Uni Rostock möchte Ölhavarien auf dem Meer bekämpfen

Rostocker Forscher tüfteln an neuer Technologie zur Bekämpfung von Öl aus dem Meer

1. August 2011
Ölbekämpfungsübung „BALEX DELTA 2004“ vom 25.– 26. August 2004 auf der Ostsee westlich der Warnemünde Reede
Ölbekämpfungsübung „BALEX DELTA 2004“ vom 25.– 26. August 2004 auf der Ostsee westlich der Warnemünde Reede

Forscher der Profillinie „Maritime Systeme“ der Universität Rostock arbeiten an der Entwicklung einer neuen Technologie zur Bekämpfung von Ölhavarien auf dem Meer. Das interdisziplinäre Forschungs-Verbund-Vorhaben „BioBind“ wird in den nächsten drei Jahren vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit etwa zwei Millionen Euro gefördert. Innerhalb des Verbundvorhabens entstehen sechs Arbeitsplätze für Wissenschaftler. „Unser Ziel ist es, nach  Ölhavarien im küstennahen Bereich sowie in Flachwassergebieten die Umweltverschmutzungen so schnell wie möglich, selbst bei hohem Wellengang, aus der Luft mit biologisch abbaubaren Bindern zu beseitigen“, sagt Projektleiter Dr. Peter Fröhle von der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) der Uni Rostock.  Der Weg: Ölverschmutzungen erkennen, biologisch abbaubare Binder abwerfen, sie einsammeln und entsorgen. Was sich so einfach anhört, ist jedoch eine Herausforderung für die Forscher.

Kernstück der Entwicklung sind die biologisch abbaubaren Binder. Die sollen zudem mit Mikroorganismen besetzt werden, damit  das Öl bereits vor Ort biologisch abgebaut werden kann. „Die Binder werden nach einer Havarie vom Flugzeug aus über den Ölteppich abgeworfen“, erklärt Dr. Fröhle.  Deshalb muss ein System entwickelt werden, damit Ölteppiche aus der Luft erkannt werden. „Die Binder saugen sich dann mit Öl voll, und die Mikroorganismen bauen das Öl ab. Eine weitere Herausforderung besteht jetzt darin, den Weg der Binder auf dem Meer nachzuvollziehen, damit sie aus dem Wasser entsorgt werden können.

Um die Bergetechnik  kümmert sich der Lehrstuhl für Meerestechnik der  Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik der Uni Rostock unter Leitung von  Professor Mathias Paschen. Wo beispielsweise Klappschiffe zur Ölbekämpfung durch hohe Wellen ein Problem haben, setzen die Wissenschaftler jetzt  an.  „Derzeit gibt es zur Bekämpfung von  Ölhavarien  auf dem Meer weltweit keine zufriedenstellenden technischen  Lösungen“, sagt Prof. Paschen.  Das lässt ihm  keine Ruhe.  „Für  einen Ingenieur besteht die Herausforderung darin, das so nicht zu  akzeptieren“, sagt er. Sein Lehrstuhl befasst sich unter anderem mit  Erdöl- und Erdgasgewinnung. „Da  liegt es nahe, sich auch mit  neuen Technologien zur Bekämpfung von Ölhavarien auf dem Meer  auseinander zu  setzen“, sagt Prof. Paschen.

Mit im Boot für eine neue Lösung zur Ölbekämpfung auf dem Meer ist auch  das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde mit seinem Leiter Prof. Detlef Schulz-Bull. Die Wissenschaftler bewerten unter anderem die  Auswirkungen der kontaminierten Binder auf die Meeresumwelt. Die AUF  erforscht wiederum das Schwimmverhalten und das Driftverhalten der  Binder mit und ohne Öl.

An dem Verbundvorhaben sind  insgesamt sechs Partnereinrichtungen aus  Forschung und Wirtschaft beteiligt. Mit im Boot sind die TU Dresden, die  die Binder entwickelt. Das sächsische Institut für angewandte  Biotechnologie (SIAB) untersucht die zum Einsatz kommenden  Mikroorganismen. Und die Firmen FSB AIR-Service und Agro-SAT kümmern  sich um die Detektion der Ölteppiche und um die Ausbringung der Binder aus der Luft. Bis zum Jahr 2014 wollen die Forscher das Projekt abgeschlossen haben und eine gute Lösung präsentieren.

Quelle: Universität Rostock

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