Wege an die Oberfläche - Ausstellung, Max-Planck-Institut
Kunst begegnet Wissenschaft im Max-Planck-Institut für demografische Forschung
27. August 2010, von Phillip
„Neugierde ist eine unglaublich treibende Kraft für Entdeckungen“, so die Worte von Kuratorin und Künstlerin Miro Zahra gestern Abend in ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung „Wege an die Oberfläche“ im Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock.
Dies gilt sowohl für die Wissenschaft als auch für die Kunst. Künstlerinnen begegnen Wissenschaftlerinnen – Wissenschaftlerinnen begegnen Künstlerinnen: So lautet das Motto der Ausstellung. Dass eine fruchtbare Zusammenarbeit entstehen kann, wenn sich sowohl neugierige Wissenschaftlerinnen als auch neugierige Künstlerinnen gemeinsam einem Thema widmen, davon können sich die Besucher derzeit selbst ein Bild machen.

Auch wenn es dabei um Oberflächen geht, ging es bei der Entstehung der Ausstellung alles andere als oberflächlich zu. Ganze zwei Jahre lang trafen sich die Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen regelmäßig, um das Thema zu erörtern. Zunächst galt es aber Kommunikationsbarrieren zwischen Kunst und Wissenschaft zu überwinden. „Wir mussten erst einmal eine gemeinsame Sprache entwickeln“, erinnert sich Miro Zahra an den zurückliegenden Prozess.
Die Zusammenarbeit entwickelte sich ursprünglich im Jahr 2007 aus einer Begegnung von Zahra mit der Physikerin Viola von Oeyenhausen bei der Veranstaltung „Künstler vs. Künstlerin“ im Künstlerhaus für zeitgenössische Kunst Plüschow bei Grevesmühlen. Dabei stellte sie fest, dass die Physikerin mit ihren Aufnahmen mit einem Tunnelmikroskop auf eine ganz andere Art sehr ähnliche Bilder generiert wie sie selbst. Am Ende entstanden etwa 20 Arbeiten verschiedener zeitgenössischer Künstlerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern.

Das gemeinsame Projekt sollte nicht nur Kunst und Wissenschaft einander näher bringen, sondern durch die Vernetzung auch Frauen in zwei männerdominierten Bereichen stärken. Nicht umsonst ist der Veranstalter der Ausstellung das Projekt „Kunst von Kunst zu leben“, das Künstlerinnen in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend vernetzen und professionalisieren soll. Künstlerinnen sind gegenüber ihren männlichen Pendants nach wie vor schlechter gestellt und werden beispielsweise in Katalogen weniger berücksichtigt.

Nach Grußworten von Dr. Mirko Sporket, stellvertretender Geschäftsführers des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung und Dr. Birgit Gabler, Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, durften sich die Besucher selbst ein Bild des Dialogs zwischen Kunst und Wissenschaft machen.
Dr. Sporket, der unterstrich, dass das Institut der Kunst seit jeher verbunden sei, sprach von einem „überaus beeindruckenden Ergebnis“. Dr. Gabler dagegen räumte mit der landläufigen Vorstellung auf, Künstler würden in den Tag hinein leben und betonte stattdessen, dass Künstler ähnlich diszipliniert und ergebnisorientiert arbeiten wie Wissenschaftler.

Nicht direkt zur Ausstellung gehörend, aber dennoch erwähnenswert ist außerdem das hexagonale Kaleidoskop des dänischen Künstlers isländischer Herkunft Olafur Eliasson. In seinen Werken widmet er sich hauptsächlich physikalischen Phänomenen in der Natur. Das Kaleidoskop gewährt den Besuchern einen ganz neuen, etwas surrealen Blick auf die Umgebung des Instituts.
Die Ausstellung wird noch bis einschließlich Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr zu sehen sein. Am Samstag wird es zudem zwischen 16 und 18 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Intuitives und rationales Denken“ geben.