Eine BUGA in Rostock ist machbar, wenn …

Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Bundesgartenschau 2025 im Rostocker Stadthafen bei Bürgerinformationsveranstaltung vorgestellt

20. April 2018, von
Im Rostocker Stadthafen könnte 2025 die Bundesgartenschau stattfinden, sagt eine Machbarkeitsstudie (Foto: Archiv)
Im Rostocker Stadthafen könnte 2025 die Bundesgartenschau stattfinden, sagt eine Machbarkeitsstudie (Foto: Archiv)

Eine Buga ist machbar, wenn … – so lautet das Fazit der Machbarkeitsstudie, die im Auftrag der Stadtverwaltung erstellt wurde. Sie hat untersucht, welche Voraussetzungen gegeben sein müssten, damit die Bewerbung für eine Bundesgartenschau im Jahr 2025 erfolgreich sein kann. Ob die Stadt sich überhaupt bewirbt, das entscheidet die Bürgerschaft auf ihrer kommenden Sitzung im Mai. Dann wäre schon einmal die Hälfte der ersten Bedingung abgearbeitet: das Bekenntnis der Entscheidungsträger. Fehlt noch das positive Bekenntnis der Rostocker Bürger. Viele von denen, die gestern auf einer dritten Informationsveranstaltung im gut gefüllten Bürgerschaftssaal waren, lobten die Pläne.

Seit der letzten Veranstaltung im Februar wurden einige unklare Punkte noch einmal intensiv untersucht, nachgerechnet und viele Gespräche mit externen Fachleuten und Betroffenen geführt, berichtet Planungsleiter Bernhard Schwarz. Er unterstrich nochmals, dass es bei der Buga nicht nur um ein 170 Tage dauerndes Gartenfest ginge, sondern um ein strategisches Element der Stadtentwicklung und stellte erste Ziele und Ideen vor, die daran geknüpft werden sollen.

Dabei habe man für Rostock nicht alles neu erfinden müssen, sondern Konzepte zur Mobilität und Ideen zur Entwicklung des Rostocker Stadthafens aus den letzten Jahren zusammengefasst und geschärft, so Schwarz.

Missstände rund um den Stadthafen sollen beseitigt, Freiflächen neu entwickelt, Formen des innovativen Wohnens ermöglicht, Verkehrsflüsse verbessert, Stadtteile miteinander verbunden werden. „Wichtig“, betont Schwarz, „alles, was wir machen, soll dauerhaft die Attraktivität der Stadt erhöhen.“

Wie soll das konkret aussehen?

Ein zentrales Motiv im Stadthafen soll der Platz am Christinenhafen werden, wo das Archäologische Landesmuseum gebaut wird, das Teil der Buga sein soll. Wo jetzt noch der Charme einer Parkplatzwüste vorherrscht, soll das Umfeld neu gestaltet werden. Unter anderem mit einem weiteren Gebäude, in dem während der Buga die für eine Gartenschau obligatorische Blumenhalle und danach eine Markthalle, ein Terminal für kleine Kreuzfahrtschiffe oder vielleicht sogar Wohnen untergebracht werden können. Das Robuste, was für einen Hafen und Großveranstaltungen wie die Hanse Sail nötig sei, soll dabei erhalten bleiben.

Herzstück einer möglichen Buga soll eine Brücke sein, die das steinerne Stadtzentrum mit dem grünen Gehlsdorf verbindet.
Herzstück einer möglichen Buga soll eine Brücke sein, die das steinerne Stadtzentrum mit dem grünen Gehlsdorf verbindet.

Von hier aus beginnt auch die Brücke, die bis nach Gehlsdorf führt. Auch nach Gesprächen mit den Yachtclubs, die zuvor bereits ihre Bedenken geäußert hatten, löst das geplante Bauwerk nicht nur bei ihnen Skepsis aus. Ein Argument: die Durchführbarkeit der Hanse Sail. Sie sei immerhin eine wichtige touristische Marke, die auch in Zukunft erhalten werden soll. Die könne sich jedoch an die Brücke anpassen. Die Brücke habe nur positive Auswirkungen auf den jährlichen Besuch der Großsegler im Stadthafen, erklärt Tourismusdirektor Matthias Fromm. Auch Hafenkapitän Gisbert Ruhnke sieht keine Einschränkungen für größere Schiffe in diesem Bereich der Warnow und setzt auf festgelegte Durchfahrtszeiten. Schon in diesem Jahr, so eine Vorgabe vom für die Warnow zuständigen Bundesamt, werden aus Sicherheitsgründen vorgegebene Ankunfts- und Abfahrtszeiten für die Schiffe eingeführt, berichtet der Leiter des Hafenamtes. Man arbeitete im Moment daran, dass die Zuständigkeit für die Warnow in diesem Bereich bis 2022 vom Bund in die Hand der Hansestadt übergehe. An die Segler adressiert, fragte er, ob man an alten Traditionen festhalten müsse, oder ob das Segelrevier für die Regatten nicht auch verlegt werden könnten. „Darüber kann man reden. Es ist alles machbar.“

„Aus unserer Sicht ist die Brücke eine unabdingbare Maßnahme, um den Rundweg um das Rostocker Oval zu entwickeln“, beharrt Bernhard Schwarz. Mit dem Brückenschlag soll das grüne Potenzial am Gehlsdorfer Ufer für die Innenstädter leichter erschlossen werden können. Einen Stadtstrand stellen sich die Planer an dieser Stelle vor.

