegeben hat. So würde nicht nur der jährliche Auf- und Abbau entfallen, der ganzjährige Betrieb wäre auch eine saisonverlängernde Maßnahme und würde Arbeitsplätze sichern, erläutert Treichel.

Anhebbare Plattform auf Pfählen für ganzjährige Strandversorgung

Zusammen mit seinem Berater Christian Schliemann, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, stellte Treichel seine Pläne am Dienstagabend dem Ortsbeirat vor. Neun Pfähle sollen etwa sechs bis acht Meter tief in den Ostseestrand gegründet werden. Darauf wird eine Plattform gesetzt, die hydraulisch (mit Bio-Öl) oder mittels Gewindeantrieb angehoben und abgesenkt werden kann. Im Betriebszustand ist die Plattform nur wenige Stufen hoch und soll weiterhin über eine umlaufende Rampe barrierearm erreichbar sein. Droht Hochwasser, wird die Plattform angehoben und die Wellen oder sogar Eisschollen könnten den Aufbauten nichts anhaben.

So könnte die Strandoase in Warnemünde künftig aussehen (Designvorschlag: TAB)
So könnte die Strandoase in Warnemünde künftig aussehen (Designvorschlag: TAB)

Entwickelt wurde das Konzept zusammen mit der Technologie und Anlagenbau GmbH (TAB) aus Bentwisch, die Stahlkonstruktionen für den Offshore-Einsatz entwirft und herstellt. „Wenn die im Offshore-Bereich mit Wellen umgehen können, dann können sie es auch am Strand“, so Schliemann.

Die Trag- und Hebestruktur aus Metall soll mit Holz verkleidet werden, darauf erfolgen dann die Aufbauten. Die könnten wie die bisherige Strandoase aussehen, aber ggfs. auch größer ausfallen und Kühlcontainer oder sogar eine WC-Anlage mit aufnehmen.

Zwischen 500.000 und einer Million Euro können die Kosten für Plattform und Technik liegen, schätzt Schliemann. Vorstellbar sei auch, dass die Stadt die Plattform errichtet und für die Aufbauten vermietet.

Pro und Contra für die Idee

Von den Bürgerschaftsfraktionen sei die Idee wohlwollend aufgenommen worden, ebenso vom Warnemünder Strukturausschuss und der Tourismuszentrale. Für das Stadtplanungsamt wollte dessen Leiter Ralph Müller aber erst aktiv werden, wenn die anderen Gremien zumindest eine Zustimmung signalisiert hätten. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz“, muss Schliemann eingestehen.

Es sei zwar „ein interessantes Projekt“, so der stellvertretende Ortsbeiratsvorsitzende Stephan Porst (Grüne), es falle ihm aber schwer, in diesem Stadium ein Votum abzugeben. Solange es keine Stellungnahmen der Umweltverbände oder des Stadtplanungsamtes gibt, sei ihm das „zu einseitig“. „Da gibt es durchaus noch Dinge, die zu klären sind“, so Porst, „und die sind wahrscheinlich auch nicht ganz schnell geklärt.“

Anwohner Ulrich Schwittay befürchtete, dass eine solche Bebauung weitere Begehrlichkeiten wecke. Zudem sei es auf Umweltschutzgründen vielleicht sinnvoll, den Strand einmal im Jahr komplett leerzuräumen. Dies sollte im Umweltausschuss erst ausführlich beraten werden.

„Einen langen Weg dahin“ sah auch der neue Ortsbeiratsvorsitzende Wolfgang Nitzsche (Linke). „Naturschutzaspekte sind gerade am Strand sehr wichtig“, erinnerte er an den langwierigen Prozess um das Abschieben der Dünen.

Ortsbeiratsmitglied Axel Tolksdorff (Rostocker Bund) konnte hingegen „nicht erkennen, an welcher Stelle das jetzt noch zu Problemen führen könnte“. Für ihn könnte die Planung sogar „als Muster für die weitere Erschließung“ dienen. „Der Strand von Warnemünde ist sehr lang und ich finde grottenmäßig schlecht erschlossen“, so Tolksdorff.

Beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM) hat Treichel seine Idee bislang noch nicht vorgestellt und dort dürfte es schwierig werden. Das für den Küstenschutz zuständige Amt hat in der Vergangenheit regelmäßig erklärt, dass feste Bauten im Strand- und Dünenbereich nur möglich sind, wenn sie dem „Wohl der Allgemeinheit“ dienen, etwa bei einem Rettungsturm, nicht aber für rein touristische Nutzungen.

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