Zweiter Rostocker Science Slam im Bunker
Gleich zwei Sieger beim zweiten Rostocker Science Slam im Jahr 2012
9. November 2012, von Andre
Science Slam in Rostock? Leider geil! So das einstimmige Urteil aller Beteiligten des zweiten Rostocker Science Slams im Bunker. Nachdem schon die Premiere vor einem halben Jahr super ankam, wurde es gestern richtig eng, zumindest vor der Bühne. Rund 150 Gäste drängten sich in den Club, um mit vier Nachwuchswissenschaftlern und einem gestandenen Professor einen unterhaltsamen Ausflug in die wunderbare Welt der Wissenschaft zu unternehmen.
Den Anfang machte Professor Holger Helbig. Anhand eines T-Shirts zeigte er auf, wie Reduktion und Rhetorik im Zusammenhang mit Museen funktioniert. Gleichzeitig fasste er mit seinen Ausführungen auch das Ziel der Veranstaltung zusammen: Eine kleine Auswahl an eigener Forschung präsentieren (Reduktion) und diesen Ausschnitt möglichst spannend, unterhaltsam oder kreativ rüberbringen (Rhetorik).

Nachdem die Veranstalter von policult aus Berlin im Mai noch auswärtige Slammer mitbringen mussten, da sich nur ein Rostocker vor das Publikum traute, konnte man gestern komplett auf Kandidaten aus der Hansestadt zurückgreifen. Den Anfang machte Gerald Bieber, der beim Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung tätig ist und dort zur Aktivitätserkennung forscht. Durch Beschleunigungssensoren im Handy und in einer speziellen Uhr können Bewegungsmuster erkannt und daraus zum Beispiel Motivationsprogramme für Kinder geschrieben werden.
In etwas anderer Form ging es auch bei Pantea Bashi um Motivation, die das Thema ihrer Promotionsarbeit „Neuromarketing: Die Suche nach dem Buy-Button und ihre gesellschaftlichen Implikationen“ vorstellte. Die Promotionsstudentin an der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock untersucht, wie Werbung auf bestimmte Teile unseres Gehirns wirkt und warum wir danach oft Appetit auf Schokolade haben.

Die letzten zwei Vorträge setzten voll und ganz auf Musik. Den Anfang machte Isabella Kratzer, die nach ihrem Bachelor in Maschinenbau kurz vor dem Masterabschluss im Studienfach Aquakultur steht. Für die Abschlussarbeit untersuchte sie die Pulsbaumkurre, eine alternative Fangtechnik für Krabben, mit der weniger ungewollter Beifang erzielt werden soll.
Um das anschaulich zu machen, hatte die Wahlrostockerin ein Video vorbereitet, das ihren Alltag auf See und die Arbeit im Labor zeigte. Dazu lief der Beat von Deichkinds „Leider Geil“, dem Isabella Kratzer einen neuen Text verpasst hat. „Nordseekrabben – Leider Geil!“ Riesenjubel und eine Einladung zum Science Slam nach Berlin waren die Folge dieser kreativen Darbietung.

Im letzten Beitrag wurden die Töne dann selbst zum Thema gemacht. „Ist das Musik oder kann das weg“, fragte Pascal Zurek, der bereits bei verschiedenen Poetry Slams Bühnenerfahrung sammeln konnte. Er kombinierte für die Präsentation seine beiden Studienfächer Musik und Physik, indem er versuchte, eine Formel aufzustellen, mit der man Musik bewerten kann.
Dabei kam er über eine Kaffeemaschine, die wie Metal klingt und einen Beatleskoeffizienten zu dem Ergebnis, dass es letztendlich auf jeden Hörer individuell ankommt. „Mir ist nur wichtig, dass man jeder Art von Musik eine Chance gibt“, sagte er. Auch seine Ausführungen sorgten für langen Applaus, sodass ein Stechen zwischen ihm und Isabella notwendig war.
Doch auch im dritten Versuch konnte Moderatorin Judith Platz keinen eindeutigen Vorteil erkennen, sodass der Sieg und die Boxhandschuhe kurzerhand geteilt wurden. Damit gab es im zweiten Rostocker Science Slam auch zwei Sieger. Wenn das der Beginn einer Serie ist, könnten bereits im Januar drei erste Plätze vergeben werden – da ist nämlich der nächste Slam geplant. Dann vielleicht mit mehr als vier Wettbewerbsbeiträgen.
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