Anders, weniger erholungsintensiv soll es in der benachbarten Hechtgrabenniederung zugehen. Hier liegt der Fokus auf dem Biotop- und Artenschutz. Mensch und Natur sollen sich an diesem grünen Lernort näherkommen.

Entlang der Hänge der 35 Hektar großen, alten Deponiefläche soll ein Sport- und Spielpark für Dierkower, Toitenwinkler und Innenstädter entstehen. Wenn der Deponiekörper nicht verletzt werde, seien keine giftigen Entgasungen zu befürchten und einer Nutzung stehe nichts im Wege, beruft sich Bernhard Schwarz auf Nachfrage auf ein Gutachten dazu.

Auf dem alten Gelände des alten Bauhofs und Veolia könne Platz für urbanes Gärtnern und experimentelles, grünes Bauen sein. Bauen am und auf dem Wasser wäre hier als Thema möglich, führt Schwarzer die Ideensammlung fort. Die vorhandenen Hallen müssen dafür nicht abgerissen werden, sondern können für Tomaten- oder Fischzucht genutzt werden. Ein Teil dieser Ideen für das „Warnow-Quartier“ könne bereits zur Buga umgesetzt werden.

Auch wenn einige den Stadthafen als Betonwüste und das Gehlsdorfer Ufer als verwahrlost empfinden, sind hier viele Freizeisportler und Berufspendler auf dem Rad und auf dem Wasser anzutreffen.
Auch wenn einige den Stadthafen als Betonwüste und das Gehlsdorfer Ufer als verwahrlost empfinden, sind hier viele Freizeisportler und Berufspendler auf dem Rad und auf dem Wasser anzutreffen.

Zusammengehalten werden die einzelnen Flächen durch einen Rundweg für Fußgänger und Radfahrer, für Einheimische, Pendler und Touristen.

66,5 Hektar soll letztendlich das Ausstellungsgelände umfassen. Zum Vergleich: Die IGA war 100 Hektar groß. 1,7 Millionen Besucher werden erwartet, 10.000 pro Tag. Der Preis für eine Eintrittskarte soll bei 20 Euro liegen. „Keiner kommt mehr, um nur Blumen anzuschauen. Ein kulturelles Programm, Gastronomie gehören ebenfalls dazu“, erklärt Bernhard Schwarz einige der nötigen Zutaten für eine Gartenschau.

Und wer soll das alles bezahlen? Eine weitere Bedingung für die erfolgreiche Durchführung der Buga, so die Machbarkeitsstudie, sei die Förderung vom Land. „Die waren begeistert. Zumindest haben sie den Eindruck vermittelt“, berichtet Chris Müller-von Wrycz Rekowski von Gesprächen mit mehreren Landesministerien. Allein 25 Millionen Euro hat das Wirtschaftsministerium bereits zugesagt. Insgesamt strebt der Finanzsenator eine Förderung von 50 Prozent an. So hoch sei auch die Förderung gewesen, als Schwerin eine Buga organisierte. „Es wird keine separate Förderung für die Buga geben, sondern wir werden die einzelnen Projekte in bestehende Förderinstrumente einpassen.“ Die Kommunalaufsicht habe immerhin zu erkennen gegeben, dass sich Rostock eine Buga leisten könne.

112 Millionen Euro sollen die Maßnahmen für die Buga kosten. „Man kann mit einer Buga kein Geld verdienen“, sieht der Finanzsenator die Refinanzierung über Eintrittsgelder eingeschränkt. „Wir müssen 15 bis 16 Millionen Euro dazugeben“, die jetzt schon in die zukünftigen Haushalte eingeplant werden können. Für Rostocker Unternehmen sei die Buga ein Konjunkturprogramm sondergleichen, wirbt Chris Müller-von Wrycz Rekowski und spricht von einer halben Milliarde Euro Investition in die Hansestadt Rostock.

Das alles soll zwischen Heute und 2025 entwickelt werden. „Wir sind zeitlich nicht auf Rosen gebettet“, räumt Schwarzer ein. Aber es sei machbar, wenn – und das ist die dritte Bedingung – effiziente Organisationsstrukturen das große Stadtentwicklungsprojekt vorantreiben.

